Apothekenreform 2025: ABDA warnt vor Zusammenbruch der Arzneimittelversorgung durch Referentenentwurf

Die ABDA warnt vor den aktuellen Plänen zur Apothekenreform. Laut dem Verband gefährden die Referentenentwürfe die flächendeckende Arzneimittelversorgung, da sie weder die zugesagte Honorarerhöhung enthalten noch ausreichende Anpassungsmechanismen vorsehen. Zudem kritisiert die ABDA, dass die geplante Liberalisierung der Apothekenleitung zu weniger Fachpersonal vor Ort und damit zu eingeschränkten Leistungen für Patientinnen und Patienten führen würde.
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Inhaltsübersicht

– Apothekenreform gefährdet laut ABDA die flächendeckende Patientenversorgung in Deutschland.
– Geplante Honoraranpassungen und Liberalisierung der Apothekenleitung werden kritisiert.
– ABDA kündigt politischen Widerstand und Informationskampagne gegen die Reform an.

Apothekenreform: Warum der Verband vor Gefahren für die Versorgung warnt

Die geplante Apothekenreform könnte nach Ansicht der Apothekerschaft die medizinische Grundversorgung in Deutschland gefährden. Die ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände reagiert mit scharfer Kritik auf die Referentenentwürfe des Bundesgesundheitsministeriums und kündigt politischen Widerstand an.

Thomas Preis, Präsident der ABDA, stellt klar: "Das Apothekenhonorar ist seit Jahren eingefroren, das Apothekensterben nimmt kein Ende – schon seit Jahren steht den Apotheken das Wasser wirtschaftlich bis zum Hals. Der Koalitionsvertrag der schwarz-roten Bundesregierung wirkte wie ein Rettungsring – schließlich wird mit ihm fest zugesichert, dass die Apotheken endlich auch wirtschaftlich gestärkt werden sollen. Doch eine erste Analyse der nun vorliegenden Referentenentwürfe zeigt, dass die Reform genau das Gegenteil bewirken würde. Denn nicht nur die versprochene und dringend notwendige Erhöhung des Fixums auf 9,50 Euro wird darin komplett ausgeklammert. Verschärfend kommt hinzu, dass die Mechanismen für zukünftige Honoraranpassungen völlig unzureichend und viel zu ungenau sind. Das ist so nicht akzeptabel und wird unseren massiven politischen Widerstand zur Folge haben. Apotheken gehören zur Daseinsvorsorge und erwarten von der Politik, dass zugesagte, wirtschaftlich unabdingbare Versprechungen umgesetzt werden." (Stand: 21. Oktober 2025)*

Besondere Sorge bereitet dem Verband die geplante Liberalisierung der Apothekenleitung: "Es ist richtig, dass wir an einem Fachkräftemangel leiden. Aber diese Entwicklung löst man nicht, indem man die Apothekenleitung liberalisiert und die Apothekerinnen und Apotheker aus der Apotheke streicht. Darunter leiden am Ende nur die Patientinnen und Patienten, weil viele Leistungen ohne anwesende Apothekerinnen und Apotheker gar nicht mehr angeboten werden können. Wo Apotheke drauf steht, muss auch immer eine Apothekerin oder ein Apotheker anwesend sein." (Stand: 21. Oktober 2025)*

Die Kritik erstreckt sich auf mehrere weitere Reformbereiche: "Hinzu kommen weitere Änderungsvorschläge des BMG in den Bereichen der Gleichpreisigkeit von Arzneimitteln, den Öffnungszeiten von Apotheken und der Dienstbereitschaft. All diese Pläne hätten in Summe zur Folge, dass die qualitativ hochwertige Versorgung der Bürgerinnen und Bürger durch Apotheken immer weiter ausdünnt und schließlich ganz zusammenbrechen könnte." (Stand: 21. Oktober 2025)*

Trotz grundsätzlicher Offenheit für Neuerungen betont Preis: "Von den im Entwurf enthaltenen Vorschlägen zur stärkeren Einbindung der Apotheken in die Primärversorgung könnten die Menschen sogar profitieren. Allerdings werden auch diese Pläne ad absurdum geführt, wenn man die Apotheken kaputtspart. Denn nur wirtschaftlich stabile Apotheken und ein flächendeckendes Apothekensystem können diese zusätzlichen Aufgaben hinreichend stemmen. Wir werden die kommenden Wochen und Monate nutzen, um die Politik und Gesellschaft auf Landes- und Bundesebene massiv über die Gefahren dieser Pläne zu informieren." (Stand: 21. Oktober 2025)*

Referentenentwurf und Rechtsstand

Im Gesetzgebungsprozess liegt ein erster Referentenentwurf vor (Stand: 17.10.2025*). Dieser markiert den aktuellen Stand der geplanten Apothekenrechtsreform, nachdem bereits frühere Entwürfe diskutiert wurden.

Zeitlicher Überblick: frühere Entwürfe → aktueller Entwurf

Die Entwicklung der Reform lässt sich chronologisch nachvollziehen. Bereits am 14.06.2024 schlug ein früherer Entwurf unter anderem vor, den Betrieb einer Abgabestelle ohne Anwesenheit eines approbierten Apothekers zu ermöglichen.

Der aktuelle Referentenentwurf vom 17.10.2025 ist der erste bekannte Entwurf im Gesetzgebungsverfahren.

Konkrete Änderungsvorschläge (z. B. Vertretungsregeln)

Neben der Frage der Anwesenheitspflicht von Apothekern beinhalten die Entwürfe weitere bedeutende Änderungsvorschläge. Besonders die geplanten Vertretungsbefugnisse für die Apothekenleitung stehen im Fokus der Diskussion. Diese Regelungen sollen dem Fachkräftemangel begegnen, stoßen jedoch auf erheblichen Widerstand bei Apothekerverbänden.

Weitere geplante Neuerungen betreffen die Bereiche der Gleichpreisigkeit von Arzneimitteln, die Öffnungszeiten von Apotheken und die Dienstbereitschaft. Diese Maßnahmen könnten die Struktur der Apothekenversorgung in Deutschland grundlegend verändern und haben entsprechend intensive Debatten ausgelöst. Die kommenden Wochen werden zeigen, welche dieser Vorschläge tatsächlich in das endgültige Gesetz einfließen werden.

Wirtschaftliche Lage: Honorare, Schließungen, Fachkraftengpass

Die wirtschaftliche Situation deutscher Apotheken zeigt sich in mehreren kritischen Kennzahlen. Seit über einem Jahrzehnt bleibt das Grundhonorar unverändert, während gleichzeitig die Zahl der Apotheken zurückgeht und der Fachkräftemangel zunimmt.

Fixum und Honorarentwicklung

Das Apothekenhonorar ist seit dem 1. Januar 2013 auf 8,35 Euro festgeschrieben*. Diese unveränderte Vergütung über mehr als zwölf Jahre steht im Kontrast zu den gestiegenen Betriebskosten und Personalaufwendungen. Nach aktuellen Planungen soll laut Referentenentwurf bis zum 1. Januar 2026 lediglich eine Anhebung auf 9 Euro erfolgen, während parallel der Festzuschlag gesenkt wird*.

Entwicklung Honorar & Schlüsseldaten

Jahr Sachverhalt Wert/Angabe Quelle / Stand
01.01.2013 Apothekenhonorar 8,35 € iww.de, Stand: 01.01.2013*
01.01.2026 geplante Anhebung 9,00 € iww.de, Stand: 01.01.2026*

Apothekenzahlen und Personalindikatoren

Die strukturellen Probleme zeigen sich deutlich in der Entwicklung der Apothekenlandschaft. Im Jahr 2023 ist die Apothekenzahl um 500 gesunken* Dieser Rückgang geht einher mit erheblichen Personalengpässen.

Die Personalsituation stellt sich besonders kritisch dar:

  • Im Juli 2024 gaben 60 Prozent der befragten Apothekeninhaber an, dass der Fachkräftemangel sehr stark oder stark spürbar ist, besonders in Landapotheken mit 64 Prozent*
  • Die Besetzungsquote offener Stellen im Juli 2024 lag bei PTA bei 39 Prozent, bei Approbierten bei 57 Prozent*
  • In Westfalen-Lippe gibt es 8,5 offene PTA-Stellen pro suchender PTA, während bei Approbierten das Verhältnis sechs Stellen pro suchende Person beträgt*

Diese Zahlen verdeutlichen die wirtschaftliche Schieflage: Während die Grundvergütung stagniert, verschärfen sich gleichzeitig die strukturellen Probleme durch Apothekenschließungen und einen zunehmenden Fachkräftemangel, der die Versorgungsqualität in verschiedenen Regionen gefährdet.

Wenn Apotheken schließen: Was das für Patienten bedeutet

Stellen Sie sich vor, in einer ländlichen Gemeinde schließt die letzte Apotheke. Die nächste liegt nun 30 Kilometer entfernt. Für ältere Menschen ohne Auto, chronisch Kranke mit regelmäßigem Medikationsbedarf oder Eltern mit kranken Kindern wird der Zugang zu Arzneimitteln zur täglichen Herausforderung. Dieses Szenario ist keine Zukunftsmusik, sondern eine reale Gefahr, die sich aus der aktuellen Personalsituation in deutschen Apotheken ergibt.

Versorgungsrisiken bei Personalengpässen

Der Fachkräftemangel beschäftigt Apotheken weiterhin stark – diese Einschätzung teilt das Institut für Handelsforschung (IFH Köln) in seiner aktuellen Analyse (Stand: Juli 2024). Fehlt pharmazeutisches Personal, können essentielle Dienstleistungen nicht mehr erbracht werden.

Regionale Schieflagen und Schließungsdruck

Besonders betroffen sind ländliche Regionen, wo sich der Personalmangel bereits heute deutlich verdichtet.* Während Ballungsräume noch um Fachkräfte konkurrieren können, stehen Apotheken in strukturschwachen Gebieten oft vor unlösbaren Personalproblemen.*

Die ABDA warnt vor einem Teufelskreis: Wirtschaftliche Schwierigkeiten führen zu Personalkürzungen, welche die Servicequalität verschlechtern, was wiederum weniger Kunden anzieht.*

Am Ende steht die komplette Schließung – eine Gefahr für die flächendeckende Gesundheitsversorgung, die im Koalitionsvertrag eigentlich als schützenswert festgeschrieben wurde.

Was kommt nach dem Referentenentwurf?

Der Referentenentwurf zur Apothekenreform liegt seit dem 17.10.2025 vor.* In den kommenden Wochen und Monaten wird sich zeigen, welche der vorgeschlagenen Änderungen tatsächlich Gesetz werden.

Nächste Schritte im Gesetzgebungsverfahren

Nach der Veröffentlichung des Referentenentwurfs folgt zunächst die Ressortabstimmung zwischen den verschiedenen Bundesministerien. Anschließend sind Verbändeanhörungen geplant, bei denen betroffene Interessengruppen Stellung nehmen können. Die ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände hat angekündigt, sich in dieses Verfahren einzubringen.* Erst nach diesen Konsultationen gelangt der Entwurf in die parlamentarische Beratung, wo Bundestag und Bundesrat über die finale Fassung entscheiden.*

Stakeholder: ABDA, Politik, Patienten

Die politische Auseinandersetzung um die Apothekenreform verspricht intensiv zu werden. Während das Bundesgesundheitsministerium die Reform vorantreibt, formiert sich Widerstand von verschiedenen Seiten. Die ABDA mobilisiert ihre politischen Netzwerke auf Landes- und Bundesebene, um auf die ihrer Ansicht nach negativen Konsequenzen des Entwurfs hinzuweisen. Gleichzeitig werden patientenbezogene Verbände und Gesundheitsorganisationen ihre Positionen in die Debatte einbringen.

Die ABDA plant Kommunikationsmaßnahmen, um Politik und Öffentlichkeit über die aus ihrer Sicht bestehenden Gefahren der Reformpläne zu informieren.*

Weitere Hintergrundinformationen zur Position der Apothekerschaft finden sich im aktuellen Geschäftsbericht der ABDA.

Die vorliegenden Informationen und Zitate stammen aus einer Pressemitteilung der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände.

Weiterführende Quellen:

8 Antworten

  1. ‚Die Qualität leidet unter dem Fachkräftemangel‘, das ist ein wichtiger Punkt! Wenn wir nicht genügend qualifizierte Apotheker haben, können wir uns auf eine Verschlechterung der Versorgung gefasst machen.

  2. ‚Das Wasser steht den Apotheken bis zum Hals‘, sagt ABDA-Präsident Preis und da stimme ich voll und ganz zu! Wir müssen diese Reform kritisch hinterfragen und uns dafür einsetzen, dass unsere Apotheken erhalten bleiben.

  3. Die geplanten Änderungen sind wirklich bedenklich. Ich kann mir vorstellen, dass viele kleine Apotheken schließen müssen. Wo sollen die Patienten dann ihre Medikamente bekommen? Eine flächendeckende Versorgung ist doch wichtig!

    1. Genau! Besonders in ländlichen Gebieten wird es schwierig sein, wenn es keine Apotheke mehr gibt. Ich hoffe wirklich, dass der Widerstand der ABDA etwas bewirken kann.

    2. Die Argumente für eine Liberalisierung machen keinen Sinn für mich! Ich glaube nicht, dass weniger Apotheker vor Ort zu besseren Lösungen führt.

  4. Ich finde es wichtig, dass wir über die Apothekenreform diskutieren. Die ABDA hat recht, dass das Apothekenhonorar seit Jahren nicht angepasst wurde. Was denkt ihr über die Liberalisierung der Apothekenleitung? Wird das die Situation verbessern?

    1. Ich bin auch der Meinung, dass die Reform mehr schaden als nützen könnte. Wenn Apotheker nicht mehr anwesend sind, wer sorgt dann für die Qualität der Beratung? Das ist eine echte Sorge.

    2. Ja, das sehe ich auch so. Und ich mache mir Gedanken darüber, wie das besonders ältere Menschen betreffen wird, die oft auf ihre Apotheke angewiesen sind.

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