– 29. Mai 2024: Tarifparteien einigen sich, Arbeitskampfmaßnahmen bis 14. Juni ausgesetzt
– Dreistufige Lohn- und Gehaltserhöhungen bis April 2026 mit Ost-West-Angleichung
– Ausbildungsvergütung ab Mai 2024 auf 1.080 Euro vereinheitlicht, weitere Steigerungen geplant
Tarifabschluss im Baugewerbe: Dreistufige Lohnerhöhung mit langfristiger Perspektive
Am 29. Mai 2024 verkündeten die Tarifvertragsparteien der Baubranche eine bedeutende Einigung im Tarifkonflikt, die sowohl Beschäftigten als auch Unternehmen zugutekommt. Nach intensiven Verhandlungen wurde ein dreistufiges Erhöhungspaket beschlossen, das ab dem 1. April 2024 greift und eine Laufzeit von drei Jahren vorsieht.
Die erste Stufe, wirksam ab dem 1. Mai 2024, beinhaltet eine Lohnerhöhung im Westen um 1,2 % und im Osten um 2,2 %. Auffällig ist die einheitliche Erhöhung in der Lohngruppe 1 um 2,2 % bundesweit sowie ein zusätzlicher Festbetrag von 230 Euro monatlich für alle Gruppen. In der zweiten Stufe, ab 1. April 2025, steigen die Löhne im Westen um 4,2 %, im Osten um 5,0 %; die Lohngruppe 1 erfährt erneut eine bundesweite Erhöhung um 5,0 %. Die dritte Stufe, gültig ab 1. April 2026, sieht eine weitere Steigerung der Löhne im Westen um 3,9 % vor, während sich im Osten die Entgelte vollständig an das West-Niveau angleichen.
Auch die Ausbildungsvergütungen erfahren deutliche Verbesserungen. Ab 1. Mai 2024 wird im ersten Ausbildungsjahr ein Betrag von 1.080 Euro gezahlt, mit weiteren Erhöhungen und Angleichungen sowohl in den technischen als auch den kaufmännischen Ausbildungsberufen. Zum 1. April 2026 erfolgt eine zusätzliche Anhebung im Westen um 3,9 % und der Abschluss der Ost-West-Angleichung.
Dieses Ergebnis wurde von den Beteiligten als Erfolg gewertet: „*Dieses Ergebnis liegt im Volumen oberhalb des Schlichterspruches, das haben wir immer gefordert. Es waren die Baubeschäftigten, die sich dieses Ergebnis erstreikt haben. Sie waren wütend und haben das lautstark zum Ausdruck gebracht. Ich kann mit Überzeugung unseren Gremien empfehlen, dem neuen Vorschlag zuzustimmen. Und ich bin froh, dass wir jetzt uns wieder den anstehenden Aufgaben in Deutschland mit voller Kraft zuwenden können: Wohnungen bauen, Brücken sanieren, Anlagen für erneuerbare Energien erstellen und vieles andere mehr.*“
Für die Arbeitgeberseite betont ein Sprecher: „*Je schneller sich unsere Betriebe mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wieder gemeinsam auf das Bauen konzentrieren können, desto besser für die gesamte Branche. Uns als Arbeitgeber war es besonders wichtig, dass unser Vorschlag zur Anhebung der Ausbildungsvergütungen jungen Menschen nun eine attraktive Perspektive bietet und es uns gelungen ist, die Ost-West-Angleichung schon früher als geplant zum 1.4.2026 zu vollziehen.*“
Auch im Hinblick auf die Streiks und die angespannte Auftragslage bringt die Einigung Entlastung: „*Den Streik nach dem abgelehnten Kompromiss des Schlichters mit einem zweiten Kompromiss zu beenden, war wichtig und richtig. Ich bin froh, dass wir in der ersten Stufe die Systematik etwas anpassen konnten, weil damit in den höheren Entgeltgruppen etwas mehr erreicht wird. Das Erreichen einer Laufzeit von 36 Monaten schafft Planungssicherheit und ist für unsere Unternehmen speziell im Hinblick der angespannten Auftragslage von immenser Bedeutung.*“
Bis zum 14. Juni 2024 muss der Einigungsvorschlag noch von den zuständigen Gremien geprüft und bestätigt werden. Bis zu dieser Zustimmung bleiben alle Arbeitskampfmaßnahmen ausgesetzt.
Warum die Tarifeinigung auf dem Bau eine Schlüsselrolle für Gesellschaft und Wirtschaft spielt
Die jüngste Tarifeinigung in der Baubranche hat eine weitreichende Bedeutung, die über die Branche selbst hinausgeht. Gerade vor dem Hintergrund des wandelnden Arbeitsmarkts und der aktuellen Herausforderungen für die Baubranche gewinnt diese Einigung eine zentrale Rolle. Mit einem geplanten Lohnanstieg und der Angleichung der Entgelte zwischen Ost und West schafft die Vereinbarung wichtige Voraussetzungen für mehr Gerechtigkeit und Stabilität. Gleichzeitig ist sie ein entscheidender Faktor für die Sicherung von Fachkräften und für die Attraktivität der Bauberufe, insbesondere durch eine gestärkte Ausbildungsvergütung.
Arbeitsmarkt und Bauwirtschaft im Wandel
Die Baubranche steht vor großen strukturellen Veränderungen. Der anhaltende Bedarf an Wohnungsbau und moderner Infrastruktur macht sie zu einem wichtigen Wirtschaftszweig, der zugleich von einem zunehmenden Fachkräftemangel geprägt ist. Die Tarifeinigung setzt hier an, indem sie Arbeitsbedingungen verbessert und damit die Branche für Beschäftigte attraktiver macht. Gleichzeitig bringt sie Planungssicherheit für Unternehmen, die angesichts volatiler Märkte dringend erforderlich ist. Nur mit verlässlichen Rahmenbedingungen können Bauunternehmen auf den wachsenden Bedarf reagieren und zukunftsorientiert investieren.
Perspektiven für Nachwuchs und Fachkräfte
Neben den Beschäftigten profitieren auch Auszubildende von der Einigung. Die Verbesserung der Ausbildungsvergütung ist ein Signal an junge Menschen, dass ihr Engagement im Bauwesen wertgeschätzt wird. Gerade in Zeiten, in denen gut qualifizierte Fachkräfte knapp sind, spielt die Finanzierung und Förderung des Nachwuchses eine Schlüsselrolle für die nachhaltige Entwicklung der Branche. Die Tarifeinigung sendet damit ein wichtiges Signal: Die Baubranche möchte nicht nur kurzfristig Konflikte lösen, sondern langfristig in ihre Zukunft investieren.
Jetzt gilt es, diese Fortschritte zu nutzen und die gesellschaftlichen Aufgaben im Wohnungsbau und der Infrastruktur zügig anzugehen. Die Vereinbarung liefert die Voraussetzungen dafür – vor allem durch mehr Planungssicherheit, die sowohl Beschäftigte als auch Unternehmen dringend benötigen. So eröffnet die Tarifeinigung Chancen, den Wandel konstruktiv zu gestalten und die vielfältigen Herausforderungen der Branche zu meistern.
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Bauhauptgewerbe: Tarifparteien haben Einigungsvorschlag erarbeitet
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