Bauern- und Winzerverband fordert Entlastungen und Bürokratieabbau: Forderungen an Landesregierung im Überblick

Beim Delegiertentag des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd am 29. Oktober 2025 forderte der Verband von der Landesregierung konkrete Maßnahmen für eine zukunftsfähige Landwirtschaft. Zentrale Anliegen sind Entlastungen, Bürokratieabbau und eine Reform der Agrarverwaltung. Zudem brauche es Perspektiven für junge Menschen und Lösungen für die Wasserversorgung im Klimawandel.
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Inhaltsübersicht

– Bauern und Winzer fordern bessere Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft in Rheinland-Pfalz
– Delegiertentagung verabschiedete Resolution mit Forderungen vor der Landtagswahl
– Gefordert werden Bürokratieabbau, steuerliche Erleichterungen und bessere Wasserversorgung

Landwirte und Winzer fordern Zukunftsperspektiven

Die Delegierten des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd fordern von der Landesregierung Entlastungen angesichts gestiegener Produktionskosten und sinkender Wettbewerbsfähigkeit*.

Die zentrale Forderung lautet: "Die rheinland-pfälzische Landesregierung muss ihre Gestaltungsmöglichkeiten nutzen, um Rahmenbedingungen für eine zukunftsfähige Landwirtschaft zu schaffen." Konkret verlangen die Landwirte und Winzer einen umfassenden Bürokratieabbau, steuerliche Erleichterungen sowie zügigere Planungs- und Genehmigungsverfahren*.

BWV-Präsident Eberhard Hartelt betonte gegenüber Ministerpräsident Alexander Schweitzer: "Es braucht aber nicht nur die Möglichkeit zum Gestalten, sondern auch den Willen." Die Delegierten mahnen besondere Aufmerksamkeit für den Weinbau und die Viehhaltung an, die um ihre Existenz bangen. Außerdem müsse die Wasserversorgung als Grundlage für landwirtschaftliche Erträge gesichert werden*. Junge Menschen benötigen Perspektiven, um sie für grüne Berufe und Hofübernahmen zu gewinnen*.

Bürokratie, Förderpolitik, GAP: Hintergrund und Einordnung

Die agrarpolitischen Rahmenbedingungen in Rheinland-Pfalz haben sich in den vergangenen Jahren durch mehrere Reformen und Maßnahmenpakete verändert. Diese Entwicklungen zeigen sowohl auf Landes- als auch auf EU-Ebene unterschiedliche Ansätze zur Vereinfachung von Verwaltungsprozessen und zur Anpassung der Förderpolitik.

Was Rheinland-Pfalz bereits umgesetzt hat

Die Bundesregierung führte eine Vereinfachung im Agrarförderverfahren ein, die den bürokratischen Aufwand für landwirtschaftliche Betriebe reduziert hat. Die Auswirkungen dieser Maßnahme zeigten sich bereits bis 2020 in einer spürbaren Arbeitserleichterung für die Betriebe.

Das Land Rheinland-Pfalz plant die Umsetzung von 57 Maßnahmen zur Entlastung der Wirtschaft.*

Änderungen durch die GAP ab 2023 (Relevanz 2025)

Die neue Gemeinsame Agrarpolitik der EU brachte ab 2023 wesentliche Anpassungen mit sich, die bis 2025 vollständig wirksam werden. Zu den wichtigsten Neuerungen gehört das Entfallen der GLÖZ-8-Anforderung ab 2025.* Gleichzeitig wurde die Mindesttätigkeit auf betrieblichen Flächen neu geregelt: Sie muss ab 2025 nur noch in jedem zweiten Jahr nachgewiesen werden. Diese Veränderungen reduzieren den Kontrollaufwand für Landwirte und geben ihnen mehr Flexibilität in der Bewirtschaftung.

Die chronologische Abfolge der Reformen zeigt eine kontinuierliche Entwicklung: beginnend mit spürbaren Entlastungseffekten bis 2020 bis hin zu den GAP-Anpassungen und den umfangreichen Landesmaßnahmen, die umgesetzt werden sollen. Diese politischen Handlungsräume demonstrieren die Gestaltungsmöglichkeiten, die auf Landesebene trotz übergeordneter EU-Rahmenbedingungen bestehen.

Weinbau: Preise, Investitionen und neue Förderungen

Der Weinbau in Rheinland-Pfalz steht vor erheblichen wirtschaftlichen Herausforderungen. Niedrige Erzeugerpreise bei gleichzeitig stark gestiegenen Produktionskosten setzen die Betriebe unter Druck.

Erzeugerpreis und aktuelle Marktlage

Diese Preissituation verschärft die ohnehin angespannte wirtschaftliche Lage vieler Weingüter. Die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe im Land hat massiv abgenommen, wie aus der aktuellen Resolution des Bauern- und Winzerverbandes hervorgeht. Die derzeitige Phase mit niedrigen Erzeugerpreisen bei gleichzeitig sprunghaft gestiegenen Produktionskosten stellt viele Winzer vor existenzielle Fragen.

Fördermittel für Rebpflanzungen und Bewässerung

Als Antwort auf diese Herausforderungen setzt das Land Rheinland-Pfalz auf gezielte Investitionsförderung. Diese Mittel unterstützen Winzer bei der Anpassung an den Klimawandel und sichern die notwendige Wasserversorgung für stabile Erträge und Qualitäten.

Ab 2025 erhalten Winzer deutlich erhöhte Fördersätze für Rebpflanzungen. Diese Anhebung soll Betriebe bei der notwendigen Erneuerung ihrer Rebflächen unterstützen und die Wettbewerbsfähigkeit des rheinland-pfälzischen Weinbaus stärken.

Zeitraum Kennzahl Wert Einheit Quelle/Stand
ab 2025 Fördersatz Rebpflanzungen erhöht Euro/Hektar* Kreis Alzey-Worms*

Viehhaltung und Hofnachfolge: Strukturelle Veränderungen

Die rheinland-pfälzische Landwirtschaft durchläuft tiefgreifende strukturelle Veränderungen, die sich besonders deutlich in der Viehhaltung und bei Hofübergaben zeigen. Während der Anteil der Viehhaltungsbetriebe kontinuierlich sinkt, werden auch immer weniger landwirtschaftliche Betriebe an junge Nachfolger übergeben – eine Entwicklung mit weitreichenden Konsequenzen für die Agrarstruktur des Landes.

Der Anteil der Viehhaltungsbetriebe an allen landwirtschaftlichen Betrieben in Rheinland-Pfalz sank in den letzten Jahren deutlich* Dieser Rückgang verdeutlicht den Strukturwandel in der Tierhaltung. Der Bauern- und Winzerverband warnt vor den Folgen dieser Entwicklung: Wird nicht gegengesteuert, verlagert sich die Viehhaltung weiter in viehintensive Regionen oder ins Ausland. Damit wäre auch der unmittelbar verbundene Grünlanderhalt bedroht, der für die Kulturlandschaft und Biodiversität in Rheinland-Pfalz von zentraler Bedeutung ist.

Rückgang der Viehhaltungsbetriebe (2016 → 2023)

Die kleinstrukturierte Viehhaltung in Rheinland-Pfalz führt zu vergleichsweise hohen Produktionskosten, was die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe massiv beeinträchtigt. Die kontinuierliche Abnahme der Viehhalter zeigt, dass immer mehr Betriebe die Tierhaltung aufgeben oder ganz schließen. Diese Entwicklung gefährdet nicht nur die regionale Erzeugung von tierischen Produkten, sondern hat auch Auswirkungen auf die Pflege der Grünlandflächen, die ohne Beweidung oft brachfallen würden.

Entwicklung bei Hofübergaben an unter 35-Jährige (2020 → 2022)

Parallel zum Rückgang in der Viehhaltung zeigt sich bei den Hofübergaben eine besorgniserregende Entwicklung. Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe, die an eine jüngere Nachfolgegeneration unter 35 Jahren übergeben wurden, nahm in den vergangenen Jahren ab* Dieser Rückgang unterstreicht die Schwierigkeiten, junge Menschen für die Übernahme landwirtschaftlicher Betriebe zu gewinnen. Ohne ausreichende betriebswirtschaftliche Perspektiven und unter den aktuellen Rahmenbedingungen scheuen viele potenzielle Nachfolger das unternehmerische Risiko einer Hofübernahme.

Die strukturellen Veränderungen in der Viehhaltung und bei den Hofübergaben verdeutlichen die Notwendigkeit zielgerichteter politischer Maßnahmen. Sowohl die kleinstrukturierte Viehhaltung als auch die Hofnachfolge benötigen verlässliche Rahmenbedingungen, um die landwirtschaftliche Produktion in Rheinland-Pfalz langfristig zu sichern und die Kulturlandschaft zu erhalten.

Folgen für Verbraucher, Landschaft und Politik — Ausblick

Die Forderungen des Bauern- und Winzerverbandes würden bei Umsetzung weitreichende Konsequenzen für verschiedene Bereiche nach sich ziehen. Für Verbraucher könnte eine Stärkung der regionalen Landwirtschaft mehr Planungssicherheit bei der Versorgung mit heimischen Lebensmitteln bringen. In der Landschaftspflege stünde die Bewahrung des Kulturlandschaftsbildes von Rheinhessen und der Pfalz im Vordergrund – mit besonderem Fokus auf den Erhalt von Weinbergen und Grünland.

Konfliktlinien: Kooperation vs. Verbotsstrategie

Die politische Debatte wird von zwei grundverschiedenen Ansätzen geprägt. Auf der einen Seite steht die Position des BWV, die auf Entlastung, Bürokratieabbau und Förderung technischer Lösungen setzt. Dieser Perspektive zufolge bremst starres Ordnungsrecht freiwilliges Engagement aus; stattdessen brauche es mehr Eigenverantwortung statt mehr Kontrollen. Dem gegenüber steht eine umwelt- und naturschutzorientierte Sichtweise, die strengere Vorgaben und verbindliche Auflagen für den Schutz von Biodiversität und natürlichen Ressourcen fordert. Dieser Konflikt zwischen kooperativen Ansätzen und regulierenden Maßnahmen durchzieht die agrarpolitische Diskussion auf Landes- und Bundesebene.

Was die Landespolitik kurzfristig tun kann

Noch vor der Landtagswahl 2026 bietet sich der Landesregierung ein konkretes Handlungsfeld:

Bundesratsinitiativen nutzen: Rheinland-Pfalz könnte sich über die Länderkammer für entsprechende Anpassungen der Gemeinsamen Agrarpolitik auf EU-Ebene einsetzen*
Bürokratiepakete beschleunigen: Die Umsetzung bereits angekündigter Verwaltungsvereinfachungen würde Planungs- und Förderverfahren entlasten*
Bewässerungsinfrastruktur ausbauen: Investitionen in Rückhalte- und Speichersysteme könnten die Wasserversorgung in Trockenperioden sichern*

Die anstehende Landtagswahl 2026 wird zeigen, welches Gewicht die verschiedenen Perspektiven in der künftigen Agrarpolitik erhalten. Die Weichenstellung zwischen Gestaltungsspielraum für die Betriebe und verbindlichen Umweltstandards bleibt eine zentrale Herausforderung für die nächste Legislaturperiode.*

Die vorliegenden Informationen und Zitate stammen aus einer Pressemitteilung des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd e.V.

Weiterführende Quellen:

8 Antworten

  1. ‚Zukunftsperspektiven‘ klingt positiv! Die Förderung von Rebpflanzungen ist eine gute Idee, aber wie sieht es mit der Unterstützung für kleine Betriebe aus? Sind sie im Fokus der Politik?

    1. ‚Kleinbetriebe brauchen auch Hilfe! Es wäre schade, wenn sie wegbrechen würden. Wo seht ihr die größten Herausforderungen für diese Betriebe?‘

    2. ‚Ich hoffe auf mehr Initiativen von der Regierung! Junge Landwirte müssen gefördert werden, um die Tradition fortzuführen.‘

  2. Die Forderungen nach mehr Unterstützung sind absolut nachvollziehbar. Es gibt immer weniger Viehhalter und das ist ein Problem für unsere Landschaften. Wie kann man junge Leute besser motivieren, in die Landwirtschaft einzusteigen?

    1. Eine gute Frage! Vielleicht durch bessere Ausbildungsmöglichkeiten und finanzielle Anreize? Wir müssen sicherstellen, dass die nächste Generation bereit ist.

  3. Ich finde es wichtig, dass die Bauern und Winzer ihre Stimme erheben. Bürokratieabbau und steuerliche Erleichterungen sind entscheidend für die Zukunft der Landwirtschaft. Was denkt ihr über die Vorschläge zur besseren Wasserversorgung?

    1. Das Thema Wasserversorgung ist wirklich wichtig! Ohne Wasser kein Wein, das sollten wir alle bedenken. Wie können wir als Verbraucher unterstützen?

    2. Ich stimme zu, dass Bürokratie abgebaut werden muss. Das hemmt die Entwicklung der Betriebe stark. Welche konkreten Schritte sollten zuerst unternommen werden?

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