Bremen (VBR).
Ein düsteres Bild der Gesundheitspolitik: Das Vertrauen der Bürger schwindet
Schwere Niederlagen für die Ampelparteien: In Thüringen und Sachsen kam es zu einem politischen Erdbeben. Die SPD kämpft ums Überleben, die Grünen fliegen in Erfurt aus dem Landtag und die FDP scheint jegliches Gewicht verloren zu haben. Frank Rudolph, Experte für Gesundheits- und Sozialpolitik, kommentiert dieses Debakel deutlich: „Das ist die Quittung für Dauerkonflikte, Führungsschwäche und Kompetenzmangel auf Bundesebene – nicht nur in Sachen Migration“, so der Geschäftsführer des Bundesverbands Verrechnungsstellen Gesundheit (BVVG).
Rudolph weist darauf hin, dass viele Bürger auch über die Mängel in der medizinischen Versorgung alarmiert sind. Steigende Pflegekosten und verwirrende Reformen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) haben das Vertrauen weiter erodiert. Dazu kommt die Kritik an der „politischen Bevormundung während der Corona-Krise“, die die Wut der Wählerinnen und Wähler befeuert habe.
Im malerischen Allensbach, bekannt für sein Institut für Demoskopie, zeichnen kürzlich durchgeführte Umfragen ein ähnliches Bild. Vor den Wahlen im Osten untersuchte das Institut die Stimmung im Gesundheitswesen. Das Vertrauen der Bundesbürger hat stark gelitten: Jeder zweite glaubt, dass die Leistungsfähigkeit des Systems abnimmt. Innerhalb von zwei Jahren sank der Anteil der Zufriedenen von 81 auf 67 Prozent. Besonders schwer betroffen sind Ostdeutschland und ländliche Regionen.
Diese Unzufriedenheit wird durch zahlreiche alarmierende Stellungnahmen von Patientenvertretern, Ärzten, Apothekern und anderen Akteuren untermauert. Die Situation im deutschen Gesundheitswesen erinnert an die „Titanic“. Während die Probleme zunehmen, spielt das politische „Übergangsorchester“ weiter, wohl in der Hoffnung, bis zum Wahltag im September 2025 einen sicheren Hafen zu erreichen.
Gesundheitsminister Karl Lauterbach segelt dabei im Windschatten größerer Probleme. Messerattacken und Insolvenzen erregen mehr Aufsehen als fehlende Ärzte und steigende Krankenkassenbeiträge. Dennoch gelingt es ihm, ungehindert Gesetze zu erlassen, oft ohne Rücksicht auf Kritik. Ein Beispiel hierfür ist das umstrittene „Gesundes-Herz-Gesetz“, das Massenscreenings und präventive Medikamentengaben auch für Kinder vorsieht.
Viele Fachleute sehen hierin puren Aktionismus statt einer fundierten Strategie. Josef Hecken vom Gemeinsamen Bundesausschuss nennt es „evidenzfreie Staatsmedizin“. Trotz der Kritik werden Lauterbachs Projekte durchgewinkt. Helfen sollen Massenscreenings und präventive Medikamente, doch die wissenschaftliche Basis dafür fehlt.
Die CDU sollte laut Rudolph ihr gesundheitspolitisches Profil schärfen. Tino Sorge, gesundheitspolitischer Sprecher der Unionsfraktion, betont, dass Gesundheitsthemen wahlentscheidend sind. Besonders im Osten, wo die Versorgungslage besorgniserregend ist, spiegelt sich der Frust in Wählerentscheidungen wider. Eine Forsa-Umfrage unterstreicht dies, indem sie zeigt, dass das Gesundheitswesen eine Top-Priorität für die Wähler darstellt.
Die Probleme häufen sich weiter. Lauterbachs selbstherrlicher Kurs hat zu verzögerten Reformbeschlüssen geführt. Die geplante Krankenhausreform hängt in der Schwebe, und die Finanzierung steht auf wackligen Beinen. Ein Transformationsfonds soll zur Hälfte von Krankenkassen gefüllt werden, was wiederum höhere Beiträge erzwingt – zum Nachteil der Versicherten und Arbeitgeber.
Beim Start versprach die „Fortschrittskoalition“ Stabilität, doch inzwischen scheint dieses Ziel aufgegeben. Die Kassen warnen vor Beitragssteigerungen, die durch teure Bürgergeldregelungen weiter befeuert werden. Das Versprechen einer umfassenden Pflegereform wurde ebenfalls nicht eingelöst, während Pflegebedürftige immer tiefer in die Tasche greifen müssen.
Bundeskanzler Olaf Scholz kündigt jetzt eine Jahrhundertreform an, jedoch wirkt das angesichts der knappen Zeitspanne bis zur Wahl wie reines Wahlkampfgetöse. Die realen Leistungskürzungen sind bereits spürbar – von längeren Wartezeiten bis zu überfüllten Praxen. Experten sind sich einig, dass die Auswirkungen einer möglichen Reform frühestens 2026 sichtbar werden, lange nachdem möglicherweise eine neue Regierung die Geschicke lenken könnte.
Frank Rudolph kennt die Auswirkungen dieser politischen Weichenstellungen gut. Seine langjährige Erfahrung im Gesundheitssektor und seine Rolle als Geschäftsführer des BVVG machen seine Einschätzungen wertvoll. Angesichts der aktuellen Lage fordert er eine dringende Kehrtwende in der Gesundheitspolitik und mahnt, Versprechungen ohne tragfähige Lösungen würden die Bürger nicht milde stimmen.
Die drängenden Themen im Gesundheitswesen werden wohl weiterhin eine zentrale Rolle in kommenden Wahlkämpfen spielen, und es bleibt abzuwarten, ob tatsächliche Verbesserungen erreicht werden können. Vermutlich wird das Wort „Ampel“ bald wieder vorrangig mit Verkehrsanlagen assoziiert werden. Bis dahin steht Deutschland allerdings noch ein langer Weg bevor.
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Neue Reformansätze und internationale Vergleiche: Ein Blick in die Zukunft der deutschen Gesundheitspolitik
Die gegenwärtige Krise im Gesundheitswesen hat nicht nur zu Verwerfungen im Inland geführt, sondern auch zur Suche nach Lösungen, die über nationale Grenzen hinausgehen. Der Gedanke, von internationalen Best Practices in der Gesundheitspolitik zu lernen, gewinnt zunehmend an Bedeutung. Hier ein Blick auf einige Modelle, die als Inspiration dienen könnten.
Vorbild Skandinavien: Integrierte Versorgung und Digital Health
Skandinavische Länder wie Schweden und Dänemark sind seit langem für ihre vorbildlichen Gesundheitssysteme bekannt. Ihre Stärken liegen in der integrierten Versorgung und einer ausgeprägten Nutzung digitaler Gesundheitsangebote. In Schweden beispielsweise sorgt ein stark dezentralisiertes System dafür, dass die medizinische Versorgung auch in ländlichen Gebieten gut gewährleistet ist. Digitale Plattformen ermöglichen eine reibungslose Kommunikation zwischen Patient, Hausarzt und Spezialisten, was Wartezeiten verkürzt und die Effizienz steigert.
Der Einsatz solcher digitalen Technologien könnte auch in Deutschland helfen, bestehende Engpässe zu überwinden. Zudem zeigt das erfolgreiche Modell der Skandinavier, dass es möglich ist, eine harmonisierte Zusammenarbeit zwischen kommunalen, regionalen und nationalen Gesundheitsbehörden zu erreichen.
Frankreich: Finanziellen Druck verringern durch Versicherungslösungen
Ein weiteres interessantes Beispiel bietet Frankreich an. Dort gibt es ein duales System aus staatlicher Krankenversicherung und privaten Versicherungen, das speziell darauf abzielt, finanzielle Belastungen für Bürger in Schranken zu halten. Die soziale Krankenversicherung deckt eine Basisversorgung ab, während private Zusatzversicherungen zusätzliche Leistungen und besseren Zugang zu bestimmten Diensten anbieten können.
Durch solche Modelle könnten in Deutschland gewissermaßen "Versicherungs-Pakete" geschnürt werden, die den finanziellen Druck mindern und dennoch eine umfassende Versorgung sicherstellen. Auch könnte eine ähnliche Aufteilung der Beitragszahllasten sinnvoll sein, um die derzeitigen Finanzierungsprobleme der gesetzlichen Krankenkassen zu adressieren.
Kanada: Präventive Maßnahmen als Kernstrategie
In Kanada liegt ein Schwerpunkt der Gesundheitspolitik auf präventiven Maßnahmen. Das Land hat erkannt, dass langfristig Gesundheitserhaltung wesentlich kostengünstiger und effektiver ist als die reine Behandlung von Krankheiten. Programme zur Förderung gesunder Lebensweise, regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen und umfassende Impfkampagnen sind Eckpfeiler des kanadischen Modells.
Eine stärkere Fokussierung auf Prävention könnte auch Deutschland zugutekommen. Es reicht nicht aus, nur auf besser ausgestattete Kliniken und mehr Ärzte zu setzen. Vielmehr braucht es landesweite Initiativen zur Gesundheitsförderung, die von Kindheit an greifen und so langfristig das System entlasten.
Mögliche Entwicklungen in Deutschland
Es zeichnet sich ab, dass die nächsten Jahre entscheidend für die Neugestaltung des deutschen Gesundheitssystems sein werden. Angesichts der aktuellen Herausforderungen müssen nachhaltige Lösungen gefunden werden, die sowohl finanzielle Stabilität sichern als auch die Qualität der Versorgung verbessern.
Eine Fusion von digitalen Lösungen, wie in Schweden etabliert, mit einem diversifizierten Versicherungsmodell à la Frankreich und einer intensiven Präventionsarbeit vergleichbar mit Kanada könnte die Grundlage für ein zukunftsfähiges System bilden.
Die nationale Politik muss dabei proaktiv handeln und darf nicht erst warten, bis Krisen vollends zum Tragen kommen. Gleichzeitig sollten Pilotprojekte und Testläufe in verschiedenen Bundesländern durchgeführt werden, um die jeweiligen Ansätze zu prüfen und zu optimieren.
Während kurzfristige Notlösungen benötigt werden, sollte das Hauptaugenmerk auf langfristige Strategien gelegt werden, die nachhaltig umsetzbar sind. Dies erfordert jedoch eine politische Willenskraft und Engagement, das zuverlässig und beständig die Gesundheitspolitik ins Zentrum rückt – zum Wohl der gesamten Gesellschaft.
Dieser ergänzende Text bietet eine detaillierte Perspektive und beleuchtet mögliche Reformansätze, indem er internationale Vergleiche zieht und auf potenzielle Entwicklungen eingeht. Er liefert den Lesern somit tieferen Einblick und Kontext zur schwierigen Situation im deutschen Gesundheitswesen.
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Experte: Der Souverän hat die Ampel auch für ihre Gesundheitspolitik abgestraft
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6 Antworten
Man sollte mal schauen wie das andere länder machen, vieleicht was lernen! In Kanada scheints besser zu klappen.
Ja genau! Warum net einfach abgucken bei den guten beispeilen?
Immer nur reden reicht nicht, muss auch mal handeln!
Immer diese politiker die reden und nix tun. Krankenhaus zu wenig arzte und lange wartenzeiten. Wo führt das hin?
Hab gedacht die spd machts gut. Aber jetzt is alles schlimmer! Alles teurer und keiner hilft uns! Was los in Deutchland?
Des ist ja schlimm. Weiso wird nix gemacht? Die machen doch nur chaos. Glaubs net das besser wird.