Ungetragene Kleidung: BTE-Studie 2025 enthüllt überraschende Zahlen zu Modekonsum in Deutschland

Eine aktuelle Umfrage des BTE zeigt: Der Großteil der gekauften Kleidung wird regelmäßig getragen. Lediglich 3 Prozent der Befragten geben an, mehr als ein Drittel ihrer Modekäufe kaum zu nutzen. Als Hauptgründe für ungetragene Kleidung nennen Verbraucher einmalige Anlässe, Passprobleme und nicht zurückgebbare Online-Käufe.
Modernes blau beleuchtetes News-Studio mit runden LED-Podesten und großem Bildschirm mit Schriftzug ‚Verbands‑Monitor eins zu eins‘.
Inhaltsübersicht

– BTE-Umfrage zeigt: Über 90 Prozent der Kleidung wird mehrmals getragen.
– Hauptgründe für ungetragene Kleidung sind einmalige Anlässe und Passformprobleme.
– Kritik an nicht rückgabefähiger Billigmode aus Asien ohne EU-Standards.

Deutsche Kleiderschränke: Kaum ungetragene Mode

Der BTE Handelsverband Textil Schuhe Lederwaren hat eine aktuelle Verbraucherbefragung veröffentlicht, die gängige Annahmen über ungenutzte Kleidung in deutschen Haushalten überprüft. Die Ergebnisse zeigen ein differenziertes Bild zur tatsächlichen Nutzung gekaufter Bekleidung.

Für die repräsentative Erhebung wurden im Zeitraum 8. und 10. Oktober 2025 insgesamt 2019 Personen befragt. Die Umfrage konzentrierte sich auf die Frage, ob Verbraucher bereits Kleidung gekauft haben, die sie nie oder nur einmal trugen.

Die Ergebnisse der YouGov-Befragung zeigen: 41,9 Prozent der Deutschen tragen alle ihre gekauften Textilien mehrmals.* Weitere 45,9 Prozent geben an, weniger als zehn Prozent ihrer Bekleidung (fast) nie zu tragen.* Nur eine kleine Minderheit von 9,3 Prozent trägt bis zu einem Drittel ihrer Kleidung kaum,* und lediglich 3,0 Prozent lassen mehr als ein Drittel ihrer Modekäufe ungenutzt.*

Die Gründe für Nicht-Nutzung sind vielfältig: 47 Prozent nannten spezielle Anlässe wie Hochzeiten als Grund.* 43 Prozent gaben an, dass die Ware nicht gefiel oder passte, aber nicht zurückgegeben werden konnte.* Bei 29 Prozent hatte sich die Kleidergröße verändert,* während vier Prozent andere Gründe angaben.*

Axel Augustin, Geschäftsführer des BTE, kommentiert: „Marktexperten schätzen, dass ‚nur‘ rund ein Zehntel der Bekleidung (fast) nie getragen wird“. Abschließend fordert Augustin: „Wir gehen davon aus, dass vor allem solche Artikel ungetragen in den Kleidercontainern landen. Die Politik muss hier endlich wirksame Maßnahmen gegen die unkontrollierte Flut minderwertiger Mode nach Deutschland und die EU durchsetzen“.

Modekonsum im Wandel: Von ungetragenen Kleiderbergen zu neuen EU-Regeln

Die Diskussion über ungenutzte Kleidung in deutschen Haushalten hat eine längere Vorgeschichte. Bereits vor einem Jahrzehnt wies Greenpeace in einer Studie darauf hin, dass jede erwachsene Person (18-69 Jahre) in Deutschland etwa 95 Kleidungsstücke besitzt, von denen 19 Prozent praktisch ungetragen bleiben (Stand: September 2015)*. Diese Erhebung bildete eine wichtige Grundlage für die Debatte um nachhaltigen Modekonsum, auch wenn sich Produktions- und Kaufverhalten seitdem weiterentwickelt haben könnten.

Hintergrund: Besitzmengen und selten getragene Kleidung

Die Greenpeace-Zahlen von 2015 zeichneten ein Bild von übervollen Kleiderschränken, in denen ein beträchtlicher Teil der Bekleidung ungenutzt verblieb. Diese Erkenntnis führte zu intensiven Diskussionen über Wegwerfmentalität und Ressourcenverschwendung in der Textilbranche. Die Studie lieferte frühe Indizien für ein Konsumverhalten, das über reine Bedarfsdeckung hinausging.

Parallel zur Verbraucherdebatte rückten auch industrielle Praktiken in den Fokus. Laut Europäischem Parlament werden zwischen vier und neun Prozent aller Textilprodukte, die in der EU auf den Markt kommen, vernichtet, ohne jemals genutzt worden zu sein (Stand: 2020)*. Diese Zahlen verdeutlichen die Dimensionen der Verschwendung entlang der gesamten Wertschöpfungskette.

EU-Regeln gegen Vernichtung und ihre Bedeutung

Als Reaktion auf diese Missstände hat die Europäische Union verbindliche Regelungen erlassen. Ab 2024 dürfen im EU-Binnenmarkt nicht verkaufte Kleidung und Schuhe grundsätzlich nicht mehr vernichtet werden; Unternehmen sind verpflichtet, Wiederverwendung oder Recycling sicherzustellen (Stand: 2024)*. Diese Maßnahme markiert einen Wendepunkt in der Textilpolitik und setzt klare Signale gegen die systematische Vernichtung neuwertiger Ware.

Die Entwicklung zeigt eine klare Chronologie:

Jahr Wert Einheit/Beschreibung Quelle/Stand
2015 19 % Anteil kaum getragener Kleidungsstücke Greenpeace, September 2015*
2020 4-9 % Vernichtete Textilprodukte in der EU Europäisches Parlament, 2020*
2024 Verbot Keine Vernichtung unverkaufter Kleidung EU-Verordnung, 2024*

Vor diesem Hintergrund gewinnt die aktuelle BTE-Verbraucherumfrage von 2025 besondere Bedeutung, da sie erstmals detaillierte Einblicke in die tatsächliche Nutzung gekaufter Kleidung und die Gründe für Nicht-Tragen liefert. Die neuen EU-Regeln zusammen mit verändertem Verbraucherbewusstsein könnten langfristig zu nachhaltigeren Mustern in der Textilbranche führen.

Retourenflut und Billigmode: Wenn Kleidung ungetragen bleibt

Der Onlinehandel hat das Einkaufsverhalten revolutioniert – mit gravierenden Folgen für die Kleidernutzung. Während Verbraucher von der scheinbar unbegrenzten Auswahl profitieren, führen hohe Retourenquoten und minderwertige Importware dazu, dass immer mehr Kleidungsstücke ungetragen in Schränken oder Containern landen.

Retouren: Volumen und Quoten

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: In Deutschland wurden 2021 rund 530 Millionen Retourensendungen im Onlinehandel gezählt, überwiegend Mode und Schuhe (Stand: 2021). Diese Entwicklung setzt sich fort – deutsche Verbraucher schicken 2023 rund 53 Prozent aller online bestellten Modeartikel zurück, mehr als in jedem anderen europäischen Land (Stand: 2023). Die durchschnittliche Rücksendequote für Bekleidung liegt 2024 bei etwa 30 bis 53 Prozent, abhängig von Plattform und Quelle (Stand: 2024)*.

Dieses Rückgabeverhalten hat konkrete ökologische Konsequenzen:

  • Transportemissionen durch doppelte Lieferwege
  • Energieaufwand für Verpackung und Logistik
  • Häufige Entsorgung kaum getragener Artikel

Asiatische Plattformen und Risiko minderwertiger Ware

Besonders problematisch zeigt sich die Situation bei asiatischen Modeplattformen. Der Marktanteil asiatischer Online-Modeplattformen in Deutschland lag 2023 bei etwa 17 Prozent im gesamten Mode-Onlinehandel, besonders beliebt bei jüngeren Zielgruppen (Stand: 2023)*. Hier verschärft sich das Problem der Nichtnutzung: Oft erweist sich die Billigmode als qualitativ mangelhaft, entspricht nicht den Erwartungen – kann aber häufig nicht zurückgeschickt werden.

Die BTE-Verbraucherumfrage bestätigt dieses Phänomen: 43 Prozent der Befragten gaben an, dass Ware doch nicht gefiel oder passte, aber nicht zurückgegeben werden konnte, beispielsweise bei Online-Käufen im Ausland. Axel Augustin, Geschäftsführer des BTE, betont: „Wir gehen davon aus, dass vor allem solche Artikel ungetragen in den Kleidercontainern landen.“

Die Kombination aus systematisch hohen Retourenquoten im Onlinehandel und der Flut nicht rückgabefähiger Billigware schafft eine doppelte Belastung: Einerseits werden retournierte, aber einwandfreie Artikel aus logistischen Gründen oft aussortiert, andererseits bleibt minderwertige Importmode bei den Kunden – und wird nie getragen.

Ausblick: Politik, Handel und Verbraucher

Die Diskussion über nachhaltigen Modekonsum zeigt deutlich: Die Lösung liegt nicht allein bei den Verbrauchern, sondern erfordert ein Zusammenspiel aus politischen Rahmenbedingungen, verantwortungsvollem Handel und bewussten Kaufentscheidungen. Während die BTE-Forderung nach wirksamen Maßnahmen gegen minderwertige Modeimporte bereits in Kapitel 1 thematisiert wurde, stellt sich die Frage, wie bestehende Regeln wirken und wo weitere Handlungsoptionen liegen.

Politische Maßnahmen gegen Billigflut

Auf europäischer Ebene gibt es bereits erste Ansätze für mehr Nachhaltigkeit in der Textilbranche. Ab 2024 dürfen im EU-Binnenmarkt nicht verkaufte Kleidung und Schuhe grundsätzlich nicht mehr vernichtet werden; Unternehmen müssen Wiederverwendung oder Recycling sicherstellen (Stand: 2024)*. Diese Regelung adressiert jedoch primär die Vernichtung neuer Ware – nicht aber die Qualität und Langlebigkeit der importierten Produkte selbst.

Die von der Textilwirtschaft geforderte wirksame Kontrolle von Einfuhren bleibt damit eine entscheidende Ergänzung zu den bestehenden EU-Vorgaben. Besonders bei über asiatische Plattformen bezogener Billigmode, die häufig nicht zurückgeschickt werden kann und manchmal sogar gesetzliche Anforderungen verfehlt, zeigen sich regulatorische Lücken. Hier könnten verschärfte Importkontrollen und verbindliche Qualitätsstandards ansetzen, um die Flut kurzlebiger Modeartikel einzudämmen.

Was Verbraucher leicht ändern können

Auch Konsumenten haben Handlungsspielraum, ohne ihren gesamten Kleidungskonsum grundlegend umstellen zu müssen. Konkrete Ansatzpunkte bieten sich bereits beim Kauf und Umgang mit Kleidung:

  • Gezielte Informationssuche: Vor Online-Käufen, besonders bei unbekannten Anbietern, lohnt sich die Prüfung von Bewertungen und Rückgabebedingungen. Die BTE-Umfrage zeigte, dass 43 Prozent der ungetragenen Kleidungsstücke nicht zurückgegeben werden konnten, obwohl sie nicht gefielen oder passten*.

  • Nutzung bestehender Rückgaberechte: Das 14-tägige Widerrufsrecht für Online-Käufe in der EU sowie die meist kulante Umtauschpraxis stationärer Geschäfte bieten reale Möglichkeiten, Fehlkäufe zu vermeiden*.

  • Bewusster Umgang mit Anschaffungen: Bei Kleidung für besondere Anlässe, die laut Umfrage 47 Prozent der Nicht-Nutzung ausmachen, kann die Überlegung helfen, ob Ausleihen oder Secondhand-Alternativen infrage kommen*.

Die zentrale Frage bleibt: Wie können Politik, Handel und Verbraucher gemeinsam sicherstellen, dass qualitativ hochwertige, langlebige Mode zur Standardoption wird – und nicht die Ausnahme? Der Ausbau von Retourenmanagement, transparente Verbraucherinformationen und wirksame Grenzkontrollen bilden hierfür vielversprechende Ansatzpunkte.

Die vorliegenden Informationen und Aussagen beruhen auf einer Pressemitteilung des BTE Handelsverbands Textil Schuhe Lederwaren.

Weiterführende Quellen:

12 Antworten

  1. Ich finde den Punkt über Retouren interessant! Es gibt wirklich viel Abfall durch Rücksendungen und das muss doch was ändern!

    1. Ja, da stimme ich dir zu Ynaumann! Die Umwelt leidet sehr darunter…Was könnten wir tun um das Problem anzugehen?

  2. Die Umfrageergebnisse sind sehr wichtig für die Diskussion um nachhaltigen Konsum! Was haltet ihr von den geplanten Regelungen in der EU ab 2024? Glaubt ihr das wird was ändern?

    1. Ich finde solche Regelungen wichtig! Aber ich frage mich ob alle Hersteller sich daran halten werden? Es bleibt abzuwarten!

  3. ‚Unkontrollierte Flut minderwertiger Mode‘ klingt echt alarmierend! Mich würde interessieren, wie wir alle dazu beitragen können, bewusster einzukaufen? Habt ihr Tipps?

    1. ‚Bewusster Umgang mit Anschaffungen‘ klingt super! Ich denke oft daran Second-Hand zu kaufen oder Klamotten zu leihen statt zu kaufen. Das wäre eine tolle Lösung!

  4. Die Gründe für ungetragene Kleidung sind echt nachvollziehbar! Ich habe auch schon Kleidung gekauft, die ich nie getragen habe, weil sie nicht passte oder mir nicht gefiel. Wie sieht es bei euch aus?

    1. Ja genau! Ich habe auch viele Sachen im Schrank, die ich nicht tragen konnte. Vielleicht sollte man mehr auf Qualität achten als auf Quantität beim Kauf.

    2. ‚Billigmode‘ ist oft einfach nicht so gut und dann ärgert man sich nur! Ist es nicht sinnvoller in nachhaltige Mode zu investieren? Was denkt ihr?

  5. Ich finde es interessant, dass die Umfrage zeigt, dass fast die Hälfte der Deutschen ihre Kleidung mehrmals trägt. Ich frage mich, ob das auch an den Rückgabemöglichkeiten liegt. Was denkt ihr darüber?

    1. Das ist ein guter Punkt, Anika! Vielleicht haben viele einfach die Möglichkeit, ihre Klamotten zurückzugeben und machen das auch. Was haltet ihr von den neuen EU-Regeln ab 2024? Werden sie wirklich helfen?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Über den Autor

Die Redaktion von Verbandsbüro besteht aus vielen unterschiedlichen Experten aus der Verbands- und Vereinswelt. Alle Beiträge beruhen auf eigene Erfahrungen. Damit wollen wir Ihnen unsere professionellen Leistungen für Ihre Organisation präsentieren. Wollen Sie mehr zu diesem Thema erfahren? Nehmen Sie doch einfach mit uns Kontakt auf.​

Teilen

Wenn dir dieser Beitrag gefallen hat, teile ihn gerne weiter.