Bremen (VBR). Inmitten einer der schwersten humanitären Krisen unserer Zeit hat die Bundesregierung angekündigt, die Bundesmittel für die Unterstützung von Geflüchteten drastisch zu kürzen. Diese Entscheidung könnte weitreichende und verheerende Folgen für zahlreiche traumatisierte Menschen haben.
Laut dem Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) erhielten bislang nur 3,1 % der potenziell bedürftigen Geflüchteten eine angemessene psychosoziale Versorgung. Mit den geplanten Kürzungen droht nun auch dieser minimalste Anteil zu sinken. Bereits im letzten Jahr hatte der BDP die Kürzungspläne als unverantwortlich kritisiert. Im Koalitionsvertrag war eigentlich festgeschrieben worden, dass die psychosoziale Versorgung psychisch belasteter Geflüchteter verstetigt werden soll. Nun jedoch steht zur Debatte, ob die Mittel im November tatsächlich gekürzt werden.
Die Konsequenzen wären dramatisch: Traumatisierte Geflüchtete könnten ihren oft einzigen Zugang zu lebensnotwendigen, therapeutischen Hilfen verlieren. Im Versorgungsbericht der Bundesweiten Arbeitsgemeinschaft der psychosozialen Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer (BafF) heißt es dazu eindringlich: „Damit kommt Deutschland seinen Verpflichtungen nach internationalem Recht, EU-Recht und Grundgesetz nicht nach.“
Die Psychosozialen Zentren (PSZs) in Deutschland sind auf ihre jetzige Finanzierung angewiesen. Fachkräfte stehen bereits jetzt unter enormem Druck. Kürzungen würden bedeuten, dass wichtige Stellen gestrichen und Aufnahmestopps verhängt werden müssten. Diese Arbeit ist jedoch essenziell für die Teilhabe und Integration der Betroffenen.
Nicht nur soziale, auch ökonomische Argumente sprechen gegen die geplanten Sparmaßnahmen. Eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung aus dem März belegt eindeutig, dass solche Kürzungen gemeinsam mit den bereits verschärften Regelungen im Asylbewerberleistungsgesetz (AsylbLG), Aufenthaltsgesetz (AufenthG) und Asylgesetz (AsylG) letztlich die Kosten für das Gesundheitssystem und andere gesellschaftliche Bereiche in die Höhe treiben würden.
Der BDP fordert deshalb nachdrücklich die Umsetzung des geltenden Koalitionsvertrags und appelliert an die Bundesregierung, die finanzielle Unterstützung der Psychosozialen Zentren sicherzustellen. Gemeinsam mit Wohlfahrtsverbänden und dem Dachverband der PSZs (BafF) setzt sich der BDP vehement für die Rücknahme der Kürzungspläne ein.
„Es ist Aufgabe des Staates, Menschen, die vor Krieg und anderen Bedrohungen flüchten, nicht nur Asyl zu gewähren, sondern ihnen auch eine psychologische Versorgung zu bieten, die es ihnen ermöglicht, eine Perspektive für die Zukunft zu entwickeln“, so der BDP. Erfolgreiche Integrationsbiographien würden langfristig nicht nur die gesellschaftlichen Strukturen stärken, sondern auch finanziell entlasten.
Diese Thematik betrifft uns alle. Es ist entscheidend, dass die Hilfe für besonders vulnerabel Gruppen erhalten bleibt. Nur so kann ein gemeinschaftliches und solidarisches Miteinander gewährleistet werden, in dem die Würde jedes Einzelnen respektiert wird.
Ihre Ansprechpartnerin:
Bettina Genée
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fon: +49176 58868222
Mail: presse@bdp-verband.de
Der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen e.V. (BDP) vertritt die beruflichen Interessen von rund 11.000 Mitgliedern aus allen Tätigkeitsbereichen und setzt sich seit über 75 Jahren für die Belange von Psychologinnen und Psychologen in Deutschland ein.
Für weitere Informationen, Pressekontakte, Bilder oder Dokumente geht es hier zur Quelle mit dem Originaltitel:
BDP-Pressemitteilung: Großteil Geflüchteter verliert Zugang zur psychosozialer …
Original-Content übermittelt durch news aktuell.
Der drohende Zusammenbruch der psychosozialen Versorgung von Geflüchteten: Hintergründe und Folgen
Die geplanten Kürzungen in der Finanzierung der psychosozialen Versorgung von traumatisierten Geflüchteten durch die Bundesregierung werfen ein düsteres Licht auf die Zukunft der Integration und psychischen Gesundheit dieser ohnehin stark belasteten Gruppe. Um die Tragweite dieser Einsparungen zu verstehen, ist es wichtig, einen Blick auf vergleichbare Ereignisse und wissenschaftliche Erkenntnisse zu werfen.
In den vergangenen Jahren haben Länder wie Schweden und die Niederlande, die ebenfalls eine hohe Anzahl an Geflüchteten aufgenommen hatten, bewiesen, dass Investitionen in psychosoziale Betreuung nicht nur humanitäre Verpflichtungen erfüllen, sondern auch langfristig finanzielle Vorteile bringen können. Studien zeigen, dass gut strukturierte Betreuungsprogramme die psychische Stabilität und Integrationsfähigkeit von Geflüchteten signifikant erhöhen. Dies führt zu weniger Belastungen für das Gesundheitssystem, reduziert Arbeitslosigkeit und fördert gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Im Gegensatz dazu hat Großbritannien 2012 drastische Kürzungen im Bereich der psychosozialen Versorgung von Asylsuchenden vorgenommen. Die darauf folgenden Jahre waren geprägt von einer Zunahme unversorgter psychischer Erkrankungen, was zu höheren Kosten in Not- und Langzeitbehandlungen führte – ein klarer Beleg dafür, dass Einsparungen an dieser Stelle letztlich kontraproduktiv sind.
Die Psychosozialen Zentren (PSZs) in Deutschland stehen mit ihrer Arbeit an vorderster Front, doch die aktuelle Situation stellt sie vor immense Herausforderungen. Bereits jetzt sind die Ressourcen knapp und die Nachfrage nach therapeutischen Dienstleistungen übersteigt bei weitem das Angebot. Wenn die angekündigten Kürzungen umgesetzt werden, droht ein Kollaps dieser etablierten Strukturen. Fachkräfte müssten entlassen werden, und die Wartelisten würden schier endlos werden, sodass viele traumatisierte Geflüchtete keinen Zugang mehr zu dringend benötigter Hilfe finden würden.
Verstärkt wird diese bedrohliche Lage durch die aktuelle politische Stimmungslage, die zunehmend restriktive Maßnahmen gegenüber Geflüchteten unterstützt, wie sie im jüngst verschärften Asylbewerberleistungsgesetz und Aufenthaltsgesetz verankert wurden. Diese Maßnahmen schaffen zusätzlich Riegel für einen ohnehin schwer zugänglichen Versorgungsweg und konterkarieren die Bemühungen um effiziente und humane Lösungen.
Betrachtet man diese Entwicklungen in einem größeren Kontext, wird deutlich, dass kurzfristige Sparmaßnahmen langfristig sowohl ökonomisch als auch sozial kontraproduktiv wirken können. Eine systematische Vernachlässigung der psychosozialen Unterstützung führt nicht nur zu erhöhten gesundheitlichen und sozialen Folgekosten, sondern auch zu einer Verschärfung von gesellschaftlicher Ausgrenzung und Spannungen.
Der BDP und weitere Verbände appellieren daher eindringlich an die Bundesregierung, ihre Pläne zu überdenken und den einschlägigen Expertenmeinungen zu folgen. Eine zukunftsfähige Politik muss die psychosoziale Versorgung von Geflüchteten als integralen Bestandteil einer nachhaltigen Integrations- und Sozialpolitik erkennen und entsprechend handeln. Es gilt, bestehende Strukturen zu stärken und weiter auszubauen, um den Betroffenen eine echte Perspektive zu bieten und gleichzeitig den gesamtgesellschaftlichen Nutzen zu maximieren.
Mögliche Social-Media-Hashtags:
#Pressemitteilung, #Geflüchtete, #PsychosozialeVersorgung, #BDP, #Trauma, #Menschenrechte, #Berlin, #Integration, #Kürzungen, #SozialesEngagement, #Gesundheitssystem, #Koalitionsvertrag, #HumanitäreKrise, #Wohlfahrtsverbände, #Psychologie, #Flüchtlingshilfe
Weitere Nachrichten aus der Verbands- und Vereinswelt finden Sie in unserem Newsportal.