– Auftragseingang im Bauhauptgewerbe stagnierte im August auf Vorjahresniveau.
– Großprojekte im Hoch- und Brückenbau verhinderten einen deutlichen Auftragsrückgang.
– Umsatz im Bauhauptgewerbe sank im August real um fünf Prozent.
Großprojekte stabilisieren Bauaufträge im August
Das Bauhauptgewerbe verzeichnete im August 2025 einen nahezu unveränderten Auftragseingang gegenüber dem Vorjahresmonat. Die Orderlage blieb stabil, während der Vergleich zum Vormonat einen Zuwachs aufwies. Diese Entwicklung verteilt sich jedoch regional sehr ungleich: Ohne die Bundesländer Brandenburg, Bremen, Baden-Württemberg und Bayern mit ihren gemeldeten Großprojekten hätte der Auftragseingang im August im Vergleich zum Vorjahresmonat deutlich niedriger gelegen.*
„Die positive Entwicklung beim Auftragseingang im Juli hat sich im August leider nicht fortgesetzt. Dass es nicht zu einem Einbruch kam, ist lediglich einigen Großprojekten; insbesondere im gewerblichen Hochbau und Brückenbau zu verdanken. Diese haben den Rückgang im Wirtschaftstiefbau, im Straßenbau und im Wohnungsbau ausgeglichen. Allerdings konnten nicht alle Bundesländer von der Entwicklung profitieren, die regionalen Ordereingänge fielen sehr unterschiedlich aus.“
Im Straßenbau setzte sich der Abwärtstrend fort: Für Januar bis August 2025 verzeichnete diese Sparte ein reales Minus. Besonders deutlich fiel der Ordereinbruch im August im Vergleich zum Vorjahresmonat aus. Der öffentliche Bau insgesamt wies nominal ein Minus aus.*
„Dass die Sanierung der Brücken langsam in Fahrt kommt, ist erfreulich. Uns wundert aber, dass der Straßenbau auch im August nicht aus dem Tritt gekommen ist. Trotz der Ankündigung des Haushaltsausschusses Ende Juli, dass der Ausschreibungsstopp bei der Autobahn GmbH aufgehoben sei, wurden kaum neue Aufträge vergeben. Hier ist man der Branche eine Erklärung schuldig, schließlich wurde immer wieder betont, dass viele baureife Projekte in der Schublade liegen würden. Für die 27 Straßenbauunternehmen, die in den ersten sieben Monaten Insolvenz anmelden mussten – zehn mehr als im vergangenen Jahr – ist das gerade zu zynisch.“
Die Umsatzentwicklung zeigt ebenfalls Schwächen: Nach einem Plus im Juli verzeichnete das Bauhauptgewerbe im August ein reales Minus gegenüber dem Vorjahresmonat. Für die ersten acht Monate ergibt sich damit nur noch ein leichter Anstieg. Sowohl der Straßenbau als auch der Wohnungsbau verzeichneten weiterhin Rückgänge.*
Alle Daten basieren auf Angaben des Statistischen Bundesamtes zu Baubetrieben mit 20 und mehr Beschäftigten, kalenderbereinigt bzw. saison-, kalender- und preisbereinigt.*
Einordnung: Warum Großprojekte den Rückgang überdecken
Die aktuellen Konjunkturdaten des Bauhauptgewerbes zeigen ein widersprüchliches Bild. Während die Gesamtstatistik stabil erscheint, verdecken einige Großaufträge die eigentliche Schwächephase der Branche. Diese Diskrepanz zwischen oberflächlichen Zahlen und realer Lage erklärt sich durch die Konzentration auf wenige Großprojekte in bestimmten Regionen Deutschlands.
Besonders Bundesländer wie Brandenburg, Bremen, Baden-Württemberg und Bayern profitieren von dieser Entwicklung, während andere Regionen deutlich zurückfallen.
Regionale Unterschiede erklären
Die geografische Ungleichverteilung der Bauaufträge zeigt strukturelle Probleme auf. Ohne die Großprojekte in wenigen Bundesländern wäre die Bilanz des Bauhauptgewerbes deutlich negativer ausgefallen. Diese regionale Schieflage beeinflusst nicht nur die statistische Gesamtwertung, sondern offenbart auch unterschiedliche wirtschaftliche Entwicklungen innerhalb Deutschlands.
Branchenexperten weisen darauf hin, dass solche punktuellen Hochphasen die grundlegenden Schwierigkeiten der Bauindustrie nicht lösen. Vielmehr verdeutlichen sie die Abhängigkeit von großen Einzelvorhaben, während mittelständische Betriebe in vielen Regionen weiterhin mit Auftragsmangel kämpfen.
Warum Straßenbau-Aufträge ausbleiben
Im Straßenbau zeigt sich die Krise besonders deutlich. Trotz politischer Ankündigungen und baureifer Projekte bleiben die erwarteten Aufträge aus. Diese Entwicklung betrifft nicht nur die unmittelbare Geschäftslage, sondern gefährdet langfristig die Infrastrukturqualität in Deutschland.
Die anhaltende Unsicherheit bei öffentlichen Ausschreibungen belastet die gesamte Branche. Die strukturellen Herausforderungen reichen damit weit über kurzfristige Konjunkturschwankungen hinaus. Investitionsstopps, ausbleibende Ausschreibungen und politische Unsicherheiten prägen das Geschäftsumfeld. Diese Faktoren beeinträchtigen die Planungssicherheit der Bauunternehmen und gefährden langfristig die Leistungsfähigkeit der gesamten Bauwirtschaft.
Konjunkturdaten im Überblick: Aufträge und Prognosen
Die aktuelle Entwicklung im Bauhauptgewerbe zeigt ein differenziertes Bild. Während bestimmte Segmente wachsen, kämpfen andere mit Rückgängen.
-
Im 1. Halbjahr 2025 stieg der reale Auftragseingang im Bauhauptgewerbe um 7,3 Prozent, wobei der Hochbau um 8,0 Prozent zulegte und der Tiefbau um 1,4 Prozent abnahm* (Quelle: BPZ Online) Stand: August 2025
-
Im August 2025 erhöhte sich der Auftragseingang im Hochbau um 9,2 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat, während der Tiefbau ein Minus von 7,6 Prozent verzeichnete* (Quelle: Baustoffmarkt Online) Stand: August 2025
-
Für das Gesamtjahr 2025 prognostiziert die Branchenanalyse einen realen Umsatzrückgang im Bauhauptgewerbe von 2,5 Prozent, wobei der Wohnungsbau mit minus 7,0 Prozent besonders betroffen ist* (Quelle: Nevaris Blog) Stand: Dezember 2024
| Zeitraum | Segment | Entwicklung | Quelle/Stand |
|---|---|---|---|
| 1. Halbjahr 2025 | Bauhauptgewerbe gesamt | +7,3 % real | BPZ Online, August 2025* |
| 1. Halbjahr 2025 | Hochbau | +8,0 % real | BPZ Online, August 2025* |
| 1. Halbjahr 2025 | Tiefbau | -1,4 % real | BPZ Online, August 2025* |
| August 2025 | Hochbau | +9,2 % zum Vorjahr | Baustoffmarkt Online, August 2025* |
| August 2025 | Tiefbau | -7,6 % zum Vorjahr | Baustoffmarkt Online, August 2025* |
| Prognose 2025 | Bauhauptgewerbe gesamt | -2,5 % real | Nevaris Blog, Dezember 2024* |
| Prognose 2025 | Wohnungsbau | -7,0 % real | Nevaris Blog, Dezember 2024* |
| Prognose 2025 | Wirtschaftsbau | Stagnation | Nevaris Blog, Dezember 2024* |
| Prognose 2025 | Öffentlicher Bau | +0,2 % real | Nevaris Blog, Dezember 2024* |
Welche Folgen hat die Baukrise für Städte, Unternehmen und Mieter?
Die aktuellen Schwankungen im Baugewerbe bleiben keine abstrakten Konjunkturdaten – sie entfalten konkrete Wirkungen in Städten, bei Unternehmen und bei Wohnungssuchenden. Während Großprojekte im Brücken- und Gewerbebau noch für Stabilität sorgen, zeigen sich an anderen Stellen bereits deutliche Risse. Laut einer Branchenanalyse von Buildingnet führen Investitionsstopps und zurückgestellte Projekte zu spürbaren Engpässen bei der kommunalen Infrastruktur und verschärfen die Situation auf dem Wohnungsmarkt* (Stand: Oktober 2025).
Besonders betroffen sind kleinere und mittlere Bauunternehmen, die ohne große Projektpuffer arbeiten. Für sie werden Liquiditätsengpässe schnell existenzbedrohend. Die Insolvenzzahlen im Straßenbau zeigen diesen Trend bereits deutlich: 27 Unternehmen mussten in den ersten sieben Monaten 2025 Insolvenz anmelden – 10 mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum*. Diese Entwicklung trifft eine Branche, die ohnehin mit Fachkräftemangel und gestiegenen Materialkosten kämpft.
Die Folgen der Baukrise verteilen sich über verschiedene gesellschaftliche Bereiche:
- Kommunen leiden unter verzögerten Infrastrukturprojekten und maroden Brücken
- Auftragnehmer und Handwerk kämpfen mit Auftragsflauten und Liquiditätsproblemen
- Mieter und Wohnungssuchende finden weniger bezahlbaren Wohnraum
- Zulieferer der Bauindustrie verzeichnen rückläufige Bestellungen
- Arbeitskräfte im Baugewerbe fürchten um ihre Jobs
Die Politik steht in der Verantwortung, für Planungssicherheit zu sorgen und transparent zu kommunizieren, welche Projekte tatsächlich umgesetzt werden können. Die derzeitige Situation – mit angekündigten, aber nicht ausgeschriebenen Projekten – verunsichert die gesamte Branche und gefährdet langfristig die Versorgung mit bezahlbarem Wohnraum und funktionierender Infrastruktur.
Ausblick: Was bleibt zu beobachten?
Die aktuellen Entwicklungen im Bauhauptgewerbe werfen wichtige Fragen für die kommenden Monate auf. Drei zentrale Beobachtungspunkte werden zeigen, ob sich die angespannte Lage entschärft oder weiter zuspitzt.
Werden Ausschreibungen in den nächsten Monaten tatsächlich freigegeben?
Die Entscheidungen der Autobahn GmbH und des Haushaltsausschusses müssen sich nun in konkreten Vergabeprozessen niederschlagen, nachdem der Ausschreibungsstopp formal aufgehoben wurde.
Wie entwickeln sich Aufträge im Straßenbau unabhängig von Großprojekten?
Neben den Brückensanierungen bleibt die Basis des Straßenbaus entscheidend – hier zeigen sich die grundlegenden Tendenzen der Baukonjunktur.
Spiegeln Destatis-Folgewerte die Tendenz für das Gesamtjahr?
Die kommenden Veröffentlichungen des Statistischen Bundesamtes werden klären, ob die aktuellen Zahlen nur eine Momentaufnahme darstellen oder einen nachhaltigen Trend abbilden.
Für Leser und Entscheider in Kommunen sowie der Bauwirtschaft lohnt es sich, künftige Destatis-Meldungen und brancheninterne Prognosen aufmerksam zu verfolgen. Diese Indikatoren liefern frühzeitige Hinweise auf die weitere Entwicklung der Baukonjunktur.
Die hier dargestellten Informationen und Zitate stammen aus einer Pressemitteilung des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie e.V.
Weiterführende Quellen:
- „Im 1. Halbjahr 2025 stieg der reale Auftragseingang im Bauhauptgewerbe um 7,3 %, wobei der Hochbau um 8,0 % zulegte und der Tiefbau um 1,4 % abnahm (Stand: August 2025).“ – Quelle: https://www.bpz-online.de/MaGaZiN/Auftragseingaenge-im-Bau-steigen-Freitag-29.-August-2025
- „Für das Gesamtjahr 2025 wird laut Prognose ein realer Umsatzrückgang im Bauhauptgewerbe von 2,5 % erwartet (Stand: Dezember 2024). Im Wohnungsbau wird 2025 mit einem Rückgang des realen Umsatzes um 7,0 % gerechnet; im Wirtschaftsbau mit Stagnation, während der öffentliche Bau ein minimales reales Plus von 0,2 % verzeichnet.“ – Quelle: https://www.nevaris.com/blog/wie-geht-es-der-baubranche/
- „Im August 2025 stieg der Auftragseingang im Hochbau um 9,2 % gegenüber Vorjahresmonat, während der Tiefbau ein Minus von 7,6 % verzeichnete (Stand: August 2025).“ – Quelle: https://www.baustoffmarkt-online.de/bauhauptgewerbe-mehr-auftraege-im-hochbau-24102025
- „Im August 2025 nahm der Auftragseingang im Bauhauptgewerbe gegenüber dem Vormonat um 2,4 % zu (Stand: August 2025).“ – Quelle: https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2025/10/PD25_383_441.html
- „Deutschland erlebt 2025 eine Verschärfung der Baukrise mit landesweiten Investitionsstopps, zurückgestellten Projekten und steigenden Baukosten; Zielgrößen im Wohnungsbau bleiben weit verfehlt. Die resultierenden Unsicherheiten betreffen neben dem Wohnungsbau auch Infrastrukturprojekte. (Stand: Oktober 2025)“ – Quelle: https://www.buildingnet.de/politik—verbaende/die-herausforderungen-der-bauindustrie–eine-analyse-der-aktuellen-baukrise.htm
11 Antworten
Ich hoffe wirklich, dass die politischen Entscheidungsträger endlich handeln! Die Unsicherheiten sind frustrierend für alle Beteiligten im Baugewerbe.
Genau! Planungssicherheit ist das A und O für uns alle – sowohl für Bauunternehmen als auch für Mieter.
Ja! Und wie steht es mit den Versprechen der Politik? Wir brauchen echte Fortschritte!
Die Insolvenz von so vielen Straßenbauunternehmen zeigt die ernsten Probleme in der Branche auf. Ich frage mich, ob es langfristige Lösungen gibt oder ob wir noch schlimmeres erleben werden.
Das stimmt! Wir sollten auch darüber nachdenken, wie diese Situation Mieter und Wohnungssuchende betrifft.
Absolut! Es gibt nicht genug bezahlbaren Wohnraum und das wird nur schlimmer werden ohne neue Aufträge.
Ich bin überrascht über den Unterschied zwischen Hochbau und Tiefbau! Es scheint fast so, als ob der Tiefbau vergessen wird. Was können wir als Bürger tun, um mehr Aufmerksamkeit auf dieses Thema zu lenken?
Das ist ein guter Punkt! Vielleicht sollten wir mehr öffentliche Diskussionen anstoßen und unsere Politiker direkt darauf ansprechen.
Die Zahlen sprechen für sich und es ist klar, dass ohne große Projekte viele Firmen in Schwierigkeiten geraten könnten. Es wäre interessant zu wissen, was die Politik plant, um diese Krise zu bewältigen.
Es ist wirklich bedenklich, wie sich die Situation im Bauhauptgewerbe entwickelt. Der Rückgang im Straßenbau ist alarmierend und zeigt, dass hier dringend Maßnahmen ergriffen werden müssen. Wie denkt ihr darüber?
Ja, ich finde auch, dass die Infrastruktur leidet. Gerade bei der Sanierung von Brücken sollte mehr Druck gemacht werden. Wo sind die großen Projekte, die versprochen wurden?