Bau-Turbo beschlossen: Was die neuen Regeln für Genehmigungen, Förderung und Wohnungsbau bedeuten

Der Bundestag hat den sogenannten Bau-Turbo beschlossen, um Genehmigungsverfahren für Wohnungsbau zu beschleunigen. Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie begrüßt die geplanten Erleichterungen, fordert aber mehr Unterstützung für Kommunen bei der Umsetzung. Zudem müssten überhöhte Anforderungen gesenkt und Förderprogramme ausgebaut werden, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.
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Inhaltsübersicht

– Bundestag beschließt Bau-Turbo für schnellere Genehmigungen und mehr Flexibilität
– Kommunen benötigen politische Rückendeckung und Entscheidungshilfen für Umsetzung
– Weitere Erleichterungen bei Bauvorschriften und staatliche Förderung sind notwendig

Bau-Turbo beschlossen: Bauindustrie sieht wichtigen Impuls mit Nachbesserungsbedarf

Der Bundestag hat heute den sogenannten Bau-Turbo verabschiedet – ein Gesetzespaket, das den Wohnungsneubau in Deutschland beschleunigen soll. Die Bauindustrie begrüßt die Initiative als mutigen Schritt, macht jedoch deutlich, dass weitere Maßnahmen folgen müssen. Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, ordnet den Beschluss unmittelbar ein:

Die Bundesregierung hat mit dem Bau-Turbo ein mutiges Gesetz auf den Weg gebracht, um Städten und Gemeinden mehr Flexibilität beim Wohnungsneubau zu geben. Erleichterungen bei Nachverdichtung und Aufstockung sind dabei ebenso wichtig, wie eine maximale Genehmigungsdauer von drei Monaten. Doch der Bau-Turbo muss auch zünden: Hierfür brauchen Kommunen die nötige politische Rückendeckung, um schnelle Entscheidungen vor Ort zu treffen und die neu eröffneten Ermessungsspielräume auch zu nutzen.

Die angekündigte maximale Genehmigungsdauer von drei Monaten (Stand: Pressemitteilung 2025) soll Planungs- und Bauprozesse deutlich beschleunigen. Müller betont jedoch, dass der Gesetzgeber allein mit schnelleren Genehmigungen nicht alle Hürden im Wohnungsbau beseitigen kann:

Klar ist aber auch, dass der Bau-Turbo nicht der alleinige Heilsbringer für mehr Wohnungsbau in Deutschland sein kann. Schließlich ändern schnellere Genehmigungsverfahren nichts an hohen Baukosten oder überzogenen, gesetzlich verankerten Anforderungen an Wohngebäude. Deshalb ist es nach wie vor wichtig, alle Hebel in Bewegung zu setzen, damit wir wieder einfacher bauen können als bisher.

Neben vereinfachten Verfahren sieht Müller in der Förderung einen entscheidenden Baustein. Er verweist auf aktuelle Ankündigungen der Bundesbauministerin:

In puncto Förderung begrüßen wir, dass Bundesbauministerin Hubertz auf der Immobilienmesse EXPO Real in München angekündigt hat, das neue EH55-Programm von 59 Millionen Euro massiv ausweiten zu wollen. Zudem sollen 2026 neue steuerliche Anreize für den freifinanzierten Wohnungsmarkt im Jahr 2026 kommen.

Mit dem EH55-Programm von 59 Millionen Euro (Stand: Pressemitteilung 2025) und den geplanten neuen steuerlichen Anreizen … im Jahr 2026 (Stand: Pressemitteilung 2025) könnte nach Einschätzung des Verbands ein wirksames Maßnahmenpaket entstehen. Entscheidend bleibt aus Sicht der Bauindustrie jedoch die konsequente Umsetzung aller drei Komponenten: beschleunigte Genehmigungsverfahren, reduzierte bürokratische Hürden und verlässliche finanzielle Anreize.

Was der Bau-Turbo konkret ändert

Der Bau-Turbo bringt eine Reihe von Verfahrenserleichterungen, die den Wohnungsbau beschleunigen sollen. Gleichzeitig bleiben wichtige Entscheidungskompetenzen bei den Kommunen – und nicht alle Branchenvertreter sind von der Wirksamkeit der Neuregelungen überzeugt.

Die zentralen Mechanismen des Gesetzes lassen sich in drei Punkten zusammenfassen:

  • Verzicht auf Bebauungspläne bei bestimmten Wohnungsbauvorhaben; Befristung bis Ende 2030 (Stand: 2025, Quelle: Spiegel)
  • Kommunale Planungshoheit bleibt bestehen; erweitertes Ermessensfenster durch §246e BauGB-E (Stand: 3. September 2025, Quelle: GdW)
  • Geplante Evaluation der Wirksamkeit der Sonderregelungen bis Ende 2029 (Stand: 2025, Quelle: Bundesregierung)

Was ändert der Bau-Turbo?

Das Gesetz eröffnet den Kommunen neue kommunale Ermessensspielräume, die gezielt den Wohnungsneubau fördern sollen. Durch den Wegfall von Bebauungsplänen in definierten Bereichen können Bauvorhaben deutlich schneller realisiert werden. Die maximale Genehmigungsdauer von drei Monaten setzt dabei klare zeitliche Vorgaben für die Behörden.

Die erweiterte Flexibilität bei Nachverdichtung und Aufstockung ermöglicht es Städten und Gemeinden, bestehende Flächen effizienter zu nutzen. Allerdings betonen Experten, dass diese neuen Möglichkeiten nur dann Wirkung entfalten, wenn die Kommunen sie auch aktiv nutzen. Die Befristung der Sonderregelungen bis 2030 schafft einen klaren zeitlichen Rahmen für diese Experimentierphase.

Wo hakt es weiterhin?

Trotz der vereinfachten Verfahren sehen Fachverbände weiterhin Hürden. Der GdW – Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen – warnt vor möglichen Verzögerungen durch §36a BauGB-E (Stand: 3. September 2025, Quelle: GdW). Diese Regelung könnte in der Praxis zu zusätzlichen Prüfverfahren führen, die den angestrebten Beschleunigungseffekt teilweise wieder zunichtemachen.

Zudem ändern schnellere Genehmigungsverfahren nichts an den grundlegenden Herausforderungen: Hohe Baukosten und komplexe gesetzliche Anforderungen an Wohngebäude bleiben bestehen. Die geplante Wirkungskontrolle bis Ende 2029 soll klären, ob der Bau-Turbo tatsächlich den gewünschten Beitrag zur Lösung der Wohnungsfrage leistet oder ob nachjustiert werden muss.

Genehmigungsdauer und Kostendruck: Die Ausgangslage vor dem Bau-Turbo

Die aktuellen Zahlen zur Genehmigungspraxis im Wohnungsbau zeigen ein klares Bild: Deutschland kämpft mit erheblichen Verfahrensverzögerungen, die den dringend benötigten Wohnungsneubau ausbremsen. Zwischen 2019 und 2023 lag die durchschnittliche Genehmigungsdauer für Bauvorhaben bei sechs bis sieben Monaten (Stand: 2019–2023, Quelle: Handelsblatt). Besonders in Ballungsräumen verschärft sich die Situation – hier können Genehmigungsverfahren teils bis zu einem Jahr andauern.

Die regionalen Unterschiede sind dabei markant. Während Bayern 2023 mit durchschnittlich 4,8 Monaten vergleichsweise zügig arbeitete, benötigten die Behörden in Berlin im selben Jahr 12,5 Monate für die Bearbeitung von Bauanträgen (Stand: 2023, Quelle: Statistikportal). Bundesweit lag der Durchschnitt bei 7,2 Monaten. Diese Diskrepanzen verdeutlichen, wie unterschiedlich Genehmigungsprozesse in verschiedenen Regionen Deutschlands ablaufen.

Region/Land Dauer (Monate) Jahr/Stand Quelle
Bayern 4,8 2023 Statistikportal
Berlin 12,5 2023 Statistikportal
Bundesweit 7,2 2023 Statistikportal

Parallel zur langen Genehmigungsdauer belasten steigende Baukosten den Wohnungsneubau. Von 2019 bis Mai 2024 stiegen die Baukosten im Wohnungsbau um rund 35 Prozent (Stand: Mai 2024, Quelle: Statistisches Bundesamt). Diese Entwicklung trifft Bauherren und Investoren doppelt: Lange Wartezeiten bei den Genehmigungen kombiniert mit kontinuierlich steigenden Baukosten.

Im Bereich der Förderung verzeichnete die KfW für nachhaltiges und energieeffizientes Bauen im Jahr 2023 ein Fördervolumen von rund 5,1 Milliarden Euro (Stand: Jahresbericht 2024, Quelle: KfW). Diese Summe unterstreicht die Bedeutung staatlicher Unterstützung für energieeffiziente Bauvorhaben, zu denen auch das EH55-Programm zählt.

Vor diesem Hintergrund wird deutlich, warum der Bau-Turbo mit seiner maximalen Genehmigungsdauer von drei Monaten als wichtiger Schritt gilt. Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, betont: „Erleichterungen bei Nachverdichtung und Aufstockung sind dabei ebenso wichtig, wie eine maximale Genehmigungsdauer von drei Monaten.“ Allerdings macht er auch klar: „Schließlich ändern schnellere Genehmigungsverfahren nichts an hohen Baukosten oder überzogenen, gesetzlich verankerten Anforderungen an Wohngebäude.“

Was schnellere Verfahren für Mieter und Bauherren bedeuten

Schnellere Genehmigungsverfahren entfalten ihre Wirkung erst im Zusammenspiel mit weiteren Maßnahmen. Der Bau-Turbo allein kann die Wohnungsbaukrise nicht lösen, wie Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, betont: „Schließlich ändern schnellere Genehmigungsverfahren nichts an hohen Baukosten oder überzogenen, gesetzlich verankerten Anforderungen an Wohngebäude.“ Entscheidend ist, dass Kommunen die neu gewonnenen Spielräume auch nutzen – dazu benötigen sie politische Rückendeckung und praktische Entscheidungshilfen.

Für private Bauherren und gewerbliche Investoren könnten steuerliche Impulse den Ausschlag geben. Die Bundesregierung plant ab 2026 Sonder-AfA für den Mietwohnungsbau: Bis zu 9 Prozent der Anschaffungs- oder Herstellungskosten sollen jährlich absetzbar sein (Stand: Regierungsentwurf Juli 2025, Bundesfinanzministerium). Diese Investitionsanreize zielen direkt auf den freifinanzierten Wohnungsmarkt und könnten private Mittel mobilisieren.

Die Kombination aus beschleunigten Verfahren, vereinfachten Standards und finanziellen Anreizen bildet das eigentliche Potenzial für mehr bezahlbarer Wohnraum. Wenn Bauherren Planungssicherheit gewinnen und Investitionen sich rechnen, entsteht Bewegung am Wohnungsmarkt – von der Nachverdichtung bis zum Neubau. Entscheidend bleibt, dass die angekündigten Maßnahmen tatsächlich bei den Bauprojekten ankommen und nicht in bürokratischen Hürden stecken bleiben.

 

Die nachfolgenden Informationen und Zitate stammen aus einer Pressemitteilung des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie e.V.

Weiterführende Quellen:

 

9 Antworten

  1. ‚Bau-Turbo‘ klingt nach einer super Idee! Aber was ist mit den Leuten, die keine Wohnungen finden können? Was können wir tun für sozial schwächere Menschen? Ich denke da an mehr staatliche Förderungen und Programme!

    1. ‚Ephilipp‘, das ist ein wichtiger Punkt! Wir brauchen definitiv mehr Unterstützung für Menschen mit niedrigem Einkommen. Vielleicht sollten wir auch darüber diskutieren, wie private Investoren motiviert werden können?

    2. ‚Gute Ansichten‘, ‚Ephilipp‘! Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen privatem und sozialem Wohnungsbau ist entscheidend! Wir sollten weiterhin darüber sprechen und mögliche Lösungen finden.

  2. Die Idee hinter dem Bau-Turbo klingt vielversprechend. Aber ich mache mir Sorgen um mögliche Verzögerungen durch bürokratische Hürden. Gibt es schon Beispiele aus anderen Ländern, wo sowas gut funktioniert hat?

    1. Das stimmt! Ich habe auch gelesen, dass andere Länder schneller bauen konnten. Vielleicht könnten wir von deren Erfahrungen lernen und das Ganze besser umsetzen? Es wäre interessant zu sehen.

    2. Ja, gute Punkte! Wenn wir uns anschauen, wie schnell man in anderen europäischen Ländern baut, sollten wir wirklich versuchen herauszufinden, was dort besser funktioniert und dies hier zu adaptieren.

  3. Ich sehe das auch so wie viele hier: Der Bau-Turbo könnte helfen, aber wir brauchen auch langfristige Lösungen für die Wohnungsnot in Deutschland. Was denkt ihr über die steuerlichen Anreize ab 2026? Sind sie genug?

  4. Schnellere Genehmigungen sind wichtig, doch das allein wird nicht reichen. Die hohen Baukosten bleiben ein großes Problem. Hat jemand Informationen darüber, wie diese Kosten gesenkt werden könnten? Es wäre schön, wenn hier mehr Transparenz geschaffen wird.

  5. Ich finde die Idee des Bau-Turbos gut, aber ich habe Bedenken, dass die Umsetzung nicht wie geplant klappt. Werden die Kommunen wirklich die nötige Unterstützung bekommen? Ich hoffe, dass es zu mehr bezahlbarem Wohnraum führt.

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