– Erste Biomasseausschreibung 2025 nach EEG 2023 stark überzeichnet: 187 MW ausgeschrieben, 543 MW geboten.
– Branche fordert umgehende EEG-Anpassungen und EU-beihilferechtliche Genehmigung für höheres Volumen und Flexibilitätszuschlag.
– Verzögerte Notifizierung gefährdet Wirtschaftlichkeit zahlreicher Biogas- und Holzenergieanlagen nach Vergütungsende.
Erneut stark überzeichnete Biomasseausschreibung zeigt dringenden Handlungsbedarf
Die Ergebnisse der ersten Biomasseausschreibung 2025, die heute von der Bundesnetzagentur veröffentlicht wurden, machen deutlich: Das ausgeschriebene Volumen von lediglich 187 Megawatt (MW) installierter Leistung wurde mit Geboten über 543 MW weit übertroffen*. Diese starke Überzeichnung unterstreicht die kritische Situation der Bioenergiebranche bereits zu Beginn des Jahres.
Sandra Rostek, Leiterin des Hauptstadtbüros Bioenergie, erläutert die Hintergründe: *„Seit Jahren berichten wir von der Tatsache, dass mehr und mehr Biogas- und Holzenergieanlagen das Ende ihrer 20-jährigen Vergütungsperiode erreichen und aufgrund der aktuellen Rahmenbedingungen keinen wirtschaftlich auskömmlichen Weg aufgezeigt bekommen, weiterhin erneuerbaren Strom und Wärme bereitzustellen.“ Die aktuelle Lage gefährdet die Versorgung mit nachhaltiger Energie aus Holz und Biogas, weil viel zu geringe Ausschreibungsvolumina dazu führen, dass zahlreiche Anlagen abgeschaltet werden könnten.
Der Bund hat zwar noch vor dem Regierungswechsel ein Biomassepaket verabschiedet, das eine deutliche Anhebung des Ausschreibungsvolumens sowie einen Flexibilitätszuschlag vorsieht. Doch dieses Paket ist bisher noch nicht von der Europäischen Kommission genehmigt worden und „hängt aktuell noch zur Notifizierung bei der Europäischen Kommission in Brüssel fest“.* Damit konnte die erste Ausschreibung 2025 nur unter den Bedingungen des veralteten EEG 2023 stattfinden.
Die Branche spürt den steigenden Druck deutlich: *„Der Druck in der Branche ist nun derart groß, dass hunderte Anlagenbetreiber selbst die alten, marktwirtschaftlich viel zu schlechten Bedingungen des EEG 2023 in Erwägung ziehen müssen, da sonst das Aus der Anlage droht.“ Diese Aussage macht klar, wie anstrengend und unsicher die Situation für viele Betreiber geworden ist. Statt Belastungen zu erhöhen, müsse die Politik nun schnell handeln, um die Betriebe wettbewerbsfähig und zukunftsfähig aufzustellen.
Zudem weist Rostek darauf hin, dass die aktuellen Regelungen im Biomassepaket nicht ausreichend sind: *„Die Regularien für die Flexibilisierung von Biogas sind auch im Biomassepaket noch nicht ausgewogen; von Holz oder Biomethan war nicht einmal die Rede. Auch die Situation von kleinen güllebetonten Anlagen muss auf den Prüfstand. Hierzu werden wir zügig Vorschläge veröffentlichen.“ Damit wird die Notwendigkeit weiterer Anpassungen deutlich, um alle Bereiche der Bioenergiebranche zu berücksichtigen.
Insgesamt zeigen die genannten Zahlen und Stellungnahmen, dass der aktuelle Konflikt um die Vergütung und Förderung von Biomasseanlagen dringende und umfassende Reformen des EEG erfordert. Ohne schnelle Korrekturen droht ein nachhaltiger Rückschritt bei der Energieversorgung aus erneuerbaren Quellen.
Warum die Bioenergiebranche dringend neue Perspektiven braucht
Die jüngste Biomasseausschreibung in Deutschland beeindruckt durch eine klare Botschaft: Das Interesse der Branche übersteigt das verfügbare Volumen deutlich. Konkret wurden für ein ausgeschriebenes Volumen von 187 Megawatt (MW) Gebote mit einer Leistung von 543 MW eingereicht. Diese Überzeichnung spiegelt tieferliegende Herausforderungen des aktuellen Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG) wider. Viele Biogas- und Holzenergieanlagen stehen am Ende ihrer 20-jährigen Vergütungsperiode und sehen im heutigen Regelsystem kaum eine wirtschaftlich tragfähige Zukunft. Ein Großteil der Betreiber steht vor der Wahl, die bestehende Anlage abzuschalten oder unter ungünstigen Bedingungen weiterzuführen.
Das EEG ist ein zentrales Instrument der deutschen Energiepolitik, das den Ausbau erneuerbarer Energien regelt und dabei den Ausbaupfad, die Marktintegration und finanzielle Anreize definiert. Aktuell erweist sich das EEG jedoch als Hemmschuh für die Bioenergie: Die Ausschreibungsvolumina sind zu niedrig, um den Betrieb und die Modernisierung bestehender Anlagen sicherzustellen. Zudem ist die Flexibilisierung, etwa der Anpassung von Produktionszeiten an Schwankungen im Stromnetz, noch nicht ausreichend umgesetzt. All diese Faktoren führen dazu, dass vertrauenswürdige, klimafreundliche Bioenergiequellen ihr Potenzial nicht voll entfalten können, obwohl sie eine wichtige Rolle in der Versorgungssicherheit spielen.
Wie die aktuelle EEG-Regulierung den Wandel erschwert
Die derzeitigen Rahmenbedingungen lassen viele Betreiber kleiner Biogasanlagen in wirtschaftlicher Unsicherheit zurück. Die fehlende Aussicht auf eine angemessene Vergütung nach Ablauf der ursprünglichen Laufzeit verursacht Befürchtungen, dass zahlreiche Anlagen stillgelegt werden könnten. Dies hätte nicht nur Auswirkungen auf die Energieversorgung, sondern auch auf den Klimaschutz, da Bioenergie einen Beitrag zur Reduzierung fossiler Emissionen leistet. Der Freiraum zur Anpassung an Marktbedingungen ist begrenzt, was die notwendige Modernisierung erschwert. Zudem gibt es deutliche Verzögerungen bei der beihilferechtlichen Genehmigung durch die Europäische Kommission, die Entscheidungen über die Anhebung von Ausschreibungsvolumen und Flexibilitätszuschlag weiter verzögern.
Potenzial und Risiken für Deutschlands Energiezukunft
Bioenergie steht für eine verlässliche Energiequelle, die regional produziert werden kann und sowohl Strom als auch Wärme liefert – unabhängig von Wetter und Tageszeit. Dies unterscheidet sie von den volatilen Erneuerbaren wie Wind und Sonne und macht sie zu einem wichtigen Baustein für eine stabile und klimafreundliche Energieversorgung. Gleichzeitig birgt die aktuelle Entwicklung das Risiko, dass diese Anlagen aus dem Netz genommen werden, wenn die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht angepasst werden. Besonders betroffen sind kleine, güllebasierte Anlagen, die bislang in der Regulierung kaum berücksichtigt sind.
Die Situation lässt sich durch folgende Grundaussagen charakterisieren:
- Die Biomasseausschreibungen sind erneut stark überzeichnet, was die große Nachfrage und das knappe Angebot unterstreicht.
- Viele Anlagen erreichen das Ende ihrer Vergütungsphasen, ohne Aussicht auf wirtschaftlich tragfähige Verlängerungen.
- Die EEG-Regularien erschweren die Flexibilisierung und Modernisierung der Bioenergieanlagen, was die Wettbewerbsfähigkeit mindert.
- Die beihilferechtliche Genehmigung durch die EU verzögert dringend notwendige Anpassungen im Biomassepaket.
- Kleine und güllebetonte Biogasanlagen werden bisher unzureichend berücksichtigt und benötigen spezifische Lösungen.
- Bioenergie spielt eine unverzichtbare Rolle für Versorgungssicherheit und Klimaschutz in Deutschland, wenn die Rahmenbedingungen zeitnah angepasst werden.
Die Bioenergiebranche steht damit an einem kritischen Punkt: Wird die regulatorische Hindernisse nicht bald abgebaut, droht der Verlust eines entscheidenden Bausteins der Energiewende. Nur mit einer klaren Neuausrichtung des EEG und einer raschen beihilferechtlichen Freigabe können die Potenziale von Biogas, Holzenergie und Biomethan künftig vollständig entfaltet und gesichert werden.
Aktuelle Informationen und Zitate in diesem Beitrag basieren auf einer Pressemitteilung des Hauptstadtbüros Bioenergie.
9 Antworten
‚Nachhaltige Energieversorgung‘ sollte nicht nur ein Schlagwort sein! Wir müssen echte Maßnahmen fordern und schnell handeln. Wer hat Vorschläge zur Verbesserung der aktuellen Lage?
‚EEG-Reform‘ klingt kompliziert, aber ich denke es ist nötig! Was haltet ihr von einer stärkeren Einbeziehung von Betreibern in den Reformprozess?
Ein sehr aufschlussreicher Beitrag! Es ist klar, dass ohne Anpassungen im EEG viele Anlagen nicht überleben werden können. Ich würde gerne wissen, welche Schritte als nächstes unternommen werden müssen.
‚Flexibilitätszuschlag‘ klingt gut, aber was bedeutet das konkret für Betreiber? Wie schnell können diese Änderungen umgesetzt werden?
Ich finde den Artikel sehr informativ und er zeigt deutlich das Problem der niedrigen Ausschreibungsvolumina. Wie können wir die Flexibilität der Biogasanlagen verbessern? Es wäre wichtig, darüber zu diskutieren.
Ich stimme zu! Wir brauchen mehr Unterstützung für kleine Anlagen. Gibt es schon Ansätze oder Modelle, die helfen könnten? Ich hoffe auf konstruktive Lösungen!
Die aktuelle Situation ist wirklich besorgniserregend. Vielleicht sollten wir auch internationale Beispiele anschauen, wo Bioenergie erfolgreich gefördert wird? Das könnte uns helfen!
Es ist echt schade zu sehen, wie viele Bioenergieanlagen gefährdet sind. Die Politik muss jetzt handeln! Warum dauert die Genehmigung durch die EU so lange? Das ist doch nicht mehr nachvollziehbar.
Die Biomasseausschreibung hat gezeigt, wie dringend wir neue Ideen brauchen. Wenn so viele Anlagen kurz vor dem Aus stehen, müssen wir echt überlegen, wie wir die Situation verbessern können. Was denkt ihr über die Vorschläge im Artikel?