Bremen (VBR). In den harten Zahlen des Jahres 2023 spiegelt sich eine geteilte Lage im deutschen Baugewerbe wider. Während der Wohnungsbau unter einer schwachen Nachfrage leidet und Einbußen verkraften musste, zeigt sich im Tiefbau ein anderes Bild – eine Branche im Aufschwung, gekennzeichnet durch Investitionen in die Infrastruktur und zukunftsorientierte Projekte. Aus den kürzlich publizierten Daten des Statistischen Bundesamtes zur Konjunkturlage des Bauhauptgewerbes zeichnen sich diese Entwicklungen ab.
Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe (ZDB), betont die schwierige Situation im Wohnungsbau. Der Sektor musste 2023 einen nominalen Auftragsrückgang von 13,5 Prozent und real von 20 Prozent hinnehmen. Demgegenüber steht ein Tiefbau, der von einer nominalen Zunahme der Aufträge um 12 Prozent und real um 3 Prozent profitiert. Projekte, die dem Gewerbebau sowie der Umsetzung der Mobilitäts- und Energiewende dienen, treiben diese Entwicklung an. Großprojekte im öffentlichen Nahverkehr sowie im Stromtrassenausbau sind ebenso Teil dieser positiven Tendenz wie Investitionen der Deutschen Bahn in ihr Schienennetz. Der Wirtschaftstiefbau verzeichnete nominal sogar ein Plus von 26 Prozent.
Die Folge des Einbruchs im Wohnungsbau auf die Umsatzentwicklung blieb zunächst abgemildert, da vorhandene Auftragsbestände die Einbußen dämpften. Allerdings sind diese Reserven nun erschöpft, und die Umsätze im Wohnungsbau sind rückläufig: ein nominaler Rückgang um 6 Prozent, real um 12 Prozent, mit einer Verschärfung im Schlussquartal 2023.
Angesichts dieser Herausforderungen unterstreicht Pakleppa die Dringlichkeit der Wiederaufnahme der KfW-Förderprogramme für klimafreundlichen Wohnungsneubau im Dezember 2023. Doch die Fördermittel allein reichen nicht aus; es bedarf weiterer Maßnahmen und beschleunigter Förderprogramme, um die Investitionstätigkeit anzukurbeln. Die Verzögerung beim Wachstumschancengesetz und das Ausbleiben einer verbesserten Baupolitik treffen auf Unverständnis, insbesondere da die Investoren im Mietwohnungsbau auf attraktivere Rahmenbedingungen setzen.
In einem weiteren Blick auf die gesamte Bauindustrie offenbart sich ein gemischtes Bild für 2023: Ein nomineller Umsatzanstieg im Bauhauptgewerbe um etwas mehr als 1 Prozent, jedoch ein realer Rückgang um 5 Prozent, während der Umsatz im Wirtschaftsbau und im öffentlichen Bau nominell zulegte, jedoch real ebenfalls zurückging. Die Baupreise stiegen im gleichen Zeitraum um 7 Prozent. Positiv hervorzuheben ist, dass die Zahl der Beschäftigten mit etwa 925.000 Arbeitnehmern nahezu stabil blieb. Dies zeigt, dass Unternehmen bemüht sind, ihre Fachkräfte trotz rückläufiger Nachfrage zu halten, um den zukünftigen Bedarf in Bereichen wie Wohnungsbau sowie Mobilitäts- und Energieinfrastruktur decken zu können.
Die aktuellen Entwicklungen stellen das deutsche Baugewerbe vor bedeutende Herausforderungen, bieten aber auch Chancen, insbesondere im Bereich zukunftsfähiger Infrastrukturprojekte. Die Branche steht an einem Scheideweg, wo schnelles, entschlossenes Handeln gefragt ist, um den Wohnungsbau zu beleben und gleichzeitig die Weichen für eine nachhaltige Zukunft zu stellen.
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Konjunkturentwicklung Bauhauptgewerbe 2023: Baugewerbe fordert entschlossenes Handeln …
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