Bremen (VBR).
Die AOK schlägt Alarm: In Deutschland steht die Finanzierung der Kranken- und Pflegeversicherung auf einem wackeligen Fundament. Eine repräsentative Umfrage von forsa zeigt, dass 86 Prozent der Deutschen davon ausgehen, dass die Beiträge in den kommenden Jahren weiter steigen werden. Bereits die jüngsten Beitragserhöhungen spüren viele Bürger deutlich. Fast jeder zweite Befragte fühlt sich durch die Erhöhung belastet, insbesondere in Ostdeutschland, wo eine Mehrheit von 52 Prozent über die hohen Kosten klagt.
Als Lösung fordert Dr. Carola Reimann, Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, einen Kurswechsel in der Politik. "Von der künftigen Koalition muss jetzt unbedingt ein glaubwürdiges Signal der nachhaltigen Beitragsstabilisierung ausgehen", erklärt sie. Die Notwendigkeit, dass der Bund seiner Finanzverantwortung nachkommt und die Ausgaben drosselt, wird von einer großen Mehrheit der Bevölkerung als sehr wichtig erachtet.
Ein weiteres Resultat der Umfrage wirft ein Schlaglicht auf die Verwendung der Beiträge: Nur 20 Prozent sind überzeugt, dass das Geld wirtschaftlich eingesetzt wird. 70 Prozent der Teilnehmer sind der Meinung, dass die Beiträge ineffizient genutzt und zu viel verschwendet werden. "Wir müssen wirklich aufpassen, dass sich dieses Gefühl der Verschwendung nicht verfestigt", warnt Reimann. Diese Wahrnehmung sei gefährlich für das Vertrauen in das System.
Der Reformbedarf ist offenkundig. Der Schätzerkreis-Prognose zufolge wird die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) in diesem Jahr voraussichtlich rund 341 Milliarden Euro ausgeben. Für Reimann ausreichend Beleg dafür, dass "es genug Geld im deutschen Gesundheitswesen gibt, dennoch ist es geprägt von Über-, Unter- und Fehlversorgung." Die Zeit zum Handeln sei gekommen.
Diese Umfrageergebnisse machen deutlich, dass jetzt tiefgreifende Strukturreformen notwendig sind, um die Effizienz und Koordination in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) und der sozialen Pflegeversicherung (SPV) zu steigern. Dies fordert mehr Engagement und Entschlossenheit von den politischen Entscheidern, um eine nachhaltige und gerechte Lösung für alle Versicherten zu schaffen.
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Umfrage: 86 Prozent der Deutschen rechnen mit weiteren Beitragssatzsteigerungen zur …
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Herausforderungen des deutschen Gesundheitssystems: Ursachen und Perspektiven
Die aktuelle Umfrageergebnisse zeichnen ein besorgniserregendes Bild von den Einstellungen der Bevölkerung gegenüber den steigenden Beiträgen zur Kranken- und Pflegeversicherung. 86 Prozent der Deutschen erwarten eine weitere Erhöhung der Beiträge, was auf ein tiefes Misstrauen in die derzeitige Finanzpolitik hinweist. Dieses Unbehagen ist berechtigt, wenn man frühere Entwicklungen im deutschen Gesundheitssystem betrachtet. Seit Jahren steigen die Kosten für medizinische Versorgung, getrieben durch den demografischen Wandel, teure medizinische Technologien und stagnierende Effizienz bei der Mittelverwendung.
Der deutsche Gesundheitssektor steht in einem globalen Kontext historischen Herausforderungen gegenüber. Länder weltweit kämpfen mit ähnlichen Problemen wie alternde Bevölkerungen und die Notwendigkeit kostenintensiver Behandlungsmethoden. Der OECD-Bericht 2024 hebt hervor, dass Deutschlands Ausgaben pro Kopf im Gesundheitswesen zu den höchsten weltweit zählen, allerdings sind die Ergebnisse nicht proportional besser. Diese Diskrepanz weist auf ineffiziente Ressourcennutzung hin, die auch in der Pressemitteilung des AOK-Bundesverbandes kritisiert wird.
Ein Rückblick auf die letzten Jahre zeigt, dass Reformbemühungen oft ins Leere liefen oder an institutionellen Beharrungskräften scheiterten. Obwohl der digitale Fortschritt in vielen Sektoren voranschreitet, bleibt das deutsche Gesundheitswesen ungewöhnlich resistent gegen tiefgreifende Veränderungen. Die elektronische Patientenakte, ein oft diskutiertes Instrument zur Verbesserung der Versorgung und Effizienzsteigerung, wurde nur schleppend eingeführt und ist nach wie vor unvollständig umgesetzt.
Diese Bestandsaufnahme erfordert somit nicht nur das angekündigte „glaubwürdige Signal der nachhaltigen Beitragsstabilisierung“ sondern auch einen grundlegenden Strukturwandel. Andere Länder, wie die Niederlande oder Schweden, dienen als Beispiele dafür, wie durch Reformen bei der Finanzierung und Bereitstellung von Gesundheitsdienstleistungen sowohl Effizienz als auch Patientenzufriedenheit gesteigert werden können.
Der bevorstehende Koalitionsvertrag ist eine Gelegenheit, mit klarem Kurs auf Nachhaltigkeit und Effektivität, politische Prioritäten entsprechend neu zu setzen und notwendige Reformen konsequent anzugehen. Es ist entscheidend, dass Politik und öffentliche Hand ihre Rolle mit Verantwortung wahrnehmen, um die ausufernden Kosten zu zügeln, ohne gleichzeitig die Qualität der Versorgung zu gefährden. Mit einer Gesamtprognose der gesetzlichen Krankenkassen-Ausgaben von 341 Milliarden Euro für 2025 ist es unvermeidbar, sowohl Steuerungs- als auch Strukturmechanismen innovativ anzupassen, um langfristig finanzielle Stabilität und soziale Gerechtigkeit im Gesundheitssystem zu gewährleisten.
Weiterführende Informationen auf Wikipedia
- AOK-Bundesverband
- forsa-Institut
- Gesetzliche Krankenversicherung (GKV)
- Soziale Pflegeversicherung (SPV)
- Koalitionsverhandlungen
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7 Antworten
„Die Zeit zum Handeln sei gekommen“ – ich hoffe wirklich, dass die Politik das ernst nimmt! Gibt es denn bereits Stimmen aus der Politik oder von Fachleuten zu diesem Thema? Es ist wichtig für unsere Zukunft!
„Von der künftigen Koalition muss jetzt unbedingt ein glaubwürdiges Signal der nachhaltigen Beitragsstabilisierung ausgehen“ – dieser Satz bleibt mir im Kopf! Wie kann das konkret aussehen? Welche Maßnahmen sind nötig?
Es ist wirklich bedenklich, dass nur 20% glauben, dass das Geld sinnvoll eingesetzt wird. Ich frage mich: Wo bleibt das Vertrauen in unser System? Was könnte getan werden, um das zu ändern?
Ja genau! Und ich denke auch, dass mehr Transparenz bei den Ausgaben notwendig wäre. Wir müssen wissen, wie unser Geld verwendet wird.
Die hohe Zahl von Menschen, die das Gefühl haben, dass die Beiträge ineffizient genutzt werden, ist alarmierend. Was denkt ihr über mögliche Reformen im Gesundheitssystem? Welche Änderungen wären wirklich sinnvoll?
Ich finde es besorgniserregend, dass 86% der Deutschen mit weiteren Beitragserhöhungen rechnen. Wie soll man da noch planen? Es wäre interessant zu wissen, welche konkreten Schritte die Politik jetzt unternehmen will.
Das ist ein guter Punkt! Ich frage mich auch, ob wir genug aus den Erfahrungen anderer Länder lernen. Gibt es dazu schon Vorschläge von Experten?