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AOK: Krankenhaus-Finanzierungsreform ein bürokratisches Trauerspiel

Reimann: Geplante Finanzierung des Krankenhaus-Strukturumbaus ist ein Trauerspiel

Berlin (ots) – 19.09.2024: Das Bundeskabinett hat eine Gegenäußerung zur Bundesratsstellungnahme zum Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG) verabschiedet. Dr. Carola Reimann, Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, warnt vor Qualitätsabstrichen in der Krankenhausreform und fordert eine stärkere finanzielle Beteiligung des Bundes. Trotz dringendem Reformbedarf bleibt die Ausgestaltung der Vorhaltefinanzierung umstritten. Dabei könnten weitere Beitragssatz-Erhöhungen für GKV-Mitglieder drohen, was durch ein strukturell besseres Finanzierungsmodell vermieden werden soll.


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Bremen (VBR). Das jüngst verabschiedete Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG) und die darauffolgende Gegenäußerung der Bundesregierung haben erneut eine Diskussion über die Zukunft des Krankenhauswesens in Deutschland entfacht. Dr. Carola Reimann, Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, bringt das Thema auf den Punkt: „Fest steht, dass wir uns die aktuellen Qualitätsdefizite und ineffizienten Strukturen im Krankenhausbereich nicht mehr länger leisten können.“ Für Reimann ist die Reform nicht nur notwendig, sondern auch eine Chance, dringend benötigte Änderungen im Gesundheitssystem zu realisieren.

Die Bundesregierung setzt klare Prioritäten: Kliniken sollen nur dann Versorgungsaufträge erhalten, wenn sie bestimmte Mindestzahlen an Patientenfällen vorweisen können. Diese Regelung soll vor allem in der Krebschirurgie gelten, wo Spezialisierung auf Basis hoher Fallzahlen zur Qualitätssicherung beiträgt. Reimann lobt diese Haltung als Schritt in die richtige Richtung.

Doch trotz dieser positiven Ansätze gibt es erhebliche Streitpunkte. Ein zentraler Kritikpunkt ist die geplante Finanzierung der Vorhaltekosten. Aktuell möchte die Regierung diese fallbezogen ermitteln und finanzieren. Dagegen spricht sich nicht nur die AOK aus, sondern auch andere Organisationen wie die DAK-Gesundheit und die Deutsche Krebsgesellschaft. Sie plädieren für ein einfacher handhabbares Modell: eine fallunabhängige, bevölkerungsbezogene und bedarfsorientierte Finanzierung. Ein solcher Fonds würde bürokratischen Aufwand minimieren und die Krankenhäuser gegen Schwankungen in den Patientenzahlen absichern.

Ein besonders umstrittenes Thema ist die Finanzierung des Strukturumbaus der Krankenhauslandschaft. Hier sieht Reimann die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) als klaren Verlierer. „Wenn es bei den bisherigen Plänen zur Finanzierung des Krankenhaus-Transformationsfonds bleibt, drohen ab 2026 weitere deutliche Beitragssatz-Erhöhungen“, warnt sie. Die Bundesregierung will, dass die Beitragszahlenden der GKV die Hälfte der Umbaukosten tragen, während sie selbst nicht stärker beteiligt werden will. Der Bundesrechnungshof hat bereits die Zweckentfremdung von Beitragsmitteln kritisiert und gefordert, dass die Modernisierungskosten von den Ländern getragen werden müssen.

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Ein weiteres Problem sieht Reimann in den aktuell drohenden Beitragssatzerhöhungen. Sie betont, dass diese Erhöhungen nicht nur durch die Reform verursacht würden. Laut ihr sind auch teure Gesetzgebungen der Vergangenheit sowie nicht erfüllte Versprechen aus dem Koalitionsvertrag zur Entlastung der GKV verantwortlich.

Für Reimann steht fest: „Die Krankenhausreform muss richtig umgesetzt werden, damit sich wirklich etwas ändert.“ Nur durch eine enge Verbindung von Versorgungsaufträgen und Vorhaltefinanzierung könnten optimale Behandlungsbedingungen für Patienten geschaffen werden. Jetzt liegt es an der Politik, die Weichen richtig zu stellen und Lösungen zu finden, die sowohl finanzierbar als auch effektiv sind.


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Kontext und Analysen zur aktuellen Krankenhausreform in Deutschland

Die Entscheidung des Kabinetts, eine Gegenäußerung auf die Stellungnahme des Bundesrates zum Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG) zu verabschieden, ist nur ein weiteres Kapitel in der komplexen und langwierigen Debatte um die Reform des deutschen Krankenhauswesens. Diese Reform ist nicht nur notwendig, sondern auch dringend, da die bestehenden Defizite in Qualität und Struktur langfristig das gesamte Gesundheitssystem belasten könnten.

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Der Wandel im Krankenhaussektor ist vor allem aufgrund zweier Hauptfaktoren unausweichlich: Erstens sind die demografischen Entwicklungen – insbesondere die alternde Bevölkerung – eine treibende Kraft hinter der Notwendigkeit einer neu gestalteten Gesundheitsversorgung. Zweitens haben sich technologische und medizinische Fortschritte auf eine Weise entwickelt, dass spezialisierte Behandlungsansätze notwendig geworden sind, die in hoch spezialisierten Zentren besser umgesetzt werden können als in kleinteiligen Strukturen. Es ist daher verständlich, dass die Bundesregierung die Spezialisierung in bestimmten Bereichen, wie der Krebschirurgie, weiter intensivieren will.

Vergleichbare Reformen wurden in anderen europäischen Ländern mit unterschiedlichen Erfolgen durchgeführt. Dänemark beispielsweise hat seine Krankenhauslandschaft in den letzten Jahren radikal umgestaltet, dabei jedoch auf eine stärkere Zentralisierung und Spezialisierung gesetzt. Die Ergebnisse zeigen dort positive Auswirkungen auf die Behandlungsqualität und Effizienz, wenn auch begleitet von intensiven Investitionen seitens des Staates.

In Deutschland bleibt dagegen die Frage der Finanzierungsverantwortung ein heißes Eisen. Während der Bund sich aus der direkten Finanzierung von Investitionen heraushält, drängt er auf größere Beiträge durch die gesetzliche Krankenversicherung (GKV), was unter Umständen Beitragszahler stärker belastet. Dies könnte langfristig auch negative Auswirkungen auf die Akzeptanz der GKV haben. Kritiker argumentieren, dass eine solch schwere Last für die Beitragszahler kontraproduktiv ist und eine nachhaltige Lösung nur dann möglich sei, wenn alle Stakeholder, inklusive des Bundes, gleichermaßen Verantwortung übernehmen.

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Die Forderung nach einer fallunabhängigen, bevölkerungsbezogenen Vorhaltefinanzierung über einen Fonds wäre tatsächlich eine innovative Lösung, um sowohl Bürokratie abzubauen als auch Krisensicherheit zu gewährleisten. Dies ermöglicht eine Flexibilität, die besonders in Zeiten von Epidemien oder Pandemien unerlässlich ist. Der Effekt wäre eine stabilere und verlässliche Finanzierung, die unabhängig von den Schwankungen der Patientenzahlen operiert.

Zukünftige Entwicklungen hängen stark davon ab, inwieweit die Vorschläge der verschiedenen Interessengruppen aufgenommen und umgesetzt werden. Ein wissenschaftlich fundiertes Bedarfsbemessungsinstrument könnte hierbei die Grundlage bilden und den tatsächlichen Bedarf der regionalen Bevölkerung genauer reflektieren.

Abschließend bleibt zu hoffen, dass die weiteren Gespräche zwischen Bund, Ländern und anderen Beteiligten zu einem Kompromiss führen, der sowohl die Qualität der Versorgung als auch die finanzielle Nachhaltigkeit sicherstellt. Nur so kann das deutsche Gesundheitssystem zukunftsfähig gestaltet werden.

Dieser Weg mag zwar steinig und von politischen Auseinandersetzungen geprägt sein, aber er ist unerlässlich, um die Zukunft der Krankenhausversorgung in Deutschland zu sichern und zu verbessern.


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