Bremen (VBR). Berlin, 14. März 2024 – Die Ergebnisse einer kürzlich durchgeführten Stichprobenuntersuchung der Deutschen Umwelthilfe (DUH) haben alarmierende Daten zu Tage gebracht: Bei einem Drittel der getesteten Hähnchenfleischprodukte aus der Massentierhaltung wurden antibiotikaresistente Erreger nachgewiesen. Genauer gesagt fanden sich in 11 von 35 Proben solche Keime. Im Vergleich dazu waren nur 2 von 30 Proben aus dem ökologischen Anbau betroffen. Diese Erkenntnisse haben eine ernsthafte Debatte über den Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung neu angefacht, speziell in Bezug auf Reserveantibiotika, die eigentlich der Behandlung von schweren Erkrankungen beim Menschen vorbehalten sein sollten.
Antibiotikaresistenz entwickelt sich vorrangig durch den übermäßigen und oft präventiven Einsatz von Antibiotika in der Massentierhaltung. Diese Praxis führt dazu, dass die sogenannten “Turbohähnchen” als vorbeugende Maßnahme Antibiotika erhalten, um die übermäßigen Belastungen und Krankheiten durch die rasche Mast unter oft qualvollen Bedingungen zu überstehen. Diese erschreckende Realität birgt nicht nur ein großes Leid für die Tiere, sondern stellt auch eine direkte Gefahr für die menschliche Gesundheit dar. Laut DUH sterben täglich beinahe 100 Menschen in Europa an Infektionen, die durch antibiotikaresistente Keime verursacht werden.
Vor diesem Hintergrund hat die DUH einen dringenden Appell an Cem Özdemir, den deutschen Ernährungs- und Landwirtschaftsminister, gerichtet. Die Organisation fordert eine strengere Regulierung und letztlich ein Verbot des Einsatzes von Reserveantibiotika bei Nutztieren. Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH, betonte die Dringlichkeit des Handelns: “Dieses Ergebnis belegt erneut, wie gesundheitsgefährdend Massentierhaltung für uns Menschen ist. Landwirtschaftsminister Özdemir muss endlich handeln und Qualzucht ebenso wie diesen unnötigen Antibiotikaeinsatz stoppen.”
Neben der politischen Ebene sieht die DUH auch Handlungsbedarf im Einzelhandel. Supermärkte und Discounter sind aufgefordert, ihre Lieferketten zu überdenken und von Lieferanten, die noch auf Qualzucht und Massentierhaltung setzen, abzurücken. Konkret schlägt die DUH einen Umstieg auf höhere Haltungsstufen vor und fordert diesen bis spätestens 2028.
Die DUH verwendet die Ergebnisse ihrer Untersuchung auch, um ein Bewusstsein bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern zu schaffen. Auf der Webseite blitzrechner.de/fleisch können Konsumenten berechnen, wie viel Antibiotika in den Tieren enthalten ist, die sie essen. Durchschnittlich erhalten die Tiere, die ein Deutscher innerhalb von 10 Jahren verzehrt, 556 Tagesdosen Antibiotika – im Vergleich dazu verschreibt ein Arzt einem Menschen in Deutschland in demselben Zeitraum nur 47 Tagesdosen.
Die Thematik der antibiotikaresistenten Keime in der Lebensmittelproduktion wirft einmal mehr ein Schlaglicht auf drängende Fragen der Tierhaltung, der Lebensmittelsicherheit und des Umweltschutzes. Es steht fest, dass sowohl politische Entscheidungsträger als auch die Verbraucher eine Schlüsselrolle dabei spielen, wie die Zukunft der Landwirtschaft und der Fleischproduktion umweltverträglicher und ethischer gestaltet werden kann.
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Untersuchung der Deutschen Umwelthilfe: Jede dritte Hähnchenfleischprobe aus …
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