– Projekt „FreiZeit für junge Geflüchtete“ fördert Teilhabe durch Bewegung und Gemeinschaft.
– Unterstützung durch Lotto-Sport-Stiftung, lokale Partner und Zenit Klettern GmbH.
– Angebote geben geflüchteten Kindern Momente der Unbeschwertheit und Selbstvertrauen.
Bouldern statt Warten: Wie ein Osnabrücker Projekt Kinderrechte erlebbar macht
Osnabrück, 8. Oktober 2025 – In der Zenit Boulderhalle trafen am Montagnachmittag Vertreterinnen und Vertreter der Niedersächsischen Lotto-Sport-Stiftung gemeinsam mit dem Landesbeauftragten für Migration und Teilhabe, Deniz Kurku, auf Kinder aus der Erstaufnahmeeinrichtung Osnabrück. Anlass des Besuchs war das Projekt „FreiZeit für junge Geflüchtete“ von Exil e.V., das geflüchteten Mädchen und Jungen regelmäßige Angebote für Bewegung, Begegnung und gesellschaftliche Teilhabe ermöglicht. Die Kletteraktionen finden zweimal wöchentlich statt und schaffen Räume, in denen Kinderrechte nicht nur theoretisch bestehen, sondern im Alltag spürbar werden.
An der Wand wurde sofort sichtbar, wie stark das Projekt wirkt: Die Kinder kletterten mit Begeisterung, unterstützten sich gegenseitig, fanden Vertrauen zueinander und bewältigten Herausforderungen gemeinsam. Dabei entstehen Brücken, die Bewegung als verbindendes Element nutzen, um Teilhabe zu ermöglichen und das Selbstvertrauen junger Geflüchteter zu stärken.
Birgit Honé, Vorsitzende des Vorstandes der Lotto-Sport-Stiftung, betonte die Bedeutung des Engagements: „Mich beeindruckt, mit wie viel Herzblut und Ausdauer sich das Team von Exil e.V. für geflüchtete Kinder einsetzt. Hier geht es nicht nur um Bewegung, sondern um Begegnung, Vertrauen und das Gefühl, dazuzugehören. Dieses Engagement verdient unsere ganze Unterstützung.“
Deniz Kurku, Landesbeauftragter für Migration und Teilhabe, verwies auf das Recht der Kinder auf unbeschwerte Freizeit: „Kinder haben ein Recht auf Freizeit, Spiel und Förderung – unabhängig davon, wo sie leben. Das Projekt ‚FreiZeit für junge Geflüchtete‘ schafft Orte, an denen sie einfach Kind sein dürfen. Das ist gelebter Kinderschutz und ein starkes Zeichen für Teilhabe.“
Marlene Schriever, Geschäftsführerin von Exil e.V., stellte die Situation der Kinder klar: „Für viele der Kinder ist die Zeit in der Erstaufnahme von Enge, Warten und Unsicherheit geprägt. Unsere Angebote schenken ihnen Momente der Unbeschwertheit – sie erleben Selbstvertrauen, Freude und Zugehörigkeit. Das ist das Herzstück unserer Arbeit.“
Gegründet wurde Exil e.V. 1987 in Osnabrück. Heute umfasst der Verein 35 hauptamtliche Mitarbeitende und wird von rund 670 Ehrenamtlichen unterstützt. Mit örtlichen Partnern wie der Zenit Klettern GmbH, die den Eintritt für die Kinder spendet, sowie der Niedersächsischen Lotto-Sport-Stiftung und Terre des Hommes setzt Exil vielfältige Bewegungs- und Begegnungsangebote um. Diese Kooperation sichert die regelmäßigen Aktionen in der Boulderhalle und macht konkrete Schritte hin zu gelebten Kinderrechten und inklusiver Teilhabe für geflüchtete Kinder sichtbar.
Warum Angebote mit Bewegung und kindgerechten Räumen wirken
Bewegung, strukturierte Freizeit und speziell gestaltete Räume spielen eine wichtige Rolle für geflüchtete Kinder. Sie schaffen nicht nur Ablenkung vom belastenden Alltag, sondern fördern auch den Schutz und die emotionale Stabilität der jungen Menschen. Dabei entsteht Raum für Selbstvertrauen, vertrauensbildende Beziehungen und gesellschaftliche Teilhabe.
Was Studien belegen
Bereits eine Fallstudie aus dem Jahr 2019 weist darauf hin, dass kinderfreundliche Orte und Freizeitangebote dazu beitragen, Sorgen zu vergessen und die mit Flucht verbundenen Übergänge zu erleichtern (Quelle: Gewaltschutz GU, Stand: 2019). Diese Erkenntnis bestätigt sich in einem Pilotprojekt, das zwischen März 2019 und Juni 2020 in Hamburg umgesetzt wurde. Dort zeigten Bewegungsangebote und gestaltete Räume positive Effekte auf den Kinderschutz, die emotionale Stabilität der Kinder sowie die Eltern-Kind-Bindung (Quelle: Plan International Deutschland, Stand: 2020).
Kernwirkungen solcher Initiativen lassen sich wie folgt zusammenfassen:
- Kinderschutz: Sichere, kindgerechte Umgebungen reduzieren Risiken und stärken das Wohlbefinden.
- Emotionale Stabilität: Regelmäßige Bewegung und strukturierte Freizeit stabilisieren die Psyche und helfen bei der Verarbeitungsbewältigung.
- Eltern-Kind-Bindung: Gemeinsame Aktivitäten fördern Vertrauen und stärken familiäre Beziehungen.
Diese Befunde zeigen, wie Angebote mit Fokus auf Bewegung und kindgerechte Gestaltung zur Integration und zum Schutz junger Geflüchteter beitragen. Sie schaffen unverzichtbare Momente der Normalität und unterstützen die Kinder dabei, ihre Rechte auf Spiel, Spielraum und Entwicklung wahrzunehmen.
Geflüchtete Kinder in Deutschland: Fakten und Förderkulisse
Im Jahr 2019 wurden in Deutschland insgesamt 71.421 Asylanträge minderjähriger Geflüchteter gestellt. Davon entfielen 25.105 Anträge auf Kinder im Alter von 0 bis 15 Jahren (Stand: 2019, Quelle: BAfF). Diese Zahl bildet eine wichtige Grundlage für die weitere Betrachtung der Lebenslagen geflüchteter Kinder im Land.
Der Anteil von Kindern an allen Geflüchteten in Deutschland liegt laut aktuellem Bericht bei über 30 Prozent (Stand: 2023, Quelle: Deutsches Komitee für UNICEF). Dies unterstreicht die besondere Bedeutung kindgerechter Angebote und Schutzmechanismen in der Integrationsarbeit.
Trotz dieser Entwicklung zeigen Berichte aus dem September 2023 erhebliche Herausforderungen bei der Erstaufnahme. Vor allem lange Wartezeiten und ein Mangel an Bewegungs- und Freizeitmöglichkeiten beeinträchtigen die Alltagsqualität geflüchteter Kinder spürbar (Stand: September 2023, Quelle: UNICEF Deutschland). Solche Defizite behindern nicht nur die unmittelbare Lebensqualität, sondern auch die langfristige Integration und psychosoziale Stabilität.
Um dem entgegenzuwirken, wurde das Förderangebot für diese Zielgruppe deutlich ausgebaut. Im Jahr 2024 werden mehr als 900 Projekte für geflüchtete Kinder und Jugendliche finanziell unterstützt. Die jährlichen Fördermittel liegen im Bereich von mehreren Millionen Euro (Stand: 2024, Quelle: Bundesministerium des Innern und für Heimat, BMI). Diese Initiativen reichen von Freizeit- und Bewegungsangeboten bis zu Bildungs- und Begegnungsprojekten. Ein Beispiel dafür ist „FreiZeit für junge Geflüchtete“ in Osnabrück, das Bewegung und Gemeinschaft für Kinder in der Erstaufnahme ermöglicht.
Damit entsteht ein differenziertes Bild: Trotz bestehender Defizite in der Erstaufnahmephase investiert Deutschland zunehmend in vielfältige Fördermaßnahmen, um die Rechte und Bedürfnisse geflüchteter Kinder besser zu erfüllen. Diese Entwicklung ist unverzichtbar für ihre gesellschaftliche Teilhabe und persönliche Entfaltung.
Zahlen im Überblick
| Jahr | Kennzahl/Befund | Wert/Angabe | Quelle/Stand |
|---|---|---|---|
| 2019 | Asylanträge minderjähriger Geflüchteter | 71.421 (davon 25.105 Kinder 0–15) | BAfF, Stand 2019 |
| 2023 | Anteil von Kindern an allen Geflüchteten | Über 30 % | Deutsches Komitee für UNICEF, Stand 2023 |
| September 2023 | Defizite bei Erstaufnahmen: Wartezeiten, Bewegungsmangel | Berichtet | UNICEF Deutschland, Stand September 2023 |
| 2024 | Förderung von Integrationsprojekten | Über 900 Projekte, mehrere Mio. € | BMI, Stand 2024 |
Zwischen Hoffnung und Realität: Chancen und Lücken in Freizeitangeboten für Geflüchtete
Freizeit- und Bewegungsangebote wie das Projekt „FreiZeit für junge Geflüchtete“ schaffen für geflüchtete Kinder wichtige sichere Erfahrungsräume. Solche Angebote fördern nicht nur Bewegung, sondern ermöglichen Begegnung und stärken das Selbstvertrauen. Dabei entsteht ein Gefühl von Zugehörigkeit, das in den oft belastenden Lebensphasen in Erstaufnahmeeinrichtungen schwer zu finden ist. Die Kletterhalle wird so zum Ort, an dem junge Menschen Momente der Unbeschwertheit erleben können – weit entfernt von Enge, Warten und Unsicherheit.
Diese positiven Wirkungen verdeutlichen, wie Bewegung und Gemeinschaft Vertrauen aufbauen und gesellschaftliche Teilhabe unterstützen. Gerade in einer Situation, in der Geflüchtete mit vielen Herausforderungen konfrontiert sind, bieten niedrigschwellige Zugänge zu Freizeitmöglichkeiten eine Brücke in die Normalität und stärken die psychische Stabilität. Dieses Engagement steht für gelebte Kinderrechte, die das Recht auf Spiel, Erholung und Förderung unabhängig vom Aufenthaltsort betonen.
Dennoch spiegelt sich in Berichten über Erstaufnahmen eine andere Seite wider: Strukturelle Lücken zeigen sich in langen Wartezeiten und einem Mangel an Freizeitangeboten. Laut UNICEF bestehen im Bereich Erstaufnahme noch Defizite, die verhindern, dass geflüchtete Kinder ihre Rechte auf umfassende Teilhabe voll ausschöpfen können (Stand: September 2023). Die Realität gegenüber den idealen Bedingungen bleibt oft eine widersprüchliche. Diese Diskrepanz macht deutlich, warum die Erweiterung und Unterstützung solcher niedrigschwelliger Projekte so entscheidend bleibt.
Bewegung, soziale Kontakte und unbeschwerte Stunden machen einen Unterschied. Dennoch stehen sie häufig neben den bestehenden strukturellen Hürden, die in den Erstaufnahmen weiterhin bestehen. Dieses Spannungsfeld prägt den Alltag geflüchteter Kinder – es zeigt, wie wichtig kontinuierliche Anstrengungen sind, um Defizite zu schließen und mehr junge Menschen in sichere, freiheitliche Räume eintauchen zu lassen. Nur so kann ein nachhaltiges Gefühl von Teilhabe und Selbstbestimmung entstehen.
Ausblick: Wie lokale Freizeitangebote Kinderrechte stärken
Regelmäßige und verlässliche Freizeitangebote schaffen Räume, in denen Kinder ihre Rechte unmittelbar erleben können. Besonders wichtig sind dabei Orte, an denen junge Menschen „einfach Kind sein dürfen“ und in denen sie gemeinsam Bewegung und Begegnung erfahren. Solche Initiativen zeigen vor Ort, wie Teilhabe praktisch umgesetzt wird und bieten gleichzeitig Vorbilder für andere Kommunen, ihre eigenen Angebote darauf auszurichten.
Die Erfahrungswerte aus Sport- und Freizeitpartnerschaften wie dem Projekt „FreiZeit für junge Geflüchtete“ aus Osnabrück verdeutlichen die Tragweite solcher Zusammenarbeit. Lokale Kooperationen zwischen Vereinen, Förderern und kommunalen Akteuren sichern eine nachhaltige Struktur, die Kindern kontinuierliche Teilnahme ermöglicht. Dabei ist die Anschlussfähigkeit an bestehende Förderprogramme entscheidend, um Ressourcen langfristig zu bündeln und vielseitige Angebote zu garantieren.
Kern dieser Initiativen ist die Verbindung von Bewegung mit sozialen Begegnungen. Solche Verbindungen fördern Vertrauen, stärken Selbstbewusstsein und schaffen Zugehörigkeit weit über den einzelnen Freizeitmoment hinaus. Damit wird nicht nur das Recht der Kinder auf Freizeit, Spiel und Förderung gelebt, sondern auch Integration spürbar unterstützt.
Freiräume, in denen Kinder aktiv werden können, bilden das Fundament für gelebte Kinderrechte. Für eine breite gesellschaftliche Wirkung bleibt es wichtig, diese erfolgreichen Beispiele zu verbreiten und an den jeweiligen Bedarf vor Ort anzupassen. Denn gerade Bewegung und Begegnung eröffnen Räume, in denen Integration gelingt und Gemeinschaft entsteht.
Die nachfolgenden Informationen und Zitate stammen aus einer Pressemitteilung von Exil e.V., die das Projekt „FreiZeit für junge Geflüchtete“ und dessen Initiatoren beschreibt.
Weiterführende Quellen:
- „In einer Fallstudie zu kinderfreundlichen Orten in Erstaufnahmeeinrichtungen zeigen Freizeitangebote wie Tanz-, Basketball- oder Kochkurse, dass sie geflüchteten Kindern helfen, Sorgen zu vergessen und Übergänge zu erleichtern (Stand: 2019).“ – Quelle: https://www.gewaltschutz-gu.de/fileadmin/user_upload/PDFs__Publikationen_/CFS_Fallstudie_08072019.pdf
- „Das Pilotprojekt ‘kinderfreundliche Unterkunft’ in Hamburg (März 2019–Juni 2020) zeigte, dass Bewegungsangebote und speziell gestaltete Räume zu Kinderschutz, emotionaler Stabilität und besserer Eltern-Kind-Bindung bei geflüchteten Kindern beitrugen (Stand: 2020).“ – Quelle: https://www.plan.de/unsere-arbeit-in-deutschland/kinderfreundliche-unterkunft-fuer-ein-gesundes-aufwachsen.html
- „Über 30 % aller Geflüchteten in Deutschland sind Kinder (Stand: 2023); Projekte wie der Kinderclub Feine Ukraine bieten ihnen regelmäßige Sport-, Freizeit- und psychologische Angebote zur Förderung von Integration und Wohlbefinden.“ – Quelle: https://www.dkhw.de/informieren/unsere-themen/flucht-und-migration/
- „Im Jahr 2019 wurden in Deutschland für 71.421 minderjährige Geflüchtete Asylanträge gestellt, darunter 25.105 Kinder und Jugendliche im Alter von 0 bis 15 Jahren.“ – Quelle: https://www.baff-zentren.org/wp-content/uploads/2020/05/BAfF_Living-in-a-box_Kinder-in-Ankerzentren.pdf
- „Förderungen für Integrationsprojekte in Deutschland umfassen jährlich mehrere Millionen Euro; 2024 werden über 900 Projekte für geflüchtete Kinder und Jugendliche unterstützt.“ – Quelle: https://www.bmi.bund.de/DE/themen/heimat-integration/integration/integrationsprojekte/integrationsprojekte.html
- „Geflüchtete Kinder in Erstaufnahmeeinrichtungen berichten (Stand: September 2023) über lange Wartezeiten und Defizite an Bewegungs- und Freizeitmöglichkeiten, was ihre Lebensqualität und Integration erschwert.“ – Quelle: https://www.unicef.de/informieren/aktuelles/blog/-/gefluechtete-kinder-in-deutschland-zuhause-wann/338352
9 Antworten
‚FreiZeit‘ bringt so viel Freude in das Leben dieser Kinder! Doch was passiert nach diesen Angeboten? Wie können wir sicherstellen, dass sie weiterhin Unterstützung erhalten? Gibt es da schon Ideen?
Ich denke, ein Netzwerk aus mehreren Organisationen könnte helfen! Wenn alle zusammenarbeiten, könnten sie langfristige Lösungen finden.
‚FreiZeit für junge Geflüchtete‘ zeigt, wie wichtig Bewegung ist! Ich finde es toll, dass die Kinder dort Freundschaften schließen können. Was haltet ihr von der Rolle der Gemeinschaft in solchen Projekten?
Das Engagement von Exil e.V. ist wirklich bewundernswert. Es braucht mehr Unterstützung wie diese für geflüchtete Kinder! Wie können wir als Gesellschaft mehr tun, um solche Projekte sichtbar zu machen?
Ich stimme zu! Öffentlichkeitsarbeit könnte helfen, um mehr Spenden zu bekommen und das Bewusstsein zu erhöhen. Welche Ideen habt ihr dafür?
Die Idee mit dem Bouldern ist genial! Sport verbindet und baut Vertrauen auf. Wo könnte man noch ähnliche Angebote schaffen? Vielleicht auch in Schulen?
Es ist super, dass solche Projekte gefördert werden! Kinder haben das Recht auf unbeschwerte Freizeit. Ich hoffe, dass mehr solcher Initiativen in anderen Städten umgesetzt werden. Kennt jemand andere Beispiele?
Ja, es wäre toll wenn solche Programme überall wären! Bewegung ist für Kinder wichtig. Ich habe von einem ähnlichen Projekt in Berlin gehört. Was denkt ihr über die Wichtigkeit von Sport für geflüchtete Kinder?
Ich finde das Projekt ‚FreiZeit für junge Geflüchtete‘ echt wichtig! Es gibt den Kindern die Möglichkeit, Spaß zu haben und sich zu bewegen. Bewegung hilft ja auch gegen Stress, oder? Wer hat noch ähnliche Erfahrungen gemacht?