Bibliotheken 2025: Trotz Besucherboom droht der Finanzkrise der kommunalen Haushalte – Auswirkungen, Herausforderungen und politische Lösungsansätze

Der Deutsche Bibliotheksverband warnt vor den negativen Folgen der angespannten kommunalen Finanzlage auf öffentliche Bibliotheken, die zunehmend von Haushaltskonsolidierungen, Haushaltssperren und Mittelkürzungen betroffen sind. Während die Besucherzahlen 2025 auf 182 Millionen steigen, stagniert oder sinkt das Budget bei 85 % der Einrichtungen. Die finanzielle Lage erschwert Modernisierung und digitalen Ausbau, was langfristig den Zugang und die gesellschaftliche Bedeutung der Bibliotheken gefährdet.
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Inhaltsübersicht

– Mehrheit der öffentlichen Bibliotheken erlebt Haushaltskürzungen und Budgetstagnation.
– Bibliotheksbesuche steigen trotz finanzieller Einbußen deutlich an.
– Finanzlage der Kommunen bedroht die Weiterentwicklung moderner Bibliotheksangebote.

Bibliotheken 2025: Zwischen Haushaltskonsolidierung und massivem Besucherwachstum

Berlin, 08.10.2025 – Der Deutsche Bibliotheksverband (dbv) legt mit der Publikation „Bibliotheken 2025“ ein aktuelles Lagebild zur Finanzsituation öffentlicher Bibliotheken vor. Die Ergebnisse basieren auf einer Umfrage unter 1.394 Öffentlichen Mitgliedsbibliotheken. Dabei zeigen sich deutliche Spannungen: 37 % der teilnehmenden Bibliotheken sind von Haushaltskonsolidierungsmaßnahmen betroffen, während 23 % unter einer globalen Haushaltssperre leiden. Zudem verzeichnen 28 % Mittelkürzungen. Für den überwiegenden Teil der Bibliotheken, nämlich 85 %, stagniert oder sinkt das Gesamtbudget (Stand: 08.10.2025, PM).

Entgegen dieser finanziellen Herausforderungen steigt die Nutzung der Häuser signifikant: Die Zahl der Bibliotheksbesuche klettert auf 182 Millionen im Jahr 2025, nachdem sie 2023 noch bei 132 Millionen lag (Stand: 08.10.2025, PM).

„Öffentliche Bibliotheken sind von der kommunalen Haushaltslage massiv betroffen“, betont der dbv und weist auf die komplexe Lage hin. Dr. Holger Krimmer, Bundesgeschäftsführer des Verbandes, unterstreicht: „Wir beobachten seit Jahren eine gegensätzliche Entwicklung. Die Aufgaben der Bibliotheken differenzieren sich weiter aus: mehr Leserförderung, mehr digitale Beratungsangebote, mehr Veranstaltungen für das soziale Miteinander. Gleichzeitig verschärft sich die finanzielle Situation von Kommunen mit direkten Auswirkungen für Bibliotheken. Denn als freiwillige Leistungen der Kommunen sind Bibliotheken massiv von deren Haushaltslage betroffen. Ein zeitgemäßes Bildungsangebot der Bibliotheken ist daher auf Dauer an eine Trendwende der Kommunalfinanzen gebunden.“

Die vorgelegten Zahlen verdeutlichen, wie eng der Spielraum öffentlicher Bibliotheken an die finanzielle Lage ihrer Träger gekoppelt bleibt – gerade vor dem Hintergrund wachsender Nutzerzahlen und vielfältigeren Aufgaben. Die Publikation „Bibliotheken 2025“ zeigt damit eindrücklich, wie Sparkurse und Investitionsbedarf in einem Spannungsverhältnis stehen.

Finanzlage im Fokus: Wie sich die Zahlen von 2024 und 2025 einordnen

Die Finanzsituation öffentlicher Bibliotheken in Deutschland bleibt angespannt und spiegelt unterschiedliche Stadien kommunaler Haushaltskrisen wider. Die Auswertungen des Deutschen Bibliotheksverbandes (dbv) und Berichte aus Medien zeigen, wie breit gefächert die Sparmaßnahmen sind und wie sich die Situation zwischen 2024 und 2025 verschärft. Dabei ist entscheidend, die Zahlen der beiden Jahre als separate Erhebungen zu verstehen und sie chronologisch einzuordnen.

Was hinter den Zahlen steckt

Im Oktober 2024 dokumentierte eine Umfrage des Deutschen Bibliotheksverbandes unter öffentlichen Bibliotheken eindrücklich die finanziellen Herausforderungen: 23,1 % der befragten Einrichtungen berichteten von Haushaltskürzungen, während 9,8 % zur Steigerung eigener Einnahmen gezwungen waren. 12,1 % leisteten aktive Beiträge zur finanziellen Konsolidierung, und bei 17,2 % wurde die regelmäßige Zuweisung gekürzt (Stand: Oktober 2024, Deutsche Bibliotheksverband).

Diese Aufschlüsselung verdeutlicht den Druck, unter dem viele Bibliotheken standen. Die Zahlen beziehen sich auf eine gezielte Befragung mit nachvollziehbarer Methodik und bieten einen differenzierten Blick auf einzelne Sparmaßnahmen und Einnahmeversuche.

Im Juni 2025 zeichnet ein Medienbericht ein noch ernsthafteres Bild. Hier sind „fast ein Drittel“ der öffentlichen Bibliotheken von Sparmaßnahmen betroffen; zudem erfahren „fast jede fünfte“ Einrichtung eine Budgetkürzung von mindestens zehn Prozent (Stand: Juni 2025, n-tv). Die Formulierungen legen nahe, dass die finanziellen Belastungen zunahmen, ohne dass die Erhebung auf den genauen Methodenumfang der dbv-Umfrage von 2024 eingeht.

Die unterschiedlichen Erfassungsweisen erschweren einen direkten Vergleich, doch die zeitliche Abfolge macht eine Tendenz deutlich: Die Belastungen haben sich in vielen Einrichtungen weiter verschärft. Während 2024 bereits erhebliche Kürzungen und Konsolidierungsmaßnahmen an der Tagesordnung waren, zeigen die aktuellen Berichte für 2025 eine Intensivierung des Drucks auf die Budgets.

Vor dem Hintergrund der finanziellen Entwicklung unterstreicht der dbv die veränderten Anforderungen an öffentliche Bibliotheken: Sie übernehmen zunehmend gesellschaftliche Aufgaben jenseits der reinen Medienausleihe – wie Leseförderung, digitale Beratungsangebote und soziale Veranstaltungen. Diese vielfältigen Angebote stehen im Kontrast zu stagnierenden oder schrumpfenden Haushalten, was laut Bundesgeschäftsführer Dr. Holger Krimmer nur durch eine Stabilisierung der Kommunalfinanzen langfristig gesichert werden kann.

Die beiden Zahlenblöcke – die differenzierte Umfrage von 2024 und der Medienbericht von 2025 – bieten zusammen einen prägnanten Einblick in die Entwicklung der Finanzsituation öffentlicher Bibliotheken. Sie machen deutlich, wie breit die Konsolidierungsmaßnahmen greifen und wohin die Reise 2025 gehen könnte.


Quellen:

  • Deutscher Bibliotheksverband, Umfrage zur Finanzsituation 2024 (Stand Oktober 2024)
  • n-tv Bericht zu Bibliotheken in Deutschland (Stand Juni 2025)


Auswirkungen der Haushaltslage auf Digitalisierung und Zugang in Bibliotheken

Öffentliche Bibliotheken stehen vor erheblichen finanziellen Herausforderungen, die sich direkt auf ihr Angebot und ihren Zugang auswirken. Fast die Hälfte der Einrichtungen kann mit den aktuellen Budgets weder den Ausbau der digitalen Angebote noch erforderliche bauliche Maßnahmen und Infrastrukturerneuerungen realisieren. Konkret geben 44 % der Bibliotheken an, die Bereitstellung digitaler Angebote mit ihrem aktuellen Budget nicht umsetzen zu können, während 48,6 % bauliche Erneuerungen nicht finanzieren können (Stand: 2024). Diese Einschränkungen treffen ausgerechnet die Bereiche, die entscheidend sind, um Bibliotheken zeitgemäß und barrierefrei zu gestalten.

Parallel zu diesen Budgetengpässen sinkt die Zahl der öffentlichen Bibliotheken seit Jahren kontinuierlich. Im Jahr 2010 gab es noch 9.898 Einrichtungen, bis 2023 verringerte sich diese Anzahl auf 8.152, was einen Rückgang von rund 17 % bedeutet (Stand: Juni 2025). Dieser Strukturwandel erschwert die Nutzung vor Ort und reduziert die unmittelbare Zugänglichkeit für die Bevölkerung.

Die Folgen sind vielfältig: Ohne adäquate finanzielle Mittel verzögern sich Modernisierungen, notwendige bauliche Anpassungen etwa für Barrierefreiheit bleiben aus, und der Ausbau digitaler Services verläuft schleppend. Gerade digitale Angebote spielen eine immer größere Rolle, um die Reichweite von Bibliotheken über ihre Gebäude hinaus zu erweitern und so auch Menschen mit Mobilitätseinschränkungen oder in ländlichen Regionen besser zu erreichen.

Die finanzielle Lage der Kommunen beeinflusst Bibliotheken unmittelbar, da sie gemeinhin als freiwillige kommunale Leistungen gelten. „Ein zeitgemäßes Bildungsangebot der Bibliotheken ist daher auf Dauer an eine Trendwende der Kommunalfinanzen gebunden“, so Dr. Holger Krimmer, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Bibliotheksverbands. Zugleich steigt die Nachfrage nach Bibliotheksangeboten: Die Zahl der Besuche legte von 132 Millionen im Jahr 2023 auf 182 Millionen zu. Diese Gegenläufigkeit zeigt den wachsenden gesellschaftlichen Bedarf und die wachsenden Anforderungen an Bibliotheken – trotz stagnierender oder sinkender Budgets.

Digitale Lücke und Infrastruktur

Der Rückstand bei der Modernisierung schwächt die Rolle der Bibliotheken als Orte für gesellschaftliche Teilhabe und Informationszugang. Digitale Barrierefreiheit bleibt damit vielfach unerreicht, was die Nutzung für ältere Menschen oder Menschen mit Behinderungen erschwert. Gleichwohl erhöht sich die Bedeutung der Bibliotheken in ihren Funktionen als Lernorte, kulturelle Treffpunkte und digitale Beratungsstellen.

Ohne ausreichende finanzielle Unterstützung verharrt ein Großteil der Bibliotheken in einer Infrastruktur, die den Bedürfnissen einer zunehmend digital geprägten Gesellschaft nicht mehr entspricht. Der Abbau der Standorte verstärkt die Zugangsbarrieren zusätzlich und wirkt sich negativ auf die Bildungs- und Teilhabechancen vieler Bürgerinnen und Bürger aus.

Dieser Trend unterstreicht die Dringlichkeit, kommunale Finanzen so zu stabilisieren, dass öffentliche Bibliotheken ihre Aufgaben erfüllen und sich den Herausforderungen der Digitalisierung und baulichen Erneuerung stellen können. Nur dann lässt sich der Zugang zu Information, Bildung und Kultur langfristig sichern und weiterentwickeln.

Ausblick: Politische Weichenstellungen für die Bibliotheksförderung

Die wachsende Nutzung öffentlicher Bibliotheken steht im Spannungsfeld stagnierender oder sinkender kommunaler Budgets. Ob diese Diskrepanz künftig ausgeglichen wird, hängt maßgeblich von landespolitischen Prioritäten ab. Ein aktuelles Beispiel liefert Nordrhein-Westfalen: Für das Haushaltsjahr 2025 sind 17,6 Millionen Euro vorgesehen, um das Bibliothekswesen zu fördern und den Erhalt von Kulturgütern zu sichern. Dieser Betrag bewegt sich auf dem Niveau der Vorjahre und zielt unter anderem auf Vernetzungs- und Ausbauprojekte sowie die Bereiche Digitalisierung und Modernisierung (Stand: Haushaltsjahr 2025).

Dieses Fördervolumen zeigt, dass in einzelnen Bundesländern weiterhin finanzielle Mittel bereitgestellt werden, um zentrale Herausforderungen im Bibliotheksbetrieb anzugehen. Dennoch bleibt offen, ob solche Ansätze bundesweit und flächendeckend ausreichen. Die finanziellen Nöte vieler Kommunen verengen die Spielräume und erschweren Investitionen in zeitgemäße Bildungs- und Informationsangebote. Damit verbunden ist auch die Frage, ob Landes- und Kommunalpolitik zusätzliche Mittel bereitstellen und rechtliche Rahmenbedingungen anpassen, um die vom Deutschen Bibliotheksverband formulierten Ziele der Modernisierung und gesellschaftlichen Teilhabe zu unterstützen.

Die Inhalte und Aussagen in diesem Beitrag stützen sich auf eine Pressemitteilung des Deutschen Bibliotheksverbandes e.V.

Weiterführende Quellen:

9 Antworten

  1. Die Situation klingt ernst und ich mache mir Sorgen um die Zukunft unserer Bibliotheken. Eine Frage an alle: Wie könntet ihr euch vorstellen, aktiv etwas zu unterstützen oder zu helfen? Vielleicht lokale Initiativen gründen oder Veranstaltungen organisieren.

    1. Das klingt nach einer guten Idee, Heinzgeorg! Wir könnten vielleicht auch Workshops anbieten oder Lesungen organisieren, um mehr Menschen anzuziehen und Bewusstsein zu schaffen.

  2. Die Zahlen sind wirklich alarmierend! Ich frage mich oft, warum die Politik hier nicht mehr tut? Was haltet ihr von einer Petition zur Unterstützung der Bibliotheken?

  3. Ich finde es wichtig, dass Bibliotheken sich modernisieren und digitale Angebote ausbauen können. Doch wie soll das ohne Geld funktionieren? Wir müssen hier dringend Lösungen finden.

  4. Es ist erschreckend, dass so viele Bibliotheken unter finanziellen Engpässen leiden. Ich frage mich, welche Lösungen es gibt? Könnte eine stärkere Unterstützung durch den Staat helfen?

    1. Ich denke schon, Kblank! Der Staat muss mehr für Kultur und Bildung tun. Es wäre interessant zu wissen, wie andere Länder mit ähnlichen Problemen umgehen.

    2. Eine Idee wäre vielleicht Crowdfunding-Kampagnen für spezielle Projekte in Bibliotheken? So könnten wir die Gemeinschaft aktiv einbinden!

  5. Ich finde die Situation der Bibliotheken wirklich bedenklich. Es ist schade zu sehen, dass trotz steigender Besucherzahlen die finanziellen Mittel gekürzt werden. Wie können wir sicherstellen, dass diese wichtigen Einrichtungen weiterhin bestehen bleiben?

    1. Das ist ein wichtiger Punkt, Lars! Vielleicht sollten wir mehr in die Öffentlichkeitsarbeit investieren, um die Bedeutung von Bibliotheken zu unterstreichen. Habt ihr Vorschläge, wie man das tun könnte?

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