Bürgergeld-Studie deckt Vorurteile auf: Neue Erkenntnisse zum Existenzminimum und dringender Reformbedarf in der Sozialpolitik

Eine aktuelle Studie des Vereins Sanktionsfrei zeigt, dass 74 Prozent der Bürgergeld-Beziehenden möglichst schnell wieder eine existenzsichernde Arbeit aufnehmen möchten, dabei aber vor allem gesundheitlich eingeschränkte, ältere Menschen und Schwerbehinderte massive Hürden erleben. Entgegen verbreiteter Vorurteile belegen die Daten, dass viele Empfängerinnen und Empfänger aktiv am Arbeitsmarkt teilnehmen wollen, jedoch nicht ausreichend unterstützt werden. Weil in mindestens der Hälfte der Haushalte das Geld nicht für regelmäßiges Essen reicht, fordert der VdK eine realistische Neuberechnung und Erhöhung der Regelsätze, um das verfassungsrechtlich vorgeschriebene Existenzminimum zu sichern.
VerbandsMonitor – Themen, Trends und Ticker vom 13.04.2025

– 74 % der Bürgergeldempfänger wollen schnell in existenzsichernde Arbeit wechseln, stehen aber vor großen Hürden
– Mehr als die Hälfte benötigt wegen gesundheitlicher Einschränkungen dringend stärkere Jobcenter-Unterstützung
– Regelsätze reichen bei über der Hälfte der Haushalte nicht für regelmäßige, gesunde Ernährung

Bürgergeld-Studie legt Defizite offen: 74 Prozent wollen Arbeit, viele kämpfen mit Hürden

Die heute veröffentlichte Bürgergeld-Studie des Vereins Sanktionsfrei rückt die Realität der Empfängerinnen und Empfänger in den Fokus und widerlegt verbreitete Vorurteile. „Die Studie belegt klar, dass eine überwältigende Mehrheit von 74 Prozent möglichst schnell das Bürgergeld verlassen und eine existenzsichernde Arbeit aufnehmen möchte, doch viele stehen vor großen Hürden.“ Besonders betroffen sind demnach gesundheitlich eingeschränkte Menschen, ältere Erwerbstätige sowie Personen mit Schwerbehinderung. VdK-Präsidentin Verena Bentele macht deutlich: „Diese Fakten stehen in klarem Widerspruch zu den weit verbreiteten Vorurteilen gegen Bürgergeldempfängerinnen und -empfänger.“ Sie fordert dringend erweiterte Unterstützung durch die Jobcenter, etwa durch den Ausbau spezialisierter Reha- und Schwerbehinderten-Teams, um diese Gruppen besser zu fördern.

Zudem offenbart die Studie erhebliche finanzielle Engpässe: „In mindestens der Hälfte der befragten Haushalte reicht das Geld nicht für regelmäßiges Essen.“ Damit wird klar, dass die geltenden Regelsätze das verfassungsrechtlich garantierte Existenzminimum nicht sichern. Bentele appelliert deshalb an die Politik: „Wenn bedürftige Menschen an Essen sparen müssen, verfehlen die Regelsätze ihr Ziel. Wir brauchen Regelsätze, die eine ausreichende und gesunde Ernährung ermöglichen. Der VdK fordert eine realistische Neuberechnung und zusätzliche Erhöhung der Regelsätze auf Basis der tatsächlichen Lebenshaltungskosten.“ Die Studie unterstreicht damit die gesellschaftliche Dringlichkeit, den Zugang zu existenzsichernder Arbeit zu erleichtern und die finanzielle Lage der Bürgergeld-Beziehenden deutlich zu verbessern.

Gesellschaftliche Hintergründe und Brisanz der Bürgergeld-Debatte

Die Debatte um das Bürgergeld steht im Mittelpunkt einer breiteren gesellschaftlichen Auseinandersetzung über Armut, soziale Existenzsicherung und den Umgang mit benachteiligten Bevölkerungsgruppen. Armut entsteht vielfach durch komplexe Ursachen: Arbeitslosigkeit, gesundheitliche Einschränkungen oder fehlende Bildungs- und Teilhabechancen erschweren langfristig den Weg aus der Bedürftigkeit. Vorurteile gegenüber Empfängerinnen und Empfängern von Sozialleistungen tragen zusätzlich zur sozialen Ausgrenzung bei und erschweren eine inklusive Gesellschaft.

Eine zentrale Herausforderung ist, dass die bisherige soziale Sicherung nicht immer ausreicht, um Menschen vor materieller Not zu schützen. So zeigen aktuelle Studien, dass viele Betroffene trotz Unterstützung mit dem Bürgergeld nicht genug finanzielle Mittel haben, um sich ausgewogen und ausreichend zu ernähren. Die Regelsätze, die das Existenzminimum garantieren sollen, decken häufig nicht die tatsächlichen Lebenshaltungskosten ab. Dies führt nicht nur zu physischen Nachteilen wie Mangelernährung, sondern auch zu psychischem Druck und gesellschaftlicher Stigmatisierung.

Warum halten sich Vorurteile gegen Bürgergeld-Empfänger?

Vorurteile gegenüber Bürgergeldempfängerinnen und -empfängern basieren vielfach auf verzerrten Bildern und fehlendem Wissen über die Lebensrealitäten dieser Menschen. Ein verbreiteter Irrtum ist die Annahme, dass Leistungsbezieher ihre Situation selbst verschuldet hätten oder die Leistungen bequem in Anspruch nähmen, ohne eine Erwerbstätigkeit anzustreben. Studien widerlegen diese Annahme eindeutig: 74 Prozent der Befragten wünschen sich eine möglichst schnelle Rückkehr in eine existenzsichernde Arbeit. Dennoch stehen viele vor erheblichen Hürden wie gesundheitlichen Einschränkungen oder Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt.

Diese Vorurteile greifen zu kurz, weil sie die vielfältigen Schwierigkeiten, etwa bei Alleinerziehenden, Menschen mit Behinderung oder pflegenden Angehörigen, ignorieren. Ebenso übersehen sie, dass viele Bürgergeldbeziehende zusätzliche Unterstützung benötigen, um Sprache zu lernen oder eine Ausbildung zu absolvieren, bevor sie dauerhaft selbstständig existieren können.

Besonders betroffen sind folgende Gruppen, die mit besonderen Herausforderungen konfrontiert sind:

  • Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen oder Schwerbehinderungen
  • Alleinerziehende mit kleinen Kindern
  • Kinder und Jugendliche aus armutsgefährdeten Familien
  • Menschen, die Weiterbildung, Ausbildung oder Sprachkurse absolvieren
  • Personen, die trotz Erwerbstätigkeit auf Bürgergeld als Aufstockung angewiesen sind

Wohin steuert die soziale Sicherung in Deutschland?

Die aktuelle Situation verdeutlicht die Notwendigkeit einer Anpassung der sozialen Sicherungssysteme an die realen Lebensbedingungen. Soziale Leistungen müssen so gestaltet sein, dass sie nicht nur kurzzeitig überbrücken, sondern eine nachhaltige Existenzsicherung ermöglichen. Andernfalls droht eine Verstärkung von Armut und sozialer Ungleichheit.

Politik und Gesellschaft stehen vor der Aufgabe, soziale Regelsätze realistisch zu bemessen und gezielte Unterstützungsangebote für besonders vulnerable Gruppen auszubauen. So fordert der Sozialverband VdK eine Neuberechnung der Bürgergeld-Regelsätze auf Basis tatsächlicher Lebenshaltungskosten, um das verfassungsrechtlich vorgeschriebene Existenzminimum besser zu gewährleisten. Weiterhin sind spezialisierte Dienstleistungen, etwa für Menschen mit Behinderungen, unabdingbar, um individuelle Barrieren abzubauen.

In den kommenden Jahren dürfte die Debatte um das Bürgergeld eng mit anderen gesellschaftlichen Fragen verbunden sein, etwa der Arbeitsmarktintegration, der Bildungsgerechtigkeit und dem Umgang mit dem demografischen Wandel. Mögliche Reformschritte könnten neben der Erhöhung der Regelsätze auch Maßnahmen umfassen, die Teilhabechancen verbessern, bürokratische Hürden verringern und Vorurteile effektiv bekämpfen. Soziale Sicherung gewinnt damit an Bedeutung als zentraler Baustein für gesellschaftlichen Zusammenhalt und Chancengleichheit.

Die Informationen und Zitate in diesem Beitrag basieren auf einer Pressemitteilung des Sozialverbands VdK Deutschland.

7 Antworten

  1. Ich frage mich wirklich, ob die Politik das ernst nimmt oder ob das nur leere Worte sind. Es ist schockierend zu hören, dass so viele Leute an Essen sparen müssen.

    1. ‚Existenzminimum‘ sollte auch wirklich existenzsichernd sein! Ich hoffe sehr auf Änderungen bei den Regelsätzen – es kann so nicht weitergehen.

  2. Die Zahlen sind erschreckend! Wie kann es sein, dass über die Hälfte der Haushalte nicht genug für Essen hat? Ich denke, wir müssen dringend über eine Anpassung der Regelsätze reden. Was denkt ihr darüber?

    1. Das stimmt! Ich finde auch, dass mehr Aufklärung über die Situation von Bürgergeldempfängern nötig ist. Es gibt viele Vorurteile, die einfach nicht stimmen.

    2. Ich hab gehört, dass viele Menschen trotz Arbeit auf Bürgergeld angewiesen sind. Das zeigt doch nur, wie falsch unser System ist! Wir brauchen Veränderungen!

  3. Ich find die Studie echt interessant, aber ich frag mich, was genau die Regierung tun will, um die Unterstützung zu verbessern? Es ist klar, dass viele Menschen wirklich arbeiten wollen, aber es gibt so viele Hürden. Hat jemand von euch Erfahrungen gemacht?

    1. Ja, ich stimme zu! Die gesundheitlichen Einschränkungen sind ein großes Problem. Vielleicht sollte mehr in die Ausbildung und Reha investiert werden? Das könnte vielen helfen.

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