Apothekenreform 2024: BPI warnt vor Gefahren für Arzneimittelversorgung und Patientensicherheit

Der aktuelle Entwurf einer Apothekenreform sorgt beim Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) für scharfe Kritik, da er nach Ansicht von Dr. Kai Joachimsen die Arzneimitteltherapie und Patientensicherheit gefährdet. Insbesondere die geplante Öffnung für Fremdbesitz, der Einsatz von Abgabeautomaten und Fernberatung drohen, die persönliche Beratung und lokale Versorgungsstrukturen aufzulösen und inhabergeführte Apotheken zu schwächen. Zwar verspricht das Gesetz höhere Impfquoten und ein flächendeckendes Netzwerk, doch das BPI befürchtet stattdessen Konzentration auf Ketten und Versandhandel zulasten vor Ort beratender Apotheken.
VerbandsMonitor – Themen, Trends und Ticker vom 13.04.2025

„`markdown
– BPI kritisiert Apothekenreformentwurf als riskant für Arzneimitteltherapie und Patientensicherheit
– Einführung von Fremdbesitz, Außenstellen ohne Apotheker und Automaten gefährdet Beratung vor Ort
– Geplante Impfquotensteigerung positiv, doch erfordert fortbestehende vollwertige Apotheken vor Ort
„`

Heftige Debatte um das Apothekenreformgesetz: Risiken für Beratung und Patientensicherheit

Der aktuelle Referentenentwurf für ein neues Apothekenreformgesetz sorgt bereits im Vorfeld der Anhörung für heftige Debatten. Im Zentrum steht die Frage, wie die Arzneimittelversorgung und die persönliche Beratung vor Ort gewährleistet werden können. Dr. Kai Joachimsen, Hauptgeschäftsführer des BPI (Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie), äußerte scharfe Kritik an den geplanten Veränderungen und warnte vor erheblichen Risiken für die Arzneimitteltherapie und Patientensicherheit. Er betont: „Wenn die Pläne so umgesetzt werden, riskiert man eine deutliche Verschlechterung in der Arzneimitteltherapie und der Patientensicherheit, mit absehbaren Folgekosten für die Sozialsysteme.“

Im Zentrum der Kritik steht die Bedeutung der Apotheken als Anlaufstellen für persönliche und qualifizierte Beratung, denn Arzneimittel seien keine einfachen Konsumgüter, sondern erfordern meist eine persönliche Beratung in den Apotheken. Der Entwurf zielt zwar offiziell darauf ab, ein flächendeckendes Apothekennetz mit persönlicher Beratung vor Ort zu sichern, doch die vorgeschlagenen Maßnahmen stehen nach Ansicht des BPI in starkem Widerspruch zu diesem Anspruch. Die geplante Einführung von Fremdbesitz an Apotheken sowie die Erlaubnis zur Einrichtung von Betriebsstätten ohne anwesende Apotheker könnten das bewährte Modell der inhabergeführten Apotheken zerstören.

„Durch größere Zentralisierungen und Fernberatungen wird die lokale Verfügbarkeit und persönliche Beratung durch den Apotheker reduziert.“ Dies führe zu einem Wandel hin zu einem fragmentierten und unpersönlicheren Versorgungssystem, das die Kontrolle über die Arzneimittelsicherheit verringern und negative Folgen für die Gesundheitsversorgung haben könnte. Besonders umstritten ist die Einführung von Abgabeautomaten für Arzneimittel. Joachimsen befürchtet, dass dieser Schritt zu einer Trivialisierung der Medikamente führt und damit sowohl die individuelle Sicherheit der Patienten als auch den Gesundheitsschutz insgesamt gefährdet.

Telepharmazeutische Angebote sieht der BPI-Chef ebenfalls kritisch: Sie könnten den Wegfall der persönlichen Beratung nicht ersetzen, sondern seien lediglich ein Notbehelf, der nur dann genutzt werde, wenn der Bedarf vom Patienten oder dessen Angehörigen erkannt wird – ein gewichtiger Nachteil gegenüber der proaktiven, individuellen Beratung vor Ort. Gleichzeitig kritisiert der Verband, dass der Gesetzesentwurf lediglich eine Umverteilung der Vergütung und Einsparungen durch geringere Qualitätsanforderungen plane, was weder zur finanziellen Stabilität der Apotheken beitrage noch den besonderen Wert von Arzneimitteln würdige.

Einen einzigen positiven Aspekt erkennt Joachimsen in der geplanten Steigerung der Impfquoten – allerdings auch hier mit dem klaren Vorbehalt, dass dafür vollwertige Apotheken vor Ort notwendig bleiben. Schließlich warnt er entschieden vor einer Entwicklung hin zu fremdfinanzierten Apothekenketten mit einem großen Versandhandelsanteil, die das etablierte System gefährdet: „Stattdessen soll es in Zukunft in Richtung fremdfinanzierte Apothekenketten mit einem großen Versandhandelsanteil gehen. Das lehnen wir entschieden ab.“

Wie die Apothekenreform den Gesundheitsalltag grundlegend verändern könnte

Die geplante Apothekenreform berührt unmittelbar den Alltag aller Bürgerinnen und Bürger, denn sie betrifft die Versorgung mit Arzneimitteln – einem essenziellen Bestandteil der Gesundheitsversorgung. Im Kern steht die Frage, wie die wohnortnahe Arzneimittelversorgung zukünftig organisiert und gewährleistet wird. Diese Reform ist mehr als eine politische Maßnahme: Sie geht an den Kern der medizinischen Beratung, Verfügbarkeit und Versorgungssicherheit von Medikamenten. Die Entwicklungen in Deutschland lassen sich dabei auch im Kontext internationaler Reformen betrachten und werfen bedeutende gesellschaftliche Fragen auf.

Die Zukunft der wohnortnahen Arzneimittelversorgung wird maßgeblich davon geprägt sein, welche Rahmenbedingungen sich für Apotheken und ihre Services ergeben. Insbesondere der Erhalt einer flächendeckenden Apothekendichte ist für viele Menschen von großer Bedeutung, denn vor allem in ländlichen Gebieten sind Apotheken oft die erste Anlaufstelle für medizinische Beratung und Versorgungstechnik. Wenn sich hier Veränderungen durch die Reform ergeben, können sich Auswirkungen auf die Zugänglichkeit von Medikamenten und die Qualität der Arzneimittelberatung einstellen.

Unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen sind von der Reform verschieden stark betroffen. Ältere und chronisch kranke Menschen, die auf regelmäßige und verlässliche Medikamentenversorgung angewiesen sind, könnten mit Einschränkungen konfrontiert werden. Gleichzeitig verändern sich durch die Reform auch Perspektiven für Patienten, deren Erwartungen an die Arzneimittelversorgung und Beratung wachsen. Im Hinblick auf den Gesundheitsmarkt eröffnet die Reform Chancen, neue Versorgungswege und innovative Modelle zur Arzneimittelbereitstellung zu entwickeln. Ein Vergleich mit ähnlichen Reformvorhaben in europäischen Ländern zeigt, dass die Balance zwischen Versorgungssicherheit, Kostenkontrolle und digitaler Innovation ein gemeinsames Spannungsfeld bildet.

Vorteile der Apothekenreform im Überblick:

  • Verbesserung der Arzneimittelversorgung durch innovative digitale Angebote
  • Förderung neuer Versorgungsmodelle, die Patienten flexibleren Zugang ermöglichen
  • Potenzielle Stärkung der Beratungskompetenz durch moderne Apothekenkonzepte
  • Anpassung an den demografischen Wandel und veränderte Patientenbedürfnisse
  • Förderung des Wettbewerbs und mögliche Senkung von Arzneimittelkosten

Neben diesen Chancen sind allerdings auch Risiken zu beachten, die die Versorgungssicherheit und Beratungsqualität beeinträchtigen können.

Herausforderungen und Risiken der Reform:

  • Gefahr der Schließung kleiner, vor allem ländlicher Apotheken
  • Mögliche Verschlechterung der persönlichen Beratung durch Verlagerungen auf digitale oder entfernte Anbieter
  • Ungleichheiten in der Arzneimittelversorgung zwischen urbanen und ländlichen Regionen
  • Unsicherheiten für Patienten mit komplexen oder chronischen Erkrankungen
  • Notwendigkeit, die Kontinuität und Verlässlichkeit der Versorgung in neuen Modellen sicherzustellen

Durch die Reform wird also nicht nur ein politisches Ziel verfolgt, sondern es entstehen grundlegende gesellschaftliche und gesundheitspolitische Fragestellungen. Die Reform gestaltet entscheidend mit, wie Medikamente künftig bereitgestellt, beraten und genutzt werden. Dies hat Folgen für die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung und das Vertrauen in die Versorgungssysteme.

Wie die Apothekenreform sich genau entfalten wird, bleibt ein dynamischer Prozess. Entscheidend wird sein, wie Politik, Gesundheitsfachkräfte und Patienten gemeinsam Lösungen finden, die die Qualität, Sicherheit und Erreichbarkeit der Arzneimittelversorgung schützen und zugleich an moderne Anforderungen anpassen. Ein Blick über die deutschen Grenzen hinweg zeigt, dass erfolgreiche Reformen vor allem durch ausgewogene Kompromisse und breite Beteiligung der Betroffenen gelingen.

Zukunft der wohnortnahen Arzneimittelversorgung und Perspektiven für Patienten und den Gesundheitsmarkt

Die nächsten Jahre werden zeigen, ob sich durch die Apothekenreform neue Standards etablieren, die sowohl Patientinnen und Patienten als auch die Gesundheitswirtschaft nachhaltig stärken können. Die gesellschaftliche Bedeutung der Arzneimittelversorgung bleibt unverändert hoch – und damit auch die Herausforderung, deren Zugänglichkeit und Qualität für alle sicherzustellen.


Für weitere Informationen, Pressekontakte, Bilder oder Dokumente geht es hier zur Quelle mit dem Originaltitel:
Apothekenreformpläne entwerten Arzneimittel | Presseportal

Original-Content übermittelt durch news aktuell.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Das könnte Sie auch interessieren