BVR fordert flexibleres Regelwerk für Genossenschaftsbanken: Digitaler Euro und Wirtschaftswachstum im Fokus

Anlässlich der IWF-Herbsttagung in Washington fordert der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken ein flexibleres Regelwerk für Genossenschaftsbanken. Ein eigenständiger Ordnungsrahmen soll Bürokratie reduzieren und wirtschaftliche Dynamik fördern, während gleichzeitig die Finanzstabilität erhalten bleibt. Zudem betont der Verband, dass der digitale Euro einfach, sicher und in privatwirtschaftliche Lösungen integrierbar sein muss.
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Inhaltsübersicht

– BVR fordert flexibleres Regelwerk für Genossenschaftsbanken zur wirtschaftlichen Dynamik
– Digitaler Euro muss in privatwirtschaftliche Strukturen integrierbar sein
– BVR erwartet 1,0 Prozent Wirtschaftswachstum in Deutschland für 2026

BVR fordert flexiblere Regeln für Genossenschaftsbanken

Anlässlich der Herbsttagung des Internationalen Währungsfonds in Washington am 16. Oktober 2025 positioniert sich der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) mit klaren Forderungen zur Regulierung des Bankensektors und zur wirtschaftlichen Entwicklung Deutschlands.

Der BVR sieht Deutschland trotz der aktuell schwierigen globalen Rahmenbedingungen als wirtschaftlichen Hoffnungsträger. Damit öffentliche Mittel ihre volle Wirkung entfalten können, benötigen die Banken nach Ansicht des Verbandes mehr Spielraum. "Unsere Banken brauchen die notwendige Bewegungsfreiheit, statt ihre Ressourcen in bürokratische Anforderungen zu binden", betont Daniel Quinten, Mitglied des BVR-Vorstandes.

Der Verband erneuert seine Forderung nach einem eigenständigen Ordnungsrahmen für Regionalbanken – dem sogenannten "Second Single Rulebook". "Wir brauchen ein flexibleres, gleichzeitig robustes Regelwerk statt Einheitsvorschriften. Nur so lässt sich wirtschaftliche Dynamik entfalten bei Erhalt des hohen Niveaus an Finanzstabilität", so Quinten weiter.

In der Debatte um den digitalen Euro mahnt der BVR eine praxistaugliche Umsetzung an. "Der digitale Euro kann ein wichtiger Baustein für Europas Resilienz werden – wenn er richtig konzipiert wird", erklärt Tanja Müller-Ziegler, ebenfalls Mitglied des BVR-Vorstandes. Sie betont: "Wirkliche europäische Souveränität kann nur erreicht werden, wenn für alle Anbieter des digitalen Euros gleiche Wettbewerbsbedingungen bestehen." Der Verband unterstützt das Projekt grundsätzlich, pocht aber auf praktikable Lösungen: "Wir unterstützen dieses Projekt des Eurosystems, doch der digitale Euro muss einfach, sicher und integrierbar in privatwirtschaftliche Lösungen sein."

Die wirtschaftliche Einschätzung des BVR fällt vorsichtig optimistisch aus: Während der IWF für 2025 ein Wachstum von 0,2 Prozent prognostiziert, erwartet der BVR eine Stagnation von 0,0 Prozent (Stand: 16.10.2025). Für das Jahr 2026 rechnet der Verband jedoch mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 1,0 Prozent (Stand: 16.10.2025) – nach drei Jahren ohne Wirtschaftswachstum in Folge.

Der BVR-Vorstand nutzt die Gespräche in Washington, um diese Positionen in den internationalen Diskurs einzubringen und für eine praxistaugliche Ausgestaltung von Regulierung und Zahlungsverkehr zu werben.

Warum ein „Second Single Rulebook“?

Die Forderung nach einem eigenständigen Ordnungsrahmen für Regionalbanken zielt auf eine grundlegende Neujustierung der Finanzregulierung ab. Während das etablierte „Single Rulebook“ für alle Banken gleiche Vorschriften vorsieht, plädiert der BVR für ein ergänzendes Regelwerk, das die besonderen Geschäftsmodelle und Risikoprofile kleinerer Institute berücksichtigt. Die Idee: Nicht Größe oder Komplexität sollten maßgeblich sein, sondern die tatsächliche Systemrelevanz einer Bank.

Regulatorische Unterschiede: klein vs. groß

Ein regionales Kreditinstitut mit Fokus auf mittelständische Unternehmen operiert in einem fundamentally anderen Umfeld als eine global agierende Großbank. Während internationale Institute mit komplexen Derivaten und länderübergreifenden Transaktionen arbeiten, konzentrieren sich Genossenschaftsbanken auf klassische Kreditgeschäfte und lokale Wirtschaftskreisläufe. Die aktuelle Regulierung behandelt beide Banktypen jedoch weitgehend gleich – was zu erheblichem bürokratischen Aufwand bei Instituten führt, deren Geschäftsmodell vergleichsweise überschaubar bleibt.

Befürworter argumentieren, dass vereinfachte Melde- und Eigenkapitalanforderungen Ressourcen freisetzen würden, die stattdessen in die Kreditvergabe fließen könnten. Kritiker warnen hingegen vor Fragmentierungseffekten: Unterschiedliche Regelwerke könnten die Aufsicht erschweren und Schlupflöcher für regulatorische Arbitrage schaffen.

Praxiswirkung für Kreditvergabe und Mittelstand

Die Diskussion um ein Second Single Rulebook ist keine theoretische Debatte – sie hat konkrete Auswirkungen auf die Wirtschaft vor Ort. Ein flexiblerer Rahmen könnte es Regionalbanken erleichtern, innovative Finanzierungsmodelle für Handwerksbetriebe oder Familienunternehmen zu entwickeln.

Stellen Sie sich einen regionalen Energieversorger vor, der in lokale Solarparks investieren möchte. Unter einem maßgeschneiderten Regelwerk könnte die Hausbank solche Projekte schneller und mit weniger bürokratischem Aufwand finanzieren – was direkt der regionalen Wertschöpfung zugutekäme.

Gleichzeitig birgt die Differenzierung regulatorische Herausforderungen: Wenn Institute mit ähnlichen Geschäftsmodellen unterschiedlichen Anforderungen unterliegen, könnten sich Risiken im Gesamtsystem anders verteilen als beabsichtigt. Eine zu starke Vereinfachung bei bestimmten Instituten könnte zudem Transparenz und Vergleichbarkeit beeinträchtigen.

Die zentrale Frage bleibt: Lässt sich ein Regelwerk schaffen, das einerseits den Besonderheiten regionaler Banken Rechnung trägt, andererseits die Stabilität des gesamten Finanzsystems nicht gefährdet? Die Suche nach dieser Balance prägt die aktuelle Regulierungsdebatte – mit direkten Konsequenzen für Unternehmen und Verbraucher.

Digitaler Euro: Chancen und Herausforderungen für Europas Finanzsystem

Die Einführung des digitalen Euro stellt die europäische Finanzlandschaft vor weitreichende Gestaltungsfragen. Während die Europäische Zentralbank plant, bis Oktober 2025 ein umfassendes Regelwerk für die technische und regulatorische Umsetzung vorzulegen (Stand: September 2025), stehen insbesondere die Integration in bestehende Bankstrukturen und die Sicherung gleicher Wettbewerbsbedingungen im Fokus.

Integration in Bankeninfrastruktur

Die geforderte Integrationsfähigkeit in privatwirtschaftliche Lösungen bedeutet konkret: Banken und Zahlungsdienstleister benötigen standardisierte technische Schnittstellen, um den digitalen Euro nahtlos in ihre Systeme einzubinden. Dazu gehören interoperable Plattformen, die den Zahlungsverkehr zwischen verschiedenen Anbietern ermöglichen, sowie harmonisierte Standards für Identitätsprüfungen (KYC) und Transaktionsüberwachung. Diese technologische Vernetzung soll sicherstellen, dass Kunden den digitalen Euro ebenso einfach nutzen können wie herkömmliche Zahlungsmittel – über ihre gewohnten Banking-Anwendungen und bei ihren vertrauten Finanzpartnern.

Wettbewerbs- und Souveränitätsfragen

Die Ausgestaltung des digitalen Euros birgt erhebliche Implikationen für den europäischen Finanzsektor. Einerseits könnte er als Baustein zur Stärkung der europäischen Resilienz dienen, indem er die Abhängigkeit von außereuropäischen Zahlungssystemen verringert und die technologische Souveränität Europas im digitalen Zahlungsverkehr stärkt. Andererseits drohen bei falscher Konzeption Fehlanreize für außereuropäische Zahlungsdienstleister, die möglicherweise von unterschiedlichen regulatorischen Anforderungen profitieren könnten.

Die zentrale Herausforderung liegt in der Schaffung eines Level Playing Field:

  • Chance: Europäische Banken könnten durch integrierte Lösungen ihre Kundenbindung stärken
  • Risiko: Technisch weniger flexible Institute könnten an Wettbewerbsfähigkeit verlieren
  • Gefahr: Fragmentierte Standards könnten Markteintrittsbarrieren für kleinere Anbieter schaffen

Die sorgfältige Gestaltung des digitalen Euros erweist sich somit als entscheidend für seine Akzeptanz und Wirksamkeit. Nur wenn alle Marktteilnehmer – von großen Kreditinstituten bis zu innovativen Fintechs – unter fairen Bedingungen agieren können, wird das Projekt sein volles Potenzial für die europäische Finanzsouveränität entfalten.

Wirtschaftsprognosen im internationalen Kontext

Die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands bewegt sich in einem komplexen internationalen Umfeld, das von verschiedenen Prognoseinstituten unterschiedlich bewertet wird. Der Internationale Währungsfonds (IWF) sieht für das laufende Jahr ein schwächeres Wirtschaftswachstum von 0,2 Prozent voraus – Stand: Frühjahr 2025.

Externe Prognosen im Überblick

Die IWF-Projektion verweist auf Belastungen durch Handelskonflikte und strukturelle Risiken. Konkret bedeutet dies: Internationale Handelsunsicherheiten können Investitionsentscheidungen verzögern und Unternehmen zur Zurückhaltung bei Expansionen bewegen. Strukturelle Risiken umfassen längerfristige Herausforderungen wie demografische Entwicklungen oder Transformationsprozesse in Schlüsselindustrien.

Mögliche Tabelle: Vergleich von Prognosen
(Redaktionswerkzeug – Spaltenvorschlag: Jahr | Prognose (Quelle) | Wert | Quelle/Stand)

Jahr Prognose (Quelle) Wert Quelle/Stand
2025 IWF 0,2 % Frühjahr 2025

Hinweis für die Redaktion: Bei Bedarf können hier Prognosen aus der Pressemitteilung (Kapitel 1) ergänzt werden, diese wären dann als PM-Werte mit Stand: 16.10.2025 zu kennzeichnen.

Unsicherheitsfaktoren kurz erklärt

Neben den genannten Handelskonflikten beeinflussen weitere internationale Entwicklungen die Wirtschaftsperspektiven. Die US-Wirtschaftspolitik stellt einen bedeutenden Unsicherheitsfaktor dar – sowohl in handelspolitischer Hinsicht als auch durch mögliche Auswirkungen auf die globalen Finanzmärkte.

Wie in der Pressemitteilung des BVR dargestellt (siehe Kapitel 1), bleiben die Handelsbeziehungen zwischen den USA und der Europäischen Union trotz jüngster Vereinbarungen von Unsicherheiten geprägt. Zusätzlich könnten Entwicklungen in der US-Geldpolitik und Haushaltsführung internationale Finanzströme beeinflussen, was sich wiederum auf die deutsche Konjunktur auswirken würde.

Ausblick: Was bedeutet das für Verbraucher und Unternehmen?

Die Forderungen des BVR nach einem flexibleren Bankenregelwerk, die Debatte um den digitalen Euro und die moderaten Wachstumsprognosen haben konkrete Auswirkungen auf Bürger, Mittelständler und regionale Banken. Diese Entwicklungen prägen nicht nur die Finanzwelt, sondern beeinflussen unmittelbar den wirtschaftlichen Alltag.

Konsequenzen für Verbraucher

Für Privatkunden bedeutet die Diskussion um regulatorische Spielräume für Regionalbanken langfristig mehr Servicequalität vor Ort. Wenn Genossenschaftsbanken weniger Ressourcen in Bürokratie investieren müssen, können sie diese stattdessen in persönliche Beratung und digitale Services lenken. Gleichzeitig steht mit dem digitalen Euro eine grundlegende Veränderung des Zahlungsverkehrs bevor – er soll einfach und sicher in bestehende Banklösungen integrierbar sein, wie der BVR betont. Für Verbraucher könnte dies bedeuten, dass sie künftig zwischen verschiedenen digitalen Zahlungsoptionen wählen können, ohne auf etablierte Banking-Strukturen verzichten zu müssen.

Erwartungen an Politik und Aufsicht

Die Bankenaufsicht steht vor der Herausforderung, ausreichend Spielräume für Regionalbanken zu schaffen, ohne das hohe Niveau an Finanzstabilität zu gefährden. Ein eigenständiges Regelwerk für kleinere Institute könnte hier Balance schaffen. Für den Mittelstand sind vor allem die geplanten Bürokratieabbau-Maßnahmen der Bundesregierung relevant: Sie sollen die Investitionsbereitschaft stärken und Gründungen erleichtern. Die Digitalisierung der Zahlungssysteme wiederum verlangt von allen Beteiligten – Banken, Zahlungsdienstleistern und Aufsichtsbehörden – klare technische Standards und faire Wettbewerbsbedingungen.

Die weitere Entwicklung wirft entscheidende Fragen auf: Wie wird die Politik auf die Forderungen nach einem flexibleren Bankenregelwerk reagieren? Welche technischen Standards setzt die EZB für die Integration des digitalen Euros in private Bankensysteme? Und wie können die geplanten öffentlichen Investitionen tatsächlich zusätzliches privates Kapital mobilisieren, um die wirtschaftliche Dynamik in Deutschland zu stärken?

Dieser Beitrag enthält Informationen und Zitate aus einer Pressemitteilung des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR).

Weiterführende Quellen:

  • „Der IWF prognostiziert für Deutschland ein schwächeres Wirtschaftswachstum von 0,2 Prozent im Jahr 2025, belastet durch Handelskonflikte und strukturelle Risiken (Stand: Frühjahr 2025).“ – Quelle: https://www.wiwo.de
  • „Die Europäische Zentralbank arbeitet an der Integration des digitalen Euros in privatwirtschaftliche Bankstrukturen und plant bis Oktober 2025 ein umfassendes Regelwerk für dessen technische und regulatorische Umsetzung (Stand: September 2025).“ – Quelle: https://kpmg.com/de
  • „Der digitale Euro soll ein Baustein zur Stärkung der europäischen Resilienz sein, muss aber sorgfältig gestaltet werden, um Fehlanreize für außereuropäische Zahlungsdienstleister zu vermeiden (Stand: September 2025).“ – Quelle: https://de.wikipedia.org

7 Antworten

  1. . Ich stimme zu, dass ein flexibleres Regelwerk nötig ist! Regionalbanken sind wichtig für unsere lokale Wirtschaft. Was denkt ihr über die Herausforderungen bei der Umsetzung?

    1. . Das ist ein guter Punkt! Ich denke auch, dass wir darauf achten müssen, wie unterschiedliche Regelwerke sich auf kleinere Banken auswirken werden.

  2. Die Prognosen für das Wirtschaftswachstum sind ja eher vorsichtig. Glaubt ihr, dass der BVR mit seinen Forderungen wirklich etwas ändern kann? Was passiert, wenn nichts passiert?

  3. Ich finde es wichtig, dass die Banken mehr Flexibilität bekommen. Wenn sie weniger Zeit mit Bürokratie verbringen müssen, können sie besser für uns alle arbeiten. Wer denkt wie ich darüber?

    1. Ich bin auch dafür! Es wäre super, wenn die Banken schneller auf unsere Bedürfnisse reagieren könnten. Was haltet ihr von den Möglichkeiten des digitalen Euros?

    2. Ja, das klingt gut! Aber ich mache mir Sorgen über die Sicherheit des digitalen Euros. Gibt es dazu schon mehr Infos? Ich würde gerne wissen, wie das alles funktionieren soll.

  4. Die Idee eines Second Single Rulebook klingt spannend. Aber wie können wir sicherstellen, dass die Regionalbanken nicht benachteiligt werden? Ich hoffe, es gibt genügend Diskussionen über die richtige Balance.

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