– Wettbewerb auf dem deutschen Energiemarkt hat sich sehr gut entwickelt
– Bedeutung der Fernwärme steigt im Zuge der Wärmewende deutlich an
– Kartellrechtliche Preisaufsicht bewährt sich bei der Kontrolle der Fernwärmepreise
Wettbewerb im Energiemarkt: BDEW sieht wenig Grund für Misstrauen
Anlässlich des 10. Sektorgutachtens Energie der Monopolkommission hat der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) am 5. November 2025 seine Position zu zentralen energiepolitischen Themen bezogen. Die Stellungnahme des Verbandes betrifft unmittelbar Millionen Haushalte in Deutschland – von den Fernwärmekunden, die auf transparente Preise angewiesen sind, bis zu Elektroauto-Fahrern, die auf eine zuverlässige Ladeinfrastruktur vertrauen.
Der BDEW betont die positive Entwicklung des Wettbewerbs auf dem deutschen Energiemarkt und weist pauschale Kritik an vermeintlichen Monopolstrukturen zurück. Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, erklärt: „Die Wärmewende ist im vollen Gange. Fernwärme wird eine zentrale Rolle für eine volkswirtschaftlich effiziente Transformation der Wärmeversorgung spielen.“
Gegenüber Vorwürfen monopolistischer Strukturen zeigt sich der Verband verwundert: „Deshalb wundern wir uns über pauschalierte Aussagen zu einer ‚monopolistischen Ausbeutung‘ von Kundinnen und Kunden und halten die Wärmewende voranzubringen für unangemessen und wenig zielführend.“
Statt grundlegender Regulierungsänderungen setzt der BDEW auf bewährte Instrumente: „Als wesentlich sinnvoller betrachten wir den bereits bestehenden Ansatz zur Vermeidung missbräuchlich hoher Preise durch die kartellrechtliche Preisaufsicht in der jetzigen Form, der sich auch bereits bewährt hat.“
Auch beim Thema Elektromobilität unterstreicht Andreae die Bedeutung marktwirtschaftlicher Prinzipien: „Ich teile die Einschätzung der Monopolkommission, dass der Wettbewerb der beste Motor für eine erfolgreiche, bedarfsgerechte Ladeinfrastruktur ist. Entscheidend bleibt, weiter faire und stabile Rahmenbedingungen für Skalierung, Kosteneffizienz und Innovation zu gewährleisten.“
Die Positionen des BDEW verdeutlichen, dass der Verband in den bestehenden Marktmechanismen ausreichende Sicherungen für Verbraucherinteressen sieht und grundlegende Systemänderungen für nicht notwendig hält.
Journalistische Einordnung & Hintergründe
Die Debatte um die Fernwärmeregulierung zeigt tiefgreifende Differenzen zwischen Wettbewerbshütern, Verbraucherschützern und der Energiewirtschaft. Während die Monopolkommission bereits im Oktober 2023 einen gesetzlichen Zugang für Dritte forderte, weil der Markt regional durch Monopolstrukturen geprägt sei*, verschärfte sich die Diskussion weiter. Diese unterschiedlichen Positionen prägen die politische Debatte um die künftige Ausgestaltung der Wärmewende.
Monopolkommission: zentrale Empfehlungen
Die Wettbewerbshüter identifizieren mehrere Kernprobleme wie fehlende Wechseloptionen für Verbraucher, regional stark konzentrierte Marktstrukturen und eine intransparente Preisbildung.
Kritische Stimmen aus Verbraucherschutz und Industrie
Der BDEW als Interessenvertretung der Energiewirtschaft lehnt umfangreiche Regulierungsvorschläge mehrheitlich ab. Aus Sicht des Verbandes würde eine Price-Cap-Regulierung lokale Besonderheiten ignorieren und Investitionen in die Wärmewende gefährden. Statt zusätzlicher Regulierungen verweist der BDEW auf das bestehende Kartellrecht, das Missbrauchskontrollen bereits ermögliche und sich in der Praxis bewährt habe. Zudem betont der Verband die technischen Besonderheiten von Fernwärmenetzen, die als geschlossene Kreislaufsysteme nur begrenzte Kapazitäten für Drittzugänge böten. Diese grundsätzlich unterschiedlichen Positionen prägen die politische Debatte um die künftige Ausgestaltung der Wärmewende.
Fernwärme: Transparenz, Preise, Kontrolle
Fernwärme gilt als zentrale Säule der Wärmewende, doch für viele Verbraucher bleibt die Preisgestaltung undurchsichtig. Eine Stichprobe des Umweltbundesamtes zeigt: Etwa 20 Prozent der Fernwärmeanbieter veröffentlichten 2022 keine Preisangaben auf ihrer Website, obwohl Preistransparenz eigentlich vorgeschrieben ist (Stand: Oktober 2023)*. Diese Informationslücken erschweren Kunden den Vergleich und unterstreichen die Forderung nach verbesserter Transparenz – etwa durch Plattformen wie die bereits existierende Preistransparenzplattform für Wärmenetze.
Preistransparenz und Marktstruktur
Die mangelnde Informationsvermittlung betrifft nicht nur einzelne Regionen, sondern stellt ein Problem dar. Während einige Anbieter ihre Preise klar kommunizieren, bleibt ein Teil der Unternehmen hinter den gesetzlichen Vorgaben zurück. Diese Intransparenz wirkt sich direkt auf die Marktsituation aus: Verbraucher können Angebote schwer vergleichen und sind bei Preisverhandlungen im Nachteil. Die kartellrechtliche Aufsicht hat hier bereits Instrumente entwickelt, um missbräuchliche Preisgestaltung zu kontrollieren. Der BDEW betont, dass sich dieser Ansatz bewährt habe und zu konkreten Preissenkungen in Einzelfällen geführt hat.
Preisniveau: aktuelle Bandbreite
Die Kosten für Fernwärme variieren regional erheblich. Laut Umweltbundesamt lagen die durchschnittlichen Endkundenpreise 2023 zwischen 106 und 247 Euro pro Megawattstunde inklusive Umsatzsteuer (Stand: Oktober 2023)*. Diese Spanne von über 130 Prozent zeigt, wie unterschiedlich Verbraucher belastet werden. Während Haushalte in günstigen Regionen vergleichsweise moderate Heizkosten tragen, zahlen Kunden in Hochpreisgebieten mehr als das Doppelte.
Für Verbraucher bedeutet diese Situation eine doppelte Herausforderung: Einerseits fehlt es an leicht zugänglichen Preisinformationen, andererseits sind die regionalen Unterschiede erheblich. Die bestehende kartellrechtliche Kontrolle bietet zwar Schutz vor offensichtlichen Missbrauchsfällen, doch für mehr Markttransparenz bedarf es zusätzlicher Maßnahmen – sowohl von den Anbietern selbst als auch durch übergeordnete Initiativen.
| Jahr | Kennzahl | Wert | Quelle/Stand |
|---|---|---|---|
| 2023 | Anteil Anbieter ohne Preisangabe | 20 % | Umweltbundesamt (Stand: Oktober 2023)* |
| 2023 | Preisbandbreite Fernwärme | 106–247 Euro/MWh | Umweltbundesamt (Stand: Oktober 2023)* |
Elektromobilität: Ausbau, Wettbewerb und Preise im Fokus
Der Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge schreitet in Deutschland voran, doch die Entwicklung zeigt ein komplexes Bild aus Wachstum, Marktkonzentration und regionalen Unterschieden. Bayern führte mit rund 18.000 Ladepunkten die regionale Verteilung an*. Parallel dazu belegt eine Marktuntersuchung aus dem gleichen Jahr, dass die vier größten Betreiber etwa 62 Prozent aller öffentlichen Ladepunkte kontrollieren (Stand: September 2023)*. Diese Konzentration wirft Fragen zur Wettbewerbsintensität auf.
Infrastrukturstand und Marktanteile
Die Monopolkommission mahnte 2025 in ihrem Sektorgutachten zur kritischen Prüfung vertikaler Integrationen, um Markteintrittsbarrieren zu senken (Stand: November 2025). Ihr aktueller Bericht bestätigt, dass der Markt weiterhin von großen Anbietern geprägt bleibt und der Zugang zu Ladepunkten nicht durchgängig diskriminierungsfrei verläuft (Stand: November 2025). Dem gegenüber positioniert sich der BDEW klar: „Der Wettbewerb sorgt für Innovation, Effizienz und Kundennähe – zentrale Voraussetzungen für den Erfolg der Elektromobilität in Deutschland.“
Ladeinfrastruktur: Kennzahlen (Auswahl)
| Jahr | Kennzahl | Wert | Quelle/Stand |
|---|---|---|---|
| 2024 | AC-Normalladen Preis | 49 ct/kWh | ADAC (Stand: Mai 2024) |
| 2024 | DC-Schnellladen Preis | 61 ct/kWh | ADAC (Stand: Mai 2024) |
Preise, Auslastung und Folgen für Verbraucher
Die Preisgestaltung spiegelt die Marktentwicklung wider: Im Mai 2024 lag der Durchschnittspreis für AC-Normalladen bei 49 Cent pro Kilowattstunde, während DC-Schnellladen durchschnittlich 61 Cent/kWh kostete (Stand: Mai 2024). Diese Preise variieren je nach Anbieter und Region erheblich. Gleichzeitig zeigen Daten zur Auslastung aus dem September 2024 starke regionale Unterschiede: In Metropolregionen erreichte die Nutzung teilweise über 20 Prozent, in ländlichen Gebieten hingegen blieb sie unter 8 Prozent (Stand: September 2024).
Der BDEW argumentiert, dass niedrige Auslastungsquoten – als Folge des vorauslaufenden Infrastrukturausbaus – zwangsläufig zu höheren Fixkosten pro Ladevorgang führen. Dies sei kein Zeichen ineffizienter Marktstrukturen, sondern vor allem Ausdruck einer noch zu geringen Nachfrage. Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, betont: „Ich teile die Einschätzung der Monopolkommission, dass der Wettbewerb der beste Motor für eine erfolgreiche, bedarfsgerechte Ladeinfrastruktur ist.“
Die Diskrepanz zwischen wachsendem Infrastrukturausbau, marktbeherrschenden Positionen einiger Anbieter und regional stark schwankender Nutzung beeinflusst direkt die Preisentwicklung und wirft die Frage auf, ob wettbewerbsorientierte oder regulierende Ansätze Verbraucherinteressen besser bedienen.
Auswirkungen & Ausblick
Die aktuelle Debatte um Wettbewerb und Transparenz in der Energieversorgung hat konkrete Folgen für Verbraucher, Kommunen und die politische Agenda. Für Haushalte bedeutet die geforderte Preistransparenz mehr Vergleichsmöglichkeiten und bessere Entscheidungsgrundlagen bei der Wahl ihres Wärmeversorgers. Die bereits bestehende Preistransparenzplattform für Wärmenetze besteht seit über einem Jahr und wird genutzt*.
Was Verbraucher jetzt tun können
Haushalte können bereits heute aktiv werden, um ihre Position als Energiekunden zu stärken:
- Preise vergleichen: Die Preistransparenzplattform für Wärmenetze nutzen, um lokale Angebote einzusehen
- Alternativen prüfen: Möglichkeiten dezentraler Wärmeerzeugung oder Anbieterwechsel in Betracht ziehen, wo netztechnisch möglich
Welche Politikentscheidungen zu erwarten sind
Auf politischer Ebene zeichnen sich mehrere Handlungsoptionen ab. Die Diskussion um vertikale Integration von Energieunternehmen könnte zu verschärften Wettbewerbsprüfungen führen. Zudem steht die Weiterentwicklung der Preistransparenzplattformen auf der Agenda, um Verbrauchern noch umfassendere Informationen bereitzustellen. Der BDEW betont dabei, dass die kartellrechtliche Aufsicht bereits heute über wirksame Instrumente verfügt, um missbräuchliche Preise zu verhindern – ein System, das sich nach Angaben des Verbandes bereits bewährt hat.
Die energiepolitische Entwicklung bleibt dynamisch. Während die Monopolkommission regulatorische Anpassungen vorschlägt, setzen die Branchenvertreter auf die bestehenden marktwirtschaftlichen Mechanismen. Für Verbraucher bedeutet dies, dass sie von beiden Seiten profitieren könnten: durch mehr Transparenzinstrumente einerseits und funktionierende Wettbewerbskontrolle andererseits.
Dieser Beitrag enthält Informationen und Kernaussagen, die auf einer Pressemitteilung des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. (BDEW) basieren.
Weiterführende Quellen:
- „Laut einer Stichprobe des Umweltbundesamtes im Jahr 2022 veröffentlichten etwa 20 % der Fernwärmeanbieter keine Preisangaben auf ihrer Website, obwohl Preistransparenz vorgeschrieben ist (Stand: Oktober 2023).“ – Quelle: https://umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/11850/publikationen/factsheet_kurzanalyse_fw_preistransparenz_10_2023.pdf
- „Die Monopolkommission empfiehlt, den Zugang dritter Wärmeerzeuger zu Fernwärmenetzen gesetzlich zu ermöglichen, da der Markt bislang durch regionale Monopolstrukturen geprägt ist und ein Anbieterwechsel für Endkunden praktisch unmöglich ist (Stand: Oktober 2023).“ – Quelle: https://taz.de/Vorschlaege-der-Monopolkommission/
- „Die durchschnittlichen Endkundenpreise für Fernwärme in Deutschland lagen 2023 je nach Region zwischen 106 und 247 Euro pro MWh inklusive Umsatzsteuer (Stand: Oktober 2023).“ – Quelle: https://umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/11850/publikationen/factsheet_kurzanalyse_fw_preistransparenz_10_2023.pdf
- „Die Monopolkommission fordert 2025 einen bundesweiten Grundversorgungstarif für Fernwärme mit Preisobergrenze sowie eine verpflichtende Transparenzplattform für Preise (Stand: November 2025).“ – Quelle: https://taz.de/Vorschlaege-der-Monopolkommission/
- „Der Verbraucherzentrale Bundesverband fordert 2023 einen verbindlichen Preisdeckel für Fernwärme, da Wechseloptionen fehlen und Missbrauch nicht ausgeschlossen werden kann (Stand: Oktober 2023).“ – Quelle: https://taz.de/Vorschlaege-der-Monopolkommission/
- „Im Jahr 2023 waren in Deutschland 92.200 öffentliche und halböffentliche Ladepunkte für Elektromobilität verfügbar, mit ungleicher regionaler Verteilung und Bayern als Spitzenreiter mit rund 18.000 Ladepunkten (Stand: Dezember 2023).“ – Quelle: https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Fachthemen/Mobilitaet/E-Mobilitaet/Ladesaeulen/Ladesaeulen-node.html
- „Eine Marktuntersuchung zeigt 2023, dass die vier größten Betreiber in Deutschland rund 62 % aller öffentlichen Ladepunkte kontrollieren, während in den Niederlanden 48 % und in Frankreich 41 % (Stand: September 2023).“ – Quelle: https://transport.ec.europa.eu/publications/european-electric-vehicle-charging-infrastructure-master-study_de
- „Der durchschnittliche Preis beim AC-Normalladen in Deutschland lag 2024 bei etwa 49 Cent/kWh, beim DC-Schnellladen bei rund 61 Cent/kWh; die Preise schwanken je nach Anbieter und Region (Stand: Mai 2024).“ – Quelle: https://www.adac.de/news/laden-e-auto-preisvergleich/
- „Daten aus 2024 zeigen, dass die Auslastung öffentlicher Ladepunkte regional variiert: In Metropolregionen lag die Nutzung teilweise über 20 %, in ländlichen Regionen unter 8 % (Stand: September 2024).“ – Quelle: https://www.agora-verkehrswende.de/veroeffentlichungen/monitor-ladeinfrastruktur/
- „Die Monopolkommission rät 2025 dazu, vertikale Integration im Markt der Ladeinfrastruktur kritisch zu prüfen, um Markteintrittsbarrieren zu verringern (Stand: November 2025).“ – Quelle: https://monopolkommission.de/de/gutachten/sektorgutachten/sektorgutachten-energie/477-10-sektorgutachten-energie-2025.html
- „Der aktuelle Bericht zeigt, dass der Markt für Ladeinfrastruktur weiterhin von einzelnen großen Anbietern geprägt ist und der Zugang zu Ladepunkten nicht durchgängig diskriminierungsfrei erfolgt (Stand: November 2025).“ – Quelle: https://monopolkommission.de/de/gutachten/sektorgutachten/sektorgutachten-energie/477-10-sektorgutachten-energie-2025.html


7 Antworten
Ich bin überrascht von den Monopolstrukturen im Markt. Ist es nicht wichtig, dass wir mehr Wettbewerb fördern? Was denkt ihr über die Forderungen nach mehr Regulierung?
Ich stimme dir zu! Mehr Wettbewerb könnte helfen, die Preise zu senken. Aber was ist mit den kleinen Anbietern? Bekommen die eine Chance?
(…) Das könnte ein gutes Thema für eine Diskussion sein! Ich denke auch, dass kleine Anbieter unterstützt werden sollten.
Die Unterschiede bei den Preisen für Fernwärme sind echt krass! Ich frage mich, warum einige Anbieter keine Preise veröffentlichen. Wie können wir da einen besseren Überblick bekommen?
Das ist ein gutes Thema! Vielleicht sollten wir mehr über die Preistransparenzplattform sprechen und wie sie uns helfen kann, die besten Angebote zu finden.
Ich finde die Entwicklung im Energiemarkt wirklich spannend! Die Bedeutung der Fernwärme wird oft unterschätzt. Wie denkt ihr über die kartellrechtliche Preisaufsicht? Glaubt ihr, dass sie wirklich funktioniert?
Ja, ich denke auch, dass Preisaufsicht wichtig ist. Aber wie sieht es mit der Transparenz bei den Preisen aus? Da gibt es doch noch viel zu tun, oder?