Bremen (VBR). Die Zukunft der psychotherapeutischen Versorgung in Deutschland steht auf dem Spiel. Trotz einer Reform der Ausbildung bleibt die finanzielle Situation von Psychotherapeuten in Weiterbildung ungesichert, warnt der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP). Der Verband schlägt Alarm: Ohne eine zeitnahe Regelung droht ein gravierender Engpass bei der Behandlung psychischer Erkrankungen.
Die globale Krise und zunehmende sozioökonomische Unsicherheiten führen dazu, dass immer mehr Menschen psychologische und psychotherapeutische Hilfe benötigen. Allerdings müssen angehende psychologische Psychotherapeuten ihre heilkundliche Weiterbildung nach wie vor selbst finanzieren. In der Regel bedeutet das für Studierende: Schulden aufnehmen, während sie fast unentgeltlich in psychiatrischen und psychosomatischen Einrichtungen arbeiten. Dabei sollte die kürzlich eingetretene Ausbildungsreform gerade diese Problematik beheben.
Der Knackpunkt liegt bei der Finanzierung. Zwar wurde die fünfjährige intensivere Psychotherapieausbildung eingeführt, die analog zur fachärztlichen Aus- und Weiterbildung gestaltet sein soll, doch eine klare Regelung zur Finanzierung fehlt. Das Bundesministerium für Gesundheit sieht trotz des höchsten Votums des Petitionsausschusses des Deutschen Bundestags keinen weiteren Handlungsbedarf. Doch ohne gesetzliche Grundlage scheitern direkte Verhandlungen zwischen Weiterbildungsstätten und Kostenträgern.
Ein neuer Ansatz durch Schiedsverfahren – mit Beteiligung von Krankenkassen, Leistungserbringenden und Krankenhäusern – brachte ebenfalls keine Lösung. Die Folge: Ein geregeltes Vergütungsmodell für Psychotherapeuten in Weiterbildung bleibt aus.
Gesetzlich sollen diese ähnlich der Facharztausbildung vergütet werden. Jedoch fehlen konkrete Bestimmungen zur finanziellen Herkunft. Diese Unsicherheit hindert viele junge Menschen daran, den Weg in die Fachweiterbildung einzuschlagen. Regelt der Gesetzgeber nicht bald, wird es einen Mangel an qualifizierten Psychotherapeuten geben.
Um dringliche Versorgungsengpässe zu verhindern, fordert der BDP die sofortige Schließung dieser Gesetzeslücke. Akademisch qualifizierte Psychotherapeuten in Weiterbildung müssen fair entlohnt werden, um die psychotherapeutische Versorgung sowohl ambulant als auch stationär sicherzustellen.
Bettina Genée, Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim BDP, ist Ansprechpartnerin für weitere Informationen. Der BDP, gegründet 1946, vertritt heute rund 11.000 Mitglieder und setzt sich aktiv für die Interessen der niedergelassenen, selbständigen sowie angestellten und beamteten Psychologen ein – ein anerkannter Partner für Politik, Medien und Öffentlichkeit.
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BDP-Pressemitteilung: Finanzierung psychotherapeutischer Weiterbildung scheitert bei …
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Langfristige Folgen der Missstände in der psychotherapeutischen Weiterbildung
Die aktuellen Herausforderungen in der Finanzierung der psychotherapeutischen Weiterbildung könnten weitreichende Auswirkungen auf das Gesundheitssystem haben. Der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) hat in seiner letzten Mitteilung eindringlich vor einem Engpass bei der psychotherapeutischen Versorgung gewarnt. Bei einer tiefergehenden Betrachtung wird deutlich, dass diese Problematik nicht nur kurzfristige, sondern auch langfristige Konsequenzen für viele Bereiche der Gesellschaft mit sich bringen könnte.
Bereits jetzt sehen sich viele Studierende im Bereich der psychotherapeutischen Ausbildung gezwungen, erhebliche finanzielle Belastungen in Kauf zu nehmen. Dies geschieht trotz Reformen, die genau dieser Praxis ein Ende setzen sollten. Die daraus entstehenden Hürden könnten dazu führen, dass weniger junge Menschen den Weg in diesen wichtigen Berufszweig wählen, was letztlich zu einem eklatanten Mangel an qualifizierten Fachkräften führen würde.
Ein Blick in andere Länder zeigt, dass ähnliche Probleme bereits zur Realität geworden sind. In Großbritannien beispielsweise führte die unzureichende finanzielle Unterstützung von Trainees bei der Ausbildung zum Psychotherapeuten in bestimmten Regionen zu erheblichen Versorgungslücken. Solche Versorgungsengpässe belasten nicht nur das Gesundheitssystem selbst, sondern sie haben auch weitreichende soziale und wirtschaftliche Folgen. Fehlende psychotherapeutische Unterstützung kann zu längeren Krankheitszeiten, einem Anstieg von Arbeitsunfähigkeiten und einer erhöhten Belastung des Sozialsystems führen.
Prognosen deuten darauf hin, dass die Nachfrage nach psychotherapeutischen Leistungen in den kommenden Jahren weiter steigen wird. Globale Krisen, wie die COVID-19-Pandemie und zunehmende Umwelterkrankungen, erhöhen den Bedarf an mentaler Gesundheitsunterstützung. Wenn der Gesetzgeber die gegenwärtigen Defizite in der Finanzierung der Weiterbildung nicht behebt, wird das System zunehmend überfordert sein.
Eine mögliche Entwicklung könnte darin bestehen, dass alternative Finanzierungsmodelle gefunden werden, um den Mangel an gesetzlichen Regelungen zumindest teilweise auszugleichen. Dazu gehören möglicherweise private Stipendien, regionale Förderprogramme oder Kooperationen mit gemeinnützigen Organisationen. Diese Lösungen könnten einen temporären Ausweg bieten, ersetzen aber nicht die dringend benötigte gesetzliche Klarheit und Unterstützung.
Insgesamt bleibt festzuhalten, dass die adäquate Finanzierung der psychotherapeutischen Weiterbildung nicht nur eine Frage der beruflichen Fairness ist, sondern auch eine essentielle Maßnahme zur Sicherstellung der gesundheitlichen Versorgung der Bevölkerung darstellt. Es ist unerlässlich, dass der Gesetzgeber rasch handelt, um sicherzustellen, dass zukünftige Generationen von Psychotherapeut*innen ihre Ausbildung unter fairen Bedingungen absolvieren können, damit eine qualitativ hochwertige Versorgung gewährleistet bleibt.
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6 Antworten
@Bettina Gennée danke für die Infos. Die Politik scheint blind zu sein für diese Problematik. Der BDP sollte stärker Lobbyarbeit betreiben um endlich Veränderungen zu bewirken.
Es ist nicht nur unfair für die Auszubildenden sondern auch ein Risiko für uns alle! Wer soll uns behandeln wenn es keine Psychotherapeuten mehr gibt? Der Gesetzgeber muss hier dringend handeln.
@Catrin22, Absolut! Es wäre interessant zu wissen, ob andere Länder bessere Modelle haben. Vielleicht könnte Deutschland davon lernen.
@Oherrmann @Catrin22 In Großbritannien gibt es ähnliche Probleme, wie im Artikel erwähnt. Andere Länder wie Schweden haben bessere Unterstützungssysteme für ihre Trainees.
diese sitation ist schrecklich. Wie sollen junge Leute motivirt werden wenn sie solch finanziele Bürde tragen müssen? Und die Regierung tut nichts! @Bettina Gennée, gibt es bereits Pläne wie das geändert werden kann?
@Gundula Gottschalk, ja, es ist wirklich traurig. Ich denke private Stipendien könnten kurzfristig helfen, aber ohne gesetzliche Unterstützung wird das keine langfristige Lösung sein.