Bankenverband fordert 2025: Transformation als Wirtschaftsmotor statt Kostenfaktor – Neue ESG-Regeln, Investitionen und Bürokratieabbau im Fokus

Der Bankenverband fordert in seinem Positionspapier „Mit Transformation die Wirtschaft stärken“ mehr Planungssicherheit und weniger Bürokratie für Unternehmen. *„Transformation ist kein Kostenfaktor, sondern eine Investition in die Zukunft unseres Standorts“*, betont Hauptgeschäftsführer Heiner Herkenhoff. Die drei zentralen Handlungsfelder sind verlässliche Rahmenbedingungen, die Mobilisierung von Investitionen und der Abbau unnötiger Regulierung.
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Inhaltsübersicht

– Nachhaltige Transformation stärkt Europas Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum.
– Verlässliche Rahmenbedingungen und Bürokratieabbau sind für Investitionen nötig.
– Banken finanzieren den Wandel und fordern einfachere Förderprogramme.

Transformation als Wirtschaftsmotor: Banken fordern klare Rahmenbedingungen

Die privaten Banken positionieren sich klar als Partner der Wirtschaft im Transformationsprozess. In ihrem am 3. November 2025 veröffentlichten Positionspapier „Mit Transformation die Wirtschaft stärken“ betonen sie die wirtschaftlichen Chancen der ökologischen Wende.*

„Transformation ist kein Kostenfaktor, sondern eine Investition in die Zukunft unseres Standorts“, unterstreicht Heiner Herkenhoff, Hauptgeschäftsführer des Bankenverbandes. Für einen erfolgreichen Wandel brauche es verlässliche Rahmenbedingungen, Planungssicherheit und wirksame Investitionsanreize.

Der Verband identifiziert drei zentrale Handlungsfelder: verlässliche Rahmenbedingungen schaffen, Investitionen mobilisieren sowie Bürokratie abbauen und ESG-Regulierung praxistauglich gestalten. Ein klarer, planbarer CO₂-Preis gilt dabei als wichtiges Instrument für Klimaschutz und Innovation. „Wir teilen die Sorge der Industrie, international durch überbordende Regeln ins Hintertreffen zu geraten“, so Herkenhoff. „Am meisten bremst Unternehmen derzeit allerdings nicht der CO₂-Preis, sondern Unsicherheit, überflüssige Bürokratie und das ständige Hin und Her in der europäischen Industriepolitik.“

Die Banken sehen sich in aktiver Rolle: „Die privaten Banken stehen zu ihren Nachhaltigkeitszielen und sehen sich als Partner der Wirtschaft und ihrer Privatkunden. Nachhaltigkeit, Wettbewerbsfähigkeit und Resilienz müssen zusammen gedacht werden“, betont Herkenhoff. „Mit klaren Zielen, verlässlichen Regeln und kluger Förderpolitik kann Europa zeigen, dass grüne Transformation und wirtschaftlicher Erfolg Hand in Hand gehen.“

Zur Vertiefung der Themen findet am 3. November 2025 in Berlin der bankendialog „Mit Nachhaltigkeit zu stärkerer Wirtschaft“ statt.*

Regulatorische Weichenstellungen 2025: Neue Pflichten und gezielte Entlastungen

Das Jahr 2025 markiert eine Zäsur in der europäischen Finanzregulierung. Während einerseits umfangreiche Offenlegungspflichten für Kreditinstitute in Kraft treten, zeigen sich gleichzeitig erste regulatorische Entlastungsinitiativen. Diese gegenläufigen Entwicklungen bilden den Rahmen, vor dem die Forderungen des Bankenverbandes nach vereinfachten Verfahren und praxistauglichen Lösungen zu verstehen sind.

Ab dem 1. Januar 2025 müssen alle europäischen Kreditinstitute gemäß Artikel 449a CRR III Informationen über ihre ESG-Risiken offenlegen.*

Neue Offenlegungs- und Berichtspflichten

Die regulatorischen Anforderungen entwickeln sich in rascher Abfolge weiter. Seit Januar 2025 gelten die EBA-Leitlinien zum Management von ESG-Risiken, wobei kleinere Institute teilweise proportional entlastet werden, da die BaFin die Leitlinien nicht vollständig übernimmt (Stand: Mai 2025).*

Der Clean Industrial Deal der EU vom Februar 2025 fokussiert sechs Handlungsfelder mit dem Ziel, Europa bis 2030 zur führenden Region für Kreislaufwirtschaft zu machen.*

Datum Maßnahme Relevanz für Banken Quelle/Stand
Januar 2025 CRR III: ESG-Risiko-Offenlegung nach Art. 449a Umfassende Transparenzpflichten für alle Kreditinstitute PwC
Januar 2025 EBA-Leitlinien zum ESG-Risikomanagement Proportionalitätsprinzip bei kleineren Instituten TrustEQ, Mai 2025
Februar 2025 EU Clean Industrial Deal Strategische Ausrichtung auf Kreislaufwirtschaft bis 2030 Nachhaltigkeitsrat
April 2025 EU Omnibus-Paket Entlastungen bei ESG-Berichtspflichten, CSDDD-Verschiebung auf 2028 KPMG

Regulatorische Entlastungsinitiativen

Als Reaktion auf die wachsende Komplexität der Regulierung setzt die EU zunehmend auf Vereinfachung. Im April 2025 beschloss die EU das Omnibus-Paket, das Entlastungen für kleine und mittlere Banken bei ESG-Berichts- und Meldepflichten vorsieht und die Anwendung der CSDDD auf 2028 verschiebt.*

Diese Verschiebung wichtiger Sorgfaltspflichten gibt Unternehmen und Banken wertvolle Zeit zur Vorbereitung und zeigt ein wachsendes Problembewusstsein für überbordende Bürokratie.

Die gegenläufigen Tendenzen – einerseits verschärfte Offenlegungspflichten, andererseits gezielte Entlastungen – charakterisieren die aktuelle regulatorische Landschaft. Während die Transparenzanforderungen kontinuierlich steigen, gewinnt die Erkenntnis an Boden, dass übermäßige Bürokratie Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen kann. Diese Spannung zwischen notwendiger Regulierung und praktischer Umsetzbarkeit bildet den zentralen Kontext für die aktuellen Positionierungen der Bankenverbände.

Investitionen mobilisieren: Staat, EU und Banken

Die Transformation zur nachhaltigen Wirtschaft erfordert gewaltige Finanzmittel. Öffentliche Förderung, europäische Initiativen und private Bankfinanzierungen greifen dabei ineinander.

Die Europäische Kommission investiert 2025 mehr als 7,3 Milliarden Euro in Forschung für die Nachhaltigkeitstransformation (Stand: 2025). Diese Mittel aus Horizont Europa fließen gezielt in Schlüsseltechnologien für Klimaschutz und Ressourceneffizienz. Parallel treibt der Clean Industrial Deal Europas industrielle Modernisierung voran – mit dem klaren Ziel, Europa bis 2030 zur führenden Region für Kreislaufwirtschaft zu machen (Stand: Februar 2025).

Öffentliche Fördergelder und Programme

Öffentliche Gelder wirken als Initialzündung für private Investitionen. Vereinfachte Antragsverfahren, transparente Budgets und langfristige Planungssicherheit machen Förderprogramme attraktiver für Unternehmen.

Banken als Hebel für private Mittel

Banken multiplizieren die Wirkung öffentlicher Mittel durch ergänzende Finanzierungen. Sie bringen privates Kapital in die Transformation ein und finanzieren Projekte, die über reine Forschungsförderung hinausgehen. Durch maßgeschneiderte Kreditlösungen und ihre Expertise im Risikomanagement ermöglichen sie Investitionen in nachhaltige Geschäftsmodelle.

Eine intelligente Risikoteilung zwischen öffentlicher Hand und Kreditinstituten kann zusätzliche Investitionsanreize schaffen. Wenn öffentliche Programme bestimmte Risiken absichern, geben sie Banken größeren Spielraum für die Finanzierung innovativer Vorhaben. Diese Partnerschaft macht transformative Projekte bankfähig, die sonst an zu hohen Anfangsinvestitionen oder technologischen Unsicherheiten scheitern würden.

Die Kombination aus europäischen Fördertöpfen, nationalen Programmen und bankfinanzierten Lösungen bildet das finanzielle Fundament für eine wettbewerbsfähige, nachhaltige Wirtschaft. Entscheidend ist dabei das Zusammenspiel aller Akteure – nur gemeinsam lässt sich das notwendige Investitionsvolumen für die Transformation mobilisieren.*

Regulatorische Lasten: Kleine Institute und Bürokratieabbau

Die Kritik des Bankenverbandes an überbordender Bürokratie und regulatorischer Unsicherheit trifft besonders kleine und mittlere Institute hart. Während die ESG-Regulierung 2025 weiter an Fahrt gewinnt, stehen viele Häuser vor der Herausforderung, komplexe Nachhaltigkeitsanforderungen mit begrenzten personellen und finanziellen Ressourcen umzusetzen. Der Verband macht deutlich: Proportionale Entlastungen für kleinere Institute sind notwendig, damit Regulierung nicht den Wandel bremst.

Welche Entlastungen gibt es 2025?

Die politischen Entscheidungsträger haben auf die Kritik der Finanzbranche reagiert und mehrere Entlastungsmaßnahmen beschlossen. Diese sollen insbesondere kleineren Banken helfen, die gestiegenen Compliance-Anforderungen zu bewältigen:

  • Offenlegungspflichten nach Artikel 449a CRR III für alle europäischen Kreditinstitute | Stand: 1. Januar 2025*
  • EBA-Leitlinien zum Management von ESG-Risiken gelten; kleinere Institute werden teils proportional entlastet | Stand: Mai 2025*
  • EU-Omnibus-Paket mit Entlastungen für kleine und mittlere Banken; Anwendung der CSDDD auf 2028 verschoben | Stand: April 2025*

Diese Maßnahmen zeigen, dass die regulatorischen Anforderungen zwar weiter steigen, gleichzeitig aber Entlastungskorridore für kleinere Institute geschaffen werden. Die Verschiebung der CSDDD-Anwendung auf 2028 gibt vielen Banken zusätzlichen Spielraum für die Umsetzung.

Folgen für Kreditvergabe und Compliance

Die zunehmende Regulierungsdichte wirkt sich unmittelbar auf die Geschäftstätigkeit der Institute aus. Besonders bei der Kreditvergabe müssen Banken heute deutlich umfangreichere Nachhaltigkeitsprüfungen durchführen als noch vor wenigen Jahren. Für kleinere Häuser bedeutet dies oft einen erheblichen Mehraufwand in der Risikobewertung und Dokumentation.

Der Bankenverband betont, dass am meisten nicht der CO₂-Preis, sondern Unsicherheit, überflüssige Bürokratie und das ständige Hin und Her in der europäischen Industriepolitik Unternehmen bremst. Diese Unsicherheit überträgt sich direkt auf die Kreditentscheidungen und kann Investitionen in die Transformation verzögern.

Trotz der Herausforderungen zeigt die Entwicklung auch positive Aspekte: Die zunehmende Standardisierung von ESG-Anforderungen schafft langfristig mehr Klarheit für alle Marktteilnehmer. Die proportionalen Entlastungen für kleinere Institute helfen, Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden und sicherzustellen, dass auch regional tätige Banken ihre Rolle in der nachhaltigen Transformation erfüllen können.

Transformation 2025: Zwischen Aufbruch und offenen Baustellen

Die grüne Transformation entwickelt sich 2025 zunehmend zum wirtschaftspolitischen Spannungsfeld. Während der Bankenverband in seinem Positionspapier die Verbindung von Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit als machbar und chancenreich beschreibt, bleiben praktische Umsetzungsfragen kontrovers. Die Debatte verschiebt sich von grundsätzlicher Zustimmung zur konkreten Ausgestaltung – mit erheblichem Konfliktpotenzial.

Konfliktfelder: Wettbewerbsfähigkeit vs. Regulierung

Drei zentrale Streitpunkte prägen die Diskussion im Jahr 2025: Die Budgetwirksamkeit von Förderprogrammen, die praktische Umsetzung bei kleinen und mittleren Unternehmen sowie internationale Wettbewerbsverzerrungen. Während der Clean Industrial Deal der EU mit Fokus auf Finanzierung und Dekarbonisierung neue Impulse setzen soll (Stand: Februar 2025, Nachhaltigkeitsrat), stehen viele Mittel noch nicht in der benötigten Flughöhe zur Verfügung.

Die EU-Kommission plant Investitionen in Forschung für die Nachhaltigkeitstransformation im Rahmen des Forschungsrahmenprogramms, doch die konkrete Verteilung bleibt umstritten*. Gleichzeitig treffen die ab 2025 geltenden CSRD/ESRS-Berichterstattungspflichten für mittelgroße Unternehmen viele Betriebe unvorbereitet und belasten deren Wettbewerbsfähigkeit zusätzlich.

Heiner Herkenhoff, Hauptgeschäftsführer des Bankenverbandes, bringt die Ambivalenz auf den Punkt: „Wir teilen die Sorge der Industrie, international durch überbordende Regeln ins Hintertreffen zu geraten. Am meisten bremst Unternehmen derzeit allerdings nicht der CO₂-Preis, sondern Unsicherheit, überflüssige Bürokratie und das ständige Hin und Her in der europäischen Industriepolitik.“

Weitere Informationsquellen und Termine

Für eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Thema bietet das Positionspapier „Mit Transformation die Wirtschaft stärken“ konkrete Praxisbeispiele und zeigt, wie Banken Nachhaltigkeit bereits heute in ihre Geschäftsmodelle integriert haben. Die Veranstaltung „bankendialog – Mit Nachhaltigkeit zu stärkerer Wirtschaft“ am 3. November 2025 in Berlin bot zusätzliche Diskussionsmöglichkeiten für Fachpublikum.

Die entscheidende Frage für die kommenden Monate bleibt: Gelingt es Politik und Wirtschaft, die aufgezeigten Chancen der Transformation durch praktikable Rahmenbedingungen tatsächlich zu realisieren – oder bleiben ambitionierte Ziele im Dickicht bürokratischer Hürden und ungelöster Finanzierungsfragen stecken?

Dieser Beitrag stützt sich auf eine Pressemitteilung des Bundesverbands deutscher Banken e.V.

Weiterführende Quellen:

7 Antworten

  1. „Transformation als Wirtschaftsmotor“ klingt vielversprechend! Aber was ist mit den kleinen Unternehmen? Werden sie auch unterstützt? Ich hoffe auf klare Antworten und praktikable Lösungen!

  2. Ich bin gespannt auf die Entwicklungen im Jahr 2025 und was die EU plant. Aber ich habe Bedenken wegen der Bürokratie und der Regulierungen für kleinere Banken. Wie wird das alles in der Praxis aussehen?

    1. Das stimmt! Die Bürokratie kann eine große Hürde sein. Vielleicht sollten wir mehr darüber sprechen, wie andere Länder damit umgehen? Was können wir von ihnen lernen?

  3. Die Idee mit den Investitionsanreizen klingt gut, aber ich mache mir Sorgen über die Umsetzung. Wie können wir sicherstellen, dass alle Unternehmen gleich behandelt werden? Gibt es bereits Beispiele für erfolgreiche Projekte?

    1. Das sind berechtigte Fragen! Ich denke, Transparenz ist der Schlüssel. Wenn wir mehr Informationen darüber bekommen könnten, wie diese Programme tatsächlich funktionieren, wäre das hilfreich.

  4. Es ist interessant zu sehen, dass Banken jetzt eine aktive Rolle spielen wollen. Ich frage mich aber auch, ob diese neuen Regelungen wirklich kleinen Banken helfen werden. Sind da genug Ressourcen eingeplant?

  5. Ich finde das Thema Nachhaltigkeit sehr wichtig, aber ich frage mich, wie genau die Banken diese Ziele erreichen wollen. Welche konkreten Schritte sind geplant, um die Bürokratie abzubauen? Gibt es dazu schon Pläne?

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