Bundesweiter Warnstreik an Theatern: Künstlergewerkschaften fordern gerechte Theatervergütung und TVöD-Anpassung

Am 20. Juni 2025 legten an über 80 Theatern und Konzerthäusern bundesweit mehrere tausend Künstler*innen und künstlerisch-technische Beschäftigte für 30 Minuten die Arbeit nieder, um für eine faire Vergütung zu protestieren. Sie fordern die volle Übernahme des TVöD-Abschlusses in den Tarifverträgen NV Bühne und TVK mit einer Erhöhung der Grundvergütungen und Tätigkeitszulagen um 3 % (mindestens 110 Euro) zum 1. April 2025 und um weitere 2,8 % zum 1. Mai 2026 sowie Zuwendungen von 85 %, einen zusätzlichen Urlaubstag und die Überführung der 60-Euro-Schichtzulage in die Grundvergütung. Heinrich Schafmeister erklärt*: „Die Beteiligung war deutlich und entschlossen.“ Die nächste Verhandlungsrunde findet am 25. Juni 2025 statt, weitere Arbeitskampfmaßnahmen bleiben möglich.
VerbandsMonitor – Themen, Trends und Ticker vom 13.04.2025

– 20. Juni 2025: Über 80 Theater und Konzerthäuser legten landesweit 30 Minuten Arbeit nieder.
– Forderungen umfassen TVöD-Übernahme mit Grundgehaltserhöhungen von 3 % und 2,8 %, 85 % Sonderzahlungen.
– Nächste Verhandlungsrunde findet am 25. Juni 2025 statt, weitere Arbeitskämpfe nicht ausgeschlossen.

Warnstreik der Künstler*innen: Über 80 Bühnen bundesweit für faire Bezahlung stillgelegt

Am 20. Juni 2025 legten an mehr als 80 Theatern und Konzerthäusern in Deutschland mehrere tausend Künstler*innen und künstlerisch-technisch Beschäftigte für eine halbe Stunde die Arbeit nieder. Von Schauspieler:innen und Chorsänger:innen über Musiktheatersolist:innen bis zu Mitarbeitenden aus Technik, Maske, Kostüm und Dramaturgie beteiligten sich zahlreiche Berufsgruppen an dem bundesweiten Warnstreik. Die Aktion begann um 11:30 Uhr und setzte ein klares Zeichen für die Forderung nach einer gerechten Bezahlung in der öffentlichen Theater- und Konzertlandschaft.

Im Mittelpunkt steht die volle Übernahme des aktuellen TVöD-Abschlusses auf die geltenden Tarifverträge NV Bühne und TVK. Die Gewerkschaften verlangen konkret eine Erhöhung der Grundvergütungen und Tätigkeitszulagen um 3 Prozent (mindestens 110 Euro) zum 1. April 2025 sowie um weitere 2,8 Prozent zum 1. Mai 2026. Darüber hinaus soll die Zuwendung – also das 13. Gehalt, Sommer- und Weihnachtsgeld – auf 85 Prozent angehoben werden. Ein individueller freier Urlaubstag pro Jahr und die Überführung der aktuellen Schichtzulagenerhöhung von 60 Euro in die Grundvergütung gehören ebenfalls zu den Kernforderungen.

Heinrich Schafmeister, Tarifbevollmächtigter des Berufsverbands der Filmschauspieler (BFFS), unterstreicht die Entschlossenheit der Beteiligten*: „Die Beteiligung war deutlich und entschlossen. Sie zeigt, dass die Kolleginnen für eine gerechte und gleichwertige Bezahlung einstehen.“ Auch Lisa Jopt, geschäftsführende Präsidentin der Gewerkschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger (GDBA), hebt hervor: „Der Warnstreik war notwendig, weil der Deutsche Bühnenverein eine gleichwertige Übernahme des TVöD-Abschlusses bislang noch verweigert. Mit dieser Aktion erhöhen wir den Druck vor der nächsten Verhandlungsrunde.“

Der Geschäftsführer der künstlerischen Gewerkschaft unisono, Robin von Olshausen, betont*: „Es geht um die materielle Anerkennung unserer künstlerischen Arbeit. Die Beschäftigten im Theater- und Konzertbereich müssen anderen Gruppen im öffentlichen Dienst gleichgestellt bleiben.“ Gerrit Wedel, Geschäftsführer der Vereinigung Deutscher Opernchöre (VdO), ergänzt*: „Unsere Forderungen sind klar, begründet und notwendig. Die Arbeitgeberseite muss sich bewegen – der heutige Tag war ein unmissverständliches Signal in diese Richtung.“

Die nächste Verhandlungsrunde ist für den 25. Juni 2025 geplant. Sollte es bis dahin keine Einigung geben, behalten sich die Beteiligten weitere Arbeitskampfmaßnahmen vor, um ihre Forderungen durchzusetzen. Die breite Beteiligung am Warnstreik macht deutlich, wie wichtig die Beschäftigten eine faire und anerkannte Vergütung ihrer künstlerischen und technischen Leistungen ist.

Was hinter dem Warnstreik der Künstler*innen steckt

Der Warnstreik der Künstler*innen und Bühnenbeschäftigten in Deutschland zeigt ein wachsendes Spannungsfeld in der Kulturbranche. Die Arbeitsbedingungen auf Theatern, in Konzertsälen und bei künstlerisch-technischen Diensten spitzen sich zu, weil die aktuellen Tarifverträge nicht mit der allgemeinen Entwicklung im öffentlichen Dienst mithalten. Die Beschäftigten kämpfen für eine volle Übernahme des Tarifabschlusses des öffentlichen Dienstes (TVöD), während sie bisher auf tariflicher Grundlage nach den sogenannte NV Bühne und TVK arbeiten. Diese Verträge sind in wichtigen Punkten veraltet und lassen die künstlerischen Berufe oft wirtschaftlich benachteiligt zurück.

Die Forderungen zielen dabei auf eine gerechtere Vergütung, die nicht nur höhere Grundgehälter umfasst, sondern auch Zulagen und Zusatzleistungen wie das 13. Gehalt stärker berücksichtigt. Zudem wird ein individueller freier Urlaubstag pro Jahr gefordert, um den besonderen Belastungen im Kulturbereich Rechnung zu tragen. Allerdings reicht es hier nicht nur um Geld. Die Tarifrunde zeigt vor allem den strukturellen Wunsch nach Anerkennung und Gleichstellung mit anderen öffentlichen Dienstgruppen. Die künstlerischen Berufe sehen sich immer noch nicht auf Augenhöhe mit klassischen Angestellten im öffentlichen Sektor, obwohl sie oft unter vergleichbaren oder sogar höheren Belastungen arbeiten.

Die Gründe für diese angespannte Situation liegen auch in gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen: Die Kulturfinanzierung ist vielerorts stabil, aber knapp kalkuliert. Die öffentliche Wahrnehmung kultureller Arbeit als weniger „essentiell“ führt dazu, dass diese Beschäftigten bei Tarifverhandlungen seltener mit den gleichen Prioritäten behandelt werden wie andere Berufsgruppen im öffentlichen Dienst. Gleichzeitig steigen jedoch die Erwartungen an Kulturstätten als Bildungs- und Treffpunkt, was den Druck auf die Beschäftigten erhöht und die Forderung nach fairen Arbeitsbedingungen verstärkt.

Wichtigste Herausforderungen auf einen Blick:

  • Niedrige Grundvergütungen im Vergleich zum TVöD trotz hoher beruflicher Anforderungen
  • Unzureichende Berücksichtigung von Zuschlägen und besonderen Arbeitszeiten
  • Fehlende individuelle Freistellungen für Erholung und Ausgleich
  • Strukturelle Unterfinanzierung der Kulturinfrastruktur trotz wachsender gesellschaftlicher Bedeutung
  • Ungleiche Behandlung im Vergleich zu anderen Bereichen des öffentlichen Dienstes

Kulturelle Arbeit leistet einen wichtigen Beitrag zur Gesellschaft: Sie fördert Bildung, Integration und Gemeinschaftssinn. Das traditionelle Bild von Kunst als rein freiwilliger, nebenberuflicher Tätigkeit entspricht längst nicht mehr den realen Arbeitsverhältnissen. Deshalb steht die Anerkennung der künstlerischen Berufe als voller Bestandteil des öffentlichen Dienstes im Mittelpunkt der Forderungen. Die Debatte um faire Bezahlung und Arbeitsbedingungen ist zugleich eine gesellschaftspolitische Frage, wie Kultur in Zukunft gestaltet und finanziert werden soll.

Die aktuellen Warnstreiks senden ein klares Signal an die Verantwortungsträger: Die Beschäftigten wollen und müssen in Tarifverhandlungen ernst genommen werden. Ob sich die Arbeitgeber zu größeren Zugeständnissen bewegen, wird die nächste Verhandlungsrunde zeigen. Sollte es bei der Weigerung bleiben, könnte die Streikbewegung weiteren Zulauf erhalten und sich auch über die Theaterspielstätten hinaus auf andere Kulturbereiche ausdehnen. Damit würden nicht nur kurzfristige Lohnerhöhungen, sondern grundlegende Veränderungen im Arbeitsumfeld angestoßen, die den Kulturbereich nachhaltiger und attraktiver machen könnten.

Die künftige Entwicklung hängt daher wesentlich von der Bereitschaft ab, kulturelle Arbeit als gleichwertigen Teil der öffentlichen Dienstleistung anzuerkennen und die Ausbildung bisheriger Lohnlücken entschlossen anzugehen. Diese tarifpolitische Auseinandersetzung zeigt damit exemplarisch, wie eng ökonomische Gerechtigkeit mit gesellschaftlicher Wertschätzung und strukturellen Rahmenbedingungen verknüpft ist.

Die Informationen und Zitate dieses Beitrags basieren auf einer Pressemitteilung der unisono Deutsche Musik- und Orchestervereinigung e.V.

19 Antworten

  1. ‚Gerechte Bezahlung‘ klingt gut! Aber was genau bedeutet das? Sind die Forderungen realistisch? Ich bin mir da nicht sicher.

  2. Ich habe gelesen, dass viele Theater unterfinanziert sind. Das macht es schwer für die Künstler*innen. Wie kann man das ändern? Gibt es Vorschläge?

  3. Künstlerische Berufe sind wichtig für unsere Gesellschaft, aber sie werden oft nicht richtig anerkannt. Warum ist das so? Glaubt ihr, dass sich in Zukunft was ändern wird?

  4. Ich finde es gut, dass die Künstler*innen für ihre Rechte kämpfen. Es ist wirklich wichtig, dass sie eine gerechte Bezahlung bekommen. Was denkt ihr über die Forderungen nach mehr Urlaub? Ist das nicht auch wichtig?

    1. Ja, ich denke auch, dass ein freier Tag pro Jahr sehr wichtig ist. Künstler haben oft viel Stress und brauchen Zeit zum Erholen.

    2. Ich finde die 3 % Erhöhung zu niedrig. Sie leisten so viel für unsere Kultur, das sollte besser honoriert werden.

  5. Die Situation im Kulturbereich ist wirklich bedenklich und zeigt klar wie wichtig das Thema faire Bezahlung ist! Wie lange können Künstler*innen noch auf Veränderung warten? Wir müssen zusammenhalten!

  6. Es ist wirklich bedauerlich, wie die Kulturarbeiter behandelt werden. Ihre Forderungen nach besseren Arbeitsbedingungen sind völlig legitim! Können wir etwas tun, um ihre Stimmen lauter zu machen?

    1. Ja genau! Vielleicht könnten wir eine Petition starten oder eine Veranstaltung organisieren, um Bewusstsein zu schaffen? Das wäre ein Schritt in die richtige Richtung.

    2. Das wäre eine großartige Idee! Je mehr Leute sich informieren und engagieren, desto größer wird der Druck auf die Verantwortlichen.

  7. Die Forderungen der Künstler*innen sind absolut gerechtfertigt! Es ist schockierend zu sehen, dass sie trotz ihrer wichtigen Arbeit so wenig verdienen. Was denkt ihr über die Unterstützung durch die Gesellschaft?

    1. Ich glaube, es wäre hilfreich, wenn mehr Menschen an den Streiks teilnehmen würden oder wenigstens darüber reden! Kunst ist wichtig für unser Leben und sollte entsprechend wertgeschätzt werden.

  8. Ich habe von den Warnstreiks gehört und finde das mutig von den Künstler*innen. Sie verdienen definitiv eine angemessene Vergütung für ihre harte Arbeit. Wie können wir sie besser unterstützen?

  9. Ich finde es sehr wichtig, dass die Künstler*innen für ihre Rechte kämpfen. Es ist ungerecht, wie sie behandelt werden. Haben wir nicht das Recht auf faire Bezahlung? Es sollten mehr Menschen über diese Themen informiert werden.

    1. Ja, ich stimme zu! Die künstlerischen Berufe sind so wichtig für unsere Gesellschaft. Warum wird ihre Arbeit nicht gleichwertig anerkannt? Ich hoffe, dass die nächste Verhandlungsrunde positive Ergebnisse bringt.

    2. Das ist ein guter Punkt, Harry! Die Gesellschaft muss verstehen, wie viel Arbeit in der Kultur steckt. Vielleicht sollten wir mehr über die Bedeutung von Kunst sprechen?

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