Bremen (VBR). In einem aktuellen Bundesratsbeschluss zum Medizinforschungsgesetz (MFG) hat Dr. Carola Reimann, die Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, eindringlich vor drohenden Preissteigerungen bei Arzneimitteln gewarnt und fordert dringend neue Steuerungsinstrumente. I
“Wir beobachten bereits in diesem Jahr zweistellige Zuwachsraten bei den Arzneimittelausgaben”, erklärt Dr. Reimann. “Statt jedoch mit effektiven Regelungen einer Ausgabendämpfung entgegenzuwirken, werden mit dem Medizinforschungsgesetz nun Geheimpreise für neue Arzneimittel in Deutschland eingeführt. Dies wird die ohnehin schon dynamische Kostensituation weiter verschärfen.” Die AOK sieht hierbei besonders kritisch, dass zudem die sogenannten Leitplanken für Erstattungsbetragsverhandlungen geschwächt wurden, was zu noch höheren Ausgaben bei neuen Medikamenten führen könnte.
Auch wenn für Pharmaunternehmen die Möglichkeit von Geheimpreisen durch einen Abschlag von neun Prozent eventuell unattraktiver geworden ist, verurteilt Reimann grundsätzlich diese Einführung vertraulicher Erstattungsbeträge. “Damit wird das falsche Signal gesendet: Pharmaprofite sind offenbar wichtiger als eine nachhaltige und wirtschaftliche Arzneimittelversorgung”, sagte sie weiter.
Eine aktuelle Auswertung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK bestätigt diese Befürchtungen: In den letzten zehn Jahren sind die Arzneimittelausgaben eines der größten Kostentreiber in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Zwischen 2013 und 2023 sind die Gesamtausgaben der GKV um knapp 58 Prozent gestiegen, während die Kosten für Arzneimittel um über 65 Prozent zunahmen. Besonders ins Gewicht fallen hier patentgeschützte Medikamente, deren Nettokosten sich seit 2013 sogar mehr als verdoppelt haben.
Angesichts dieser Entwicklung zeigt sich Dr. Reimann fassungslos darüber, dass die Ampelkoalition das System der Geheimpreise einführt und zugleich den engen Rahmen für Erstattungsbetragsverhandlungen aufweicht. “Was wir im Sinne der Versicherten wirklich brauchen, sind stärkere Steuerungsinstrumente und eine Anpassung des AMNOG-Verfahrens. Wir müssen ehrlich mit den Zahlen zur Ausgabensituation umgehen und Maßnahmen ergreifen, um diese Entwicklung einzudämmen,” schließt sie ihre Stellungnahme ab.
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Reimann zum MFG: Geheimpreise sind angesichts 105 Prozent Zuwachs bei Nettokosten von …
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Steigende Arzneimittelkosten: Eine Herausforderung für das Gesundheitssystem
Die Bedenken von Dr. Carola Reimann hinsichtlich der Einführung von Geheimpreisen im Rahmen des neuen Medizinforschungsgesetzes (MFG) werfen ein Schlaglicht auf eine tiefgehende Problematik im deutschen Gesundheitssystem: Der rasante Anstieg der Arzneimittelausgaben stellt sowohl die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) als auch die Versicherten vor immense Herausforderungen.
Vergleichbare Entwicklungen lassen sich bereits in anderen Ländern beobachten. So haben Staaten wie die USA und Großbritannien ähnliche Mechanismen zur Preisregulierung eingeführt, was oftmals zu einer Fragmentierung des Marktes und einem erhöhten Druck auf öffentliche Budgets geführt hat. Beispielsweise führte der Versuch der USA, über Rabattverhandlungen und Preisdeckelung die Ausgaben zu kontrollieren, zu einer komplexeren Marktstruktur und letztlich zu erhöhten Medikamentenkosten.
Der Trend zu steigenden Arzneimittelausgaben scheint ungebrochen. Laut einer Studie des Wissenschaftlichen Instituts der AOK hat sich dieser Trend in den letzten zehn Jahren deutlich manifestiert – mit einem Anstieg um über 65 Prozent bei den Arzneimittelausgaben im Vergleich zu einem Gesamtanstieg der GKV-Ausgaben um knapp 58 Prozent. Vor allem patentgeschützte Medikamente erweisen sich als Treiber dieser Kostensteigerungen. Die Nettokosten für diese Arzneimittel haben sich seit 2013 mehr als verdoppelt (+104,5 Prozent).
Mit Blick auf die Zukunft stehen verschiedene Szenarien im Raum. Sollten die derzeitigen Regulierungen, einschließlich der Geheimpreise, bestehen bleiben oder gar an Bedeutung gewinnen, ist eine weitere Zunahme der Kosten wahrscheinlich. Dies würde die finanzielle Belastung der Versicherten weiter erhöhen und möglicherweise zu höheren Beitragssätzen führen.
Ein alternativer Ansatz könnte die Verstärkung der bestehenden Steuerungsinstrumente sowie eine Anpassung des AMNOG-Verfahrens sein. Ein transparenterer und strengerer Rahmen für Erstattungsverhandlungen könnte langfristig dazu beitragen, die Ausgaben zumindest teilweise zu kontrollieren und somit die finanzielle Stabilität der GKV zu stärken.
Es bleibt abzuwarten, wie sich das Medizinforschungsgesetz in der Praxis bewähren wird und welche konkreten Auswirkungen die Einführung der Geheimpreise haben wird. Klar ist jedoch, dass ohne nachhaltige und wirkungsvolle Maßnahmen zur Kostenkontrolle die Gefahr besteht, dass das Gesundheitssystem zunehmend unter Druck gerät – zum Nachteil der Versicherungsnehmer und der Versorgungssicherheit insgesamt. Hier sind langfristig durchdachte politische Entscheidungen ebenso gefragt wie innovative Ansätze aus dem Gesundheitssektor selbst, um die Balance zwischen Kosteneffizienz und medizinischer Versorgung zu gewährleisten.
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5 Antworten
@Juliane67 ja, total zustimmung. dieses medizinforschungsgesetz bringt nur chaos. was meint ihr, welche steuerungsinstrumente könnten helfen?
@Diethelm Klemm stimme dir zu! geheimpreise sind ein problem. wie soll die gesetzliche krankenversicherung das zahlen? wir brauchen bessere lösungen.
dr reimann hat sehr gute argumente. aber was kann man noch tun? werden die preise für arzneimittel weiter steigen? sehr besorgniserregend!
finde es auch komisch warum das medizinforschungsgesetz kein halt mehr gibt. wie sollen wir die kosten senken wenn alles so teuer wird?? gut dass dr reimann aufpasst!
dass medizinforschungsgesetz is heftig. warum geheimpreise? das verstehe ich nicht! dr reimann hat recht, wir bracuht mehr kontrolle und transparenz.