Bremen (VBR).
Der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) hat sich mit einem dringenden Appell an die Politik gewandt. Gemeinsam mit einer Allianz aus zahlreichen Verbänden fordert der BDP eine rasche Abstimmung im Deutschen Bundestag über einen Gesetzentwurf, der die Entkriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen vorsieht. Der Entwurf, den 328 Bundestagsmitglieder unterstützen, könnte in der aktuellen politischen Lage untergehen.
Am 5. Dezember hatte der Bundestag bereits eine erste Lesung des Entwurfs durchgeführt. Nun liegt er beim Rechtsausschuss, wo er ohne zügige Bearbeitung nach den nächsten Wahlen wieder verschleppt werden könnte. Die Unterzeichner fordern daher: Der Entwurf muss sofort beraten, ins Plenum rücküberwiesen und vor Ende der Legislaturperiode beschlossen werden. Sie sehen breite Unterstützung in der Bevölkerung, wo 80 % für eine Neuregelung sind, gestützt durch Empfehlungen einer interdisziplinären Expertinnen-Kommission.
„Die Fakten sind klar“, betonen die Initiator*innen der Petition weiter. Partei- und Wahltaktiken dürften den demokratischen Prozess nicht behindern, denn es geht um den Schutz ungewollt Schwangerer und die Sicherstellung ihrer gesundheitlichen Versorgung („Zitat-Quelle: Pressemitteilung“). Bereits zuvor unterstützte der BDP den gemeinsamen Verbändebrief zum „Gesetzentwurf zur Neuregelung des Schwangerschaftsabbruchs“.
Dieser Vorstoß zeigt, dass fachspezifische Organisationen wie der BDP, der seit über 75 Jahren besteht und rund 11.000 Mitglieder zählt, eine zentrale Rolle im gesellschaftspolitischen Diskurs einnehmen. Der Verband agiert als Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit, wobei er oft Themen aufgreift, die kontrovers diskutiert werden.
Im Kern dreht sich die Debatte um mehr als nur rechtliche Anpassungen; sie berührt soziale und ethische Dimensionen unserer Gesellschaft. Die Verfasser der Petition schließen mit einem eindringlichen Appell an die Abgeordneten: „Schreiben Sie Geschichte! Unterstützen Sie ungewollt Schwangere und ihre Ärztinnen und Ärzte!“ („Zitat-Quelle: Pressemitteilung“).
Für weitere Informationen kann man sich an Bettina Genée, Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim BDP, wenden.
Für weitere Informationen, Pressekontakte, Bilder oder Dokumente geht es hier zur Quelle mit dem Originaltitel:
BDP-Pressemitteilung: Eil-Appell: Entkriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen
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Ein Blick auf die historische Entwicklung und zukünftige Perspektiven der Entkriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen in Deutschland
Die derzeitige Debatte um die Entkriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen in Deutschland ist kein isoliertes Phänomen, sondern vielmehr das Ergebnis eines fortlaufenden gesellschaftlichen Diskurses, der über Jahrzehnte hinweg gereift ist. Der aktuelle interfraktionelle Gesetzentwurf, der von 328 Bundestagsabgeordneten unterstützt wird, repräsentiert einen bedeutenden Meilenstein in einem langwierigen Prozess, der maßgeblich darauf abzielt, den rechtlichen Umgang mit Schwangerschaftsabbrüchen fundamental zu überdenken.
Historisch betrachtet reicht die Diskussion um das Recht auf Schwangerschaftsabbruch bis in die frühen 1970er Jahre zurück, als erste Reformbestrebungen initiiert wurden. Das bisherige Gesetz, das im Wesentlichen auf dem § 218 StGB basiert, gilt in vielen Kreisen als veraltet und als nicht mehr zeitgemäß für eine moderne Gesellschaft. Die anhaltende Forderung nach einer Entkriminalisierung ist daher stark verwurzelt in einem gesellschaftlichen Bewusstsein, das sich auf die Selbstbestimmung der Frau und den Schutz der individuellen Rechte konzentriert.
Vergleichbare Bewegungen sind auch in vielen anderen europäischen Ländern zu beobachten, die den rechtlichen Rahmen ebenfalls reformiert haben. Ein bemerkenswertes Beispiel ist Irland, wo ein historisches Referendum zur Legalisierung des Schwangerschaftsabbruchs geführt hat. Solche internationalen Trends deuten darauf hin, dass die globalen Dynamiken zunehmend Einfluss darauf nehmen, wie nationale Gesetze gestaltet werden. Dieses Zusammenspiel betont die Bedeutung transnationaler Solidaritätsbewegungen und den Austausch zwischen verschiedenen Nationen, was eine gegenseitige Bereicherung sein kann.
Ein weiteres Argument für die Unterstützung der gegenwärtigen Gesetzesreform ist die wachsende Anerkennung der gesundheitlichen Implikationen, die mit restriktiven Abtreibungsgesetzen verbunden sind. Studien belegen, dass die Kriminalisierung oft dazu führt, dass Frauen auf unsichere Methoden zurückgreifen müssen, was gesundheitliche Risiken erheblich erhöhen kann. Dementsprechend steht die vorgeschlagene Neuregelung nicht nur in einem sozialen, sondern auch in einem gesundheitspolitischen Kontext, der darauf abzielt, den Zugang zu sicherer medizinischer Versorgung zu garantieren.
Prognostisch betrachtet könnte eine erfolgreiche Abstimmung über diesen Gesetzentwurf grundlegende Änderungen im deutschen Gesundheitssystem nach sich ziehen, indem bestehende Barrieren abgebaut und neue Standards für die Reproduktionsgesundheit etabliert werden. Bei einem positiven Ausgang der Beratungen wäre dies ein erheblicher Gewinn für die sexuelle und reproduktive Selbstbestimmung in Deutschland und könnte Vorbildwirkung für weitere Rechtsreformen innerhalb Europas entfalten.
Zusammengefasst steht das bevorstehende Gesetzesverfahren am Scheideweg zwischen traditioneller Rechtsprechung und progressivem Wandel. Die Entscheidung im Bundestag könnte eine markante Zäsur in der deutschen Rechtshistorie darstellen und den Weg für eine zeitgemäße, auf individueller Freiheit basierende gesetzliche Neuausrichtung ebnen. In diesem Kontext ruft der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen zusammen mit zahlreichen Verbänden unermüdlich zur Unterstützung auf, um den verfassungsrechtlichen Grundsätzen gemäß überfällige Veränderungen herbeizuführen.
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