“Internet für alle”: VKU-Branchenumfrage zeigt, dass strategischer Überbau den Glasfaser-Ausbau hemmt
In Deutschland warten immer noch viele Menschen auf einen schnellen Internetanschluss. Eine Ursache dafür ist der strategische Überbau von Glasfasernetzen durch die Deutsche Telekom und andere Wettbewerber. Dadurch werden manche Gebiete doppelt und sogar noch häufiger, andere jedoch gar nicht ans Glasfasernetz angeschlossen, was zu einer digitalen Spaltung führt. Dieses Problem hat jetzt eine große Branchen-Umfrage des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU) unter seinen Mitgliedsunternehmen bestätigt. Mehr als 60 Prozent der kommunalen Telekommunikationsunternehmen droht ein Überbau ihrer Glasfasernetze durch Wettbewerber, bzw. ist ein solcher Überbau bereits erfolgt – und ausgerechnet die Telekom überbaut häufig.
Die VKU-Umfrage zeigt, dass der strategische Überbau vor allem in der frühen Bauphase stattfindet. Je weiter der Netzausbau bereits fortgeschritten ist, desto seltener wird überbaut. “Offenkundig ist Überbau strategisch motiviert. Diese Gefahr schwebt wie ein Damoklesschwert über jedem neuen Ausbauvorhaben und ist eine Drohung: Wer gräbt, verliert. Das hemmt die Bereitschaft, zu investieren – von einer desaströsen Fehlallokation begrenzter Ressourcen in einer Volkswirtschaft, wie Tiefbaukapazitäten und Fachkräften, mal abgesehen.” so VKU-Chef Ingbert Liebing.
Eine mögliche Lösung gegen den Überbau sieht der VKU in der Open-Access-Technologie. Dabei können Wettbewerber sich gegen ein Entgelt auf das vorhandene Glasfasernetz eines Betreibers schalten. Insgesamt bieten 89 Prozent der kommunalen Unternehmen bereits Open Access auf ihren Netzen an oder planen dies, um den flächendeckenden Ausbau der Glasfasernetze zu fördern.
Die VKU fordert nun eine nationale Strategie für den Glasfaser-Ausbau und eine bessere Koordination zwischen den Unternehmen, um die Investitionsbereitschaft und den breitbandigen Ausbau im ganzen Land zu fördern. “Open Access hat längst den Siegeszug angetreten. Technisch gibt es also keinen Grund, ein eigenes Netz dorthin zu bauen, wo andere bereits ein Glasfasernetz zur Verfügung stellen. Sinnvoller wäre es, all die Kapazitäten und Ressourcen in die Gebiete zu lenken, die noch immer auf ihren Anschluss ans schnelle Internet warten”, so Liebing.