Bremen (VBR). Die Bauwirtschaft in Deutschland steht weiterhin vor erheblichen Herausforderungen. Trotz eines enormen Investitionsbedarfs bleibt die Nachfrage nach Bauleistungen niedrig. Dies betont der Präsident des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe (ZDB), Wolfgang Schubert-Raab, in einer aktuellen Einschätzung zur Lage der Branche.
„Die Bauwirtschaft steht weiterhin vor erheblichen Herausforderungen“, erklärt Schubert-Raab. Er beschreibt eine deutliche Nachfrageflaute in den Hochbausegmenten, insbesondere im Wohnungsbau und Wirtschaftshochbau, während der Tiefbau von der Energie– und Mobilitätswende profitiert. Das Umsatzvolumen für 2024 wird auf ungefähr 160 Milliarden Euro geschätzt, was einem realen Rückgang um vier Prozent entspricht – bedingt durch Preisentwicklungen.
Besonders problematisch ist die Situation im Wohnungsbau. Der ZDB prognostiziert lediglich Fertigstellungen von 250.000 bis 255.000 Wohneinheiten für 2024, weit entfernt von den jährlich angestrebten 400.000. Grund dafür sind die gestiegenen Bau- und Finanzierungskosten sowie fehlende Neuerungen in der Neubauförderung. Mit weiteren realen Umsatzrückgängen von 14 Prozent in diesem Jahr und sieben Prozent im folgenden Jahr müssen sich Unternehmen im Wohnungsbau arrangieren.
Ein differenziertes Bild zeigt sich im Wirtschaftsbau. Während der Wirtschaftshochbau mit realen Einbußen konfrontiert ist, sorgt der Tiefbau dank fortlaufender Infrastrukturprojekte – etwa im Bereich Stromtrassen und Breitbandausbau – für positive Wachstumsraten. Der Tiefbau könnte 2024 erstmals umsatzstärker als der Hochbau sein.
Im Bereich des öffentlichen Baus besteht ein erheblicher Investitionsstau. Kommunen tragen hier die Hauptlast, sind jedoch aufgrund negativer Nettobauinvestitionen seit mehr als zwei Jahrzehnten stark eingeschränkt. Der Investitionsstau hat bis 2023 bereits 186 Milliarden Euro erreicht. Unsicherheiten in der Haushaltsführung ab 2025 könnten diese Lage weiter verschärfen.
Schubert-Raab drängt daher auf einen „Neustart Bau“. Er fordert strukturelle Reformen und klare politische Weichenstellungen: „Das Baugewerbe ist unverzichtbar für die Bewältigung zentraler Herausforderungen wie Wohnraumbeschaffung, Infrastrukturentwicklung, Energiewende und Klimaschutz“ (Zitat-Quelle: Pressemitteilung). Damit die Bauwirtschaft ihren Beitrag leisten kann, seien verlässliche Rahmenbedingungen notwendig.
Die jüngste Herbstumfrage des ZDB zeigt, dass sowohl die schwache Auftragslage als auch der Fachkräftemangel schwer auf der Branche lasten. Rund 1.650 Bauunternehmen berichteten von unzureichend gefüllten Auftragsbüchern, die Investitionen und Neueinstellungen hemmen. Besonders der Tiefbau leidet unter einem Mangel an qualifiziertem Personal. Diese strukturellen Probleme erfordern dringend gezielte wirtschaftliche und politische Maßnahmen, um die Bauwirtschaft zu stabilisieren und für die Zukunft zu stärken.
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Baukonjunktur 2024/2025: Umsatzrückgang von 4 % (real) für 2024 und von ca. 2,5 % …
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Bedeutung struktureller Reformen für eine zukunftssichere Bauwirtschaft in Deutschland
Im Kontext der anhaltenden Herausforderungen, vor denen die deutsche Bauwirtschaft steht, wird deutlich, wie unverzichtbar strukturelle Reformen für die Zukunftsfähigkeit der Branche sind. Die aufeinanderprallenden Kräfte von schwacher Nachfrage und Fachkräftemangel legen offen, dass politische und wirtschaftliche Maßnahmen unerlässlich sind, um den Sektor zu stabilisieren.
Ein Blick auf vergangene Entwicklungen zeigt, dass solche Krisen nicht neu sind. Bereits während der Finanzkrise 2008/2009 kämpfte die Bauwirtschaft mit erheblichen Einbrüchen, die jedoch durch gezielte staatliche Konjunkturprogramme abgefedert wurden. Diese Maßnahmen führten damals zu einer Stabilisierung des Marktes und verdeutlichten die entscheidende Rolle öffentlicher Investitionen in Krisenzeiten.
Ein weiteres Beispiel bietet die Energiewende. Der daraus resultierende Bedarf an Infrastrukturprojekten im Bereich erneuerbarer Energien hat positive Impulse insbesondere im Tiefbau gesetzt. Dies zeigt, wie wichtig es ist, auf gesellschaftliche Megatrends frühzeitig zu reagieren und entsprechende Weichenstellungen zu treffen.
Prognosen deuten darauf hin, dass ohne signifikante Veränderungen die strukturellen Probleme der Bauwirtschaft langfristig weiterbestehen werden. Besonders der Wohnungsbau wird unter dem gegenwärtigen regulatorischen und ökonomischen Umfeld kaum in der Lage sein, die hochgesteckten Ziele zu erreichen. Angesichts immer noch hoher Zinsen und unzureichender Neubauförderungen drohen Möglichkeiten hier zunehmend ungenutzt zu bleiben.
Die Bedeutung von Reformen manifestiert sich auch in der Notwendigkeit einer integrativen Baupolitik, welche die Aspekte Umweltschutz und Wohnbedarf miteinander vereint. Die fortschreitende Urbanisierung erfordert den Ausbau nachhaltiger Städte, die soziale und ökologische Anforderungen gleichsam erfüllen.
Es liegt nun an der Politik, klare und verlässliche Rahmenbedingungen zu schaffen, die nicht nur aktuelle Engpässe adressieren, sondern auch zukünftiges Wachstum ermöglichen. Ein starkes Bauministerium könnte als zentrales Schaltorgan fungieren und die notwendige Bündelung an Interessen und Ressourcen herbeiführen.
Insgesamt bleibt festzuhalten: Die Transformation der Bauwirtschaft verlangt nach umfassenden Reformbereitschaft sowohl auf staatlicher Ebene als auch innerhalb der Branche selbst. Nur so kann die deutsche Bauwirtschaft ihren essenziellen Beitrag zur gesellschaftlichen Entwicklung nachhaltig sichern und ihre Wettbewerbsfähigkeit erhalten.
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6 Antworten
Interessant das öffentlicher Bau so hinterherhinkt trotz Investitionsstau. Warum können Kommunen nicht mehr investieren wenn Bedarf so hoch ist? Fehlen da Gelder oder Prioritäten falsch gesetzt?
@Autor Was denken Sie über die Rolle von erneuerbare Energieprojekte im Tiefbau? Könnte das helfen um den Sektor zu stabilisieren und neue Jobs schaffen?
Schubert-Raab meint Neustart Bau nötig. Klingt sinnvoll, aber was genau meint er mit strukturelle Reformen? Jemand eine Ahnung wie das konkret aussehen könnte?
@Meyer Renata Vielleicht meint er weniger Bürokratie oder bessere Finanzierungsmöglichkeiten für Bauunternehmen?
@Gerda Schafer Und auch vielleicht bessere Ausbildung für Fachkräfte, damit mehr Leute in der Bauwirtschaft arbeiten können.
Der Artikel sagt Tiefbau boomt wegen Infrastrukturprojekte. Das klingt gut aber warum leidet Fachkräftemangel darunter? Kann die Regierung nicht Ausbildungsprogramme starten für mehr Arbeiter?