– Louis Braille erfand vor 200 Jahren die Blindenschrift.
– Ältere Menschen profitieren besonders vom Erlernen der Brailleschrift.
– Braille ermöglicht mehr Selbstständigkeit im Alltag und fördert geistige Fitness.
200 Jahre Braille: Warum gerade ältere Menschen jetzt Blindenschrift lernen sollten
„Berlin, 13. Oktober 2025. Vor 200 Jahren entwickelte der blinde Teenager Louis Braille die tastbare Blindenschrift, die nach ihm auch 'Brailleschrift' genannt wird – ein Geniestreich und für Generationen blinder Menschen der Schlüssel zu Kommunikation, Bildung, beruflichem Erfolg und Glück.“ Zum 200. Jubiläum dieser Erfindung macht der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) auf ein besonderes Anliegen aufmerksam.
„Viele Seniorinnen und Senioren mit Augenerkrankung halten sich jedoch für zu alt, um die Schrift zu erlernen. Der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) weist deshalb darauf hin, dass gerade ältere Menschen enorm vom Erlernen der Blindenschrift profitieren.“ Der Verband nutzt den 15. Oktober – Tag des weißen Stockes 2025, um gezielt ältere Menschen mit Seheinschränkungen zum Erlernen der Punktschrift zu motivieren.
„Braille zu beherrschen, bringt viele praktische Vorteile mit sich – selbst wenn das Entziffern anfangs etwas Zeit braucht.“ Die Anwendungsmöglichkeiten im Alltag sind vielfältig:
- Medikamente sicher unterscheiden – Verpackungen eigenständig erkennen
- Haushaltsgegenstände beschriften – Gewürze, Tees und Dokumente selbst kennzeichnen
- Gemeinsame Spieleabende – mit Braille-markierten Spielkarten für alle nutzbar
- Orientierung im öffentlichen Raum – Etagenknöpfe in Aufzügen, Türschilder und Treppengeländer ertasten
Der DBSV bietet unter www.dbsv.org/punktum Informationen zum Erlernen der Brailleschrift an. Wer sich im Alter diese Fähigkeit aneignet, gewinnt nicht nur an praktischer Selbstständigkeit, sondern tut auch aktiv etwas für die geistige Fitness.
Warum Braille im Alter den Alltag erleichtert
Die Punktschrift von Louis Braille erweist sich gerade für ältere Menschen mit Seheinschränkung als wertvolles Werkzeug für mehr Selbstbestimmung. Zwar erfordert das Erlernen von Braille anfänglich etwas Geduld, doch der anschließende Gewinn an Lebensqualität überwiegt deutlich. Die tastbare Schrift öffnet Türen zu praktischen Lösungen, die den Alltag spürbar vereinfachen.
Warum Braille im Alter?
Im häuslichen Bereich schafft Braille unmittelbare Erleichterungen. "Mit Punktschriftkenntnissen kann man zum Beispiel selbstständig Medikamentenverpackungen auseinanderhalten" – eine Fähigkeit, die nicht nur Sicherheit bietet, sondern auch Unabhängigkeit stärkt. Die Möglichkeit, "Gewürze, Tees, Dokumente und viele andere Dinge eigenhändig mit Blindenschrift zu kennzeichnen und später leicht zu erkennen", verwandelt den eigenen Haushalt in einen gut organisierten Raum. Der dabei entstehende "angenehme Nebeneffekt: Wer Dinge derart beschriftet, muss seltener um Hilfe bitten und genießt mehr Privatsphäre" stellt für viele ein wichtiges Stück persönlicher Freiheit dar.
Soziale Teilhabe gewinnt durch Braille neue Dimensionen. "Oft ermöglicht Braille aber auch mehr Gemeinschaft. So können beispielsweise mit Punktschrift gekennzeichnete Spielkarten gemeinsam von Menschen mit und ohne Seheinschränkung genutzt werden". Diese einfache Anpassung verwandelt gesellige Runden in inklusive Erlebnisse und bewahrt die Freude an gemeinsamen Aktivitäten.
Im öffentlichen Raum wird Braille zur verlässlichen Orientierungshilfe. "Auch außerhalb der eigenen vier Wände ist Punktschrift äußerst hilfreich: In Aufzügen lassen sich die richtigen Etagenknöpfe ertasten, an Türen oder Treppengeländern bieten Braille-Schilder Orientierungshilfen". Diese taktilen Markierungen geben Sicherheit bei der Navigation durch Gebäude und Stadtlandschaften.
Neben den praktischen Vorteilen wirkt sich das Erlernen der Blindenschrift positiv auf die kognitive Gesundheit aus. "Wer sich im Alter auf diese neue Art des Lesens einlässt, tut zudem aktiv etwas für seine geistige Fitness". Das Trainieren des Tastsinns und das Einprägen neuer Muster hält das Gehirn aktiv und fördert neuronale Vernetzungen.
Die Entscheidung für Braille bedeutet letztlich einen Gewinn an Lebensqualität. Wie der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband betont: "Blindenschrift zu lernen, ist in jeglicher Hinsicht ein guter Schritt, um das Leben auch mit einer fortschreitenden Augenerkrankung wieder selbst in die Hand zu nehmen". Die anfängliche Investition in Lernzeit zahlt sich durch langfristige Selbstständigkeit und gesteigertes Wohlbefinden aus.
Von historischen Resolutionen zu kultureller Anerkennung
Die Bedeutung von Blindenschrift und Selbstbestimmung sehbehinderter Menschen spiegelt sich in mehreren wichtigen Daten und Initiativen wider. Bereits 1964 setzte der US-Kongress eine Resolution in Kraft, die den 15. Oktober zum White Cane Safety Day erklärte – Stand: Pressemitteilung. Der damalige US-Präsident Lyndon B. Johnson unterstützte mit seiner umgehenden Proklamation das Streben blinder Menschen nach mehr Selbstständigkeit.
Aus diesem Aktionstag entwickelte sich ein international beachteter Termin, der in Deutschland seit 2002 eine besondere Ergänzung fand: Der 15. Oktober ist hierzulande zugleich der Abschlusstag der Woche des Sehens – Stand: Pressemitteilung. Die Aktionswoche findet vom 8. bis 15. Oktober 2025 bereits zum 24. Mal statt – Stand: Pressemitteilung. Schirmherrin der bundesweiten Aufklärungskampagne ist die Fernsehjournalistin Gundula Gause. Getragen wird die Initiative vom Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV), dem Deutschen Komitee zur Verhütung von Blindheit, der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft und der PRO RETINA Deutschland, unterstützt von der Aktion Mensch. Weitere Informationen finden Interessierte unter www.woche-des-sehens.de.
Ein weiterer Meilenstein in der Anerkennung blinder Kultur folgte im März 2020: Auf Initiative des DBSV zählt die „Verwendung und Weitergabe der Brailleschrift in Deutschland“ zum Immateriellen Kulturerbe – Stand: Pressemitteilung. Diese Ehrung unterstreicht den besonderen Stellenwert der Punktschrift jenseits ihrer praktischen Funktion.
| Jahr/Datum | Ereignis | Quelle/Stand |
|---|---|---|
| 1964 | Einführung des White Cane Safety Day am 15. Oktober | Pressemitteilung |
| Seit 2002 | 15. Oktober als Abschlusstag der Woche des Sehens in Deutschland | Pressemitteilung |
| März 2020 | Aufnahme der Brailleschrift in das Immaterielle Kulturerbe | Pressemitteilung |
| 8.-15. Oktober 2025 | 24. Woche des Sehens | Pressemitteilung |
Die in diesem Beitrag enthaltenen Informationen und Zitate stammen aus einer Pressemitteilung des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (DBSV).
Weiterführende Quellen:
- „Die Brailleschrift ermöglicht es auch älteren Menschen, im Alltag unabhängig zu bleiben, indem sie beispielsweise Medikamentenverpackungen, Aufzugbeschriftungen oder Produkte beim Einkaufen selbstständig lesen können.“ – Quelle: https://dbsv.org
- „Braille ist ein entscheidendes Mittel für Selbstbestimmung und Inklusion, da es blinden und sehbehinderten Menschen die aktive Teilnahme am gesellschaftlichen und kulturellen Leben ermöglicht.“ – Quelle: https://dbsv.org
8 Antworten
„Wer sich im Alter auf diese neue Art des Lesens einlässt…“ – ich finde das wichtig! Vielleicht könnten wir Workshops in Gemeindezentren anbieten? Es wäre schön zu sehen, wie Leute zusammen lernen und sich austauschen können.
„Die Entscheidung für Braille bedeutet letztlich einen Gewinn an Lebensqualität“ – ich kann dem nur zustimmen! Es wäre gut, solche Informationen auch in Seniorenzentren zugänglich zu machen.
„Braille ermöglicht mehr Selbstständigkeit“ – das ist ein wichtiger Punkt! Ich hoffe, dass mehr Senioren ermutigt werden, diese Fähigkeit zu erlernen. Vielleicht sollten lokale Gruppen organisiert werden? Was denkt ihr darüber?
Es ist wirklich inspirierend zu sehen, wie viel Lebensqualität Braille älteren Menschen bringen kann. Ich frage mich, ob es auch Online-Kurse gibt, die speziell auf Senioren zugeschnitten sind? Das wäre eine gute Möglichkeit, um den Einstieg zu erleichtern.
Ich denke auch, dass Online-Kurse eine super Idee wären! Gerade für ältere Menschen könnte das den Zugang erleichtern und mehr Leute ermutigen, Braille zu lernen.
Die praktischen Anwendungen von Braille sind echt hilfreich! Ich frage mich aber, ob man mit einfachen Mitteln selbst Brailleschrift herstellen kann? Das würde sicher vielen helfen.
Das ist ein sehr interessanter Artikel über Braille! Ich wusste nicht, dass die Blindenschrift so viele Vorteile im Alltag bietet. Besonders das selbstständige Kennzeichnen von Medikamenten finde ich wichtig. Welche anderen Möglichkeiten gibt es noch, um Braille zu lernen?
Ich finde es klasse, dass der DBSV auf die Bedeutung von Braille für ältere Menschen hinweist. Es ist nie zu spät, etwas Neues zu lernen! Warum sollte man nicht auch im Alter noch geistig aktiv bleiben? Gibt es spezielle Kurse für Senioren?