Aktivrente 2026: Alles zu steuerfreiem Hinzuverdienst, Regeln und Fachkräftemangel

Ab 2026 können Rentnerinnen und Rentner steuerfrei bis zu 2.000 Euro monatlich hinzuverdienen. Die sogenannte Aktivrente soll dem Fachkräftemangel entgegenwirken, da bis 2036 rund 16,5 Millionen Menschen in Rente gehen werden. Kritiker wie der DGB bezeichnen die Regelung jedoch als "Mogelpackung", da sie strukturelle Probleme wie Gesundheit und Arbeitsbedingungen nicht löse.
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Aktivrente: Neues Konzept für flexible Altersvorsorge

Die Bundesvereinigung der Kommunalen Spitzenverbände (BVK) hat ein neues Rentenmodell vorgestellt, das Arbeitnehmern mehr Flexibilität beim Übergang in den Ruhestand ermöglichen soll. Die sogenannte Aktivrente soll Beschäftigten die Option bieten, ihre Arbeitszeit schrittweise zu reduzieren, während gleichzeitig Teile der Rente bezogen werden können. Dieses Modell adressiert die wachsende Nachfrage nach alternativen Altersübergängen jenseits des klassischen Renteneintritts mit 66 Jahren.

Ein zentrales Argument für die Einführung der Aktivrente ist die demografische Entwicklung. „Die Aktivrente ist ein wichtiger Baustein, um den Fachkräftemangel zu mildern und das Erfahrungswissen älterer Beschäftigten zu erhalten“, so der Präsident der BVK, Dr. Markus Vogel. Das Modell soll sowohl Arbeitgebern als auch Arbeitnehmern Vorteile bieten: Unternehmen profitieren von der langfristigen Bindung erfahrener Mitarbeiter, während Beschäftigte einen gleitenden Übergang in die Rente realisieren können.

Aktivrente ab 2026: Wer profitiert und was sich ändert

Ab dem 1. Januar 2026 tritt die sogenannte Aktivrente in Kraft und bringt eine bedeutende Neuerung für Rentner, die weiterhin arbeiten möchten. Der steuerfreie Hinzuverdienst steigt von bisher 1.038,05 Euro auf 2.000 Euro monatlich – eine deutliche Erhöhung, die vielen Menschen im Rentenalter neue finanzielle Spielräume eröffnet. Diese Regelung gilt laut Main-Post (Stand: 1. Oktober 2025) ausschließlich für sozialversicherungspflichtige Beschäftigungen, die nach Erreichen der Regelaltersgrenze aufgenommen werden.

Was ändert sich ab 2026?

Die Aktivrente zielt darauf ab, den Übergang in den Ruhestand flexibler zu gestalten und Anreize für längerfristiges Arbeiten zu schaffen. Allerdings profitieren nicht alle: Selbstständige sowie Personen, die vorzeitig in Rente gehen, sind von den neuen Regelungen ausgeschlossen. Focus berichtet (Stand: Oktober 2025), dass die Aktivrente bewusst auf sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse beschränkt bleibt.

Die wichtigsten Punkte im Überblick:

  • Steuerfreier Hinzuverdienst: 2.000 Euro monatlich (Stand: 1. Oktober 2025, Main-Post)
  • Bisheriger Freibetrag: 1.038,05 Euro (Stand: 1. Oktober 2025, Main-Post)
  • Geltungsbereich: Nur sozialversicherungspflichtige Beschäftigungen ab Regelaltersgrenze
  • Ausschluss: Selbstständige und vorgezogener Ruhestand (Stand: Oktober 2025, Focus)

Die Reform soll insbesondere jenen helfen, die auch im Rentenalter noch einer geregelten Arbeit nachgehen möchten, ohne dabei steuerliche Nachteile befürchten zu müssen.

Fachkräftemangel: Zahlen und Erwartungen

Die Einführung der Aktivrente steht im Kontext einer sich verschärfenden Fachkräftesituation in Deutschland. Die Bundesregierung sieht in diesem Instrument eine gezielte Antwort auf den demografischen Wandel und die damit verbundenen wirtschaftlichen Herausforderungen. Bereits für das Jahr 2027 prognostiziert das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) eine Fachkräftelücke von 728.000 Personen (Stand: 1. Oktober 2025). Dieser Engpass wird sich mittelfristig weiter zuspitzen, da bis zum Jahr 2036 schätzungsweise 16,5 Millionen Menschen in den Ruhestand gehen werden (Stand: 1. Oktober 2025, IW).

Vor diesem Hintergrund erwartet die Regierung, dass die Aktivrente jährlich von etwa 25.000 Fachkräften genutzt wird (Stand: September 2025, Regierungsentwurf). Die fiskalischen Auswirkungen hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) analysiert. Demnach entstehen dem Staat durch die Steuerbefreiung der Hinzuverdienste jährliche Steuerausfälle in Höhe von rund 800 Millionen Euro (Stand: Oktober 2025). Laut DIW würde sich dieser Effekt finanziell ausgleichen, wenn zusätzlich 75.000 Rentner einer Erwerbstätigkeit nachgingen. Von der Regelung sind zunächst etwa 230.000 Ruheständler betroffen (Stand: Oktober 2025).

Kennzahl Wert Zeitraum/Stand Quelle
Prognostizierte Fachkräftelücke 728.000 Personen 2027 (Stand: 1. Oktober 2025) Institut der deutschen Wirtschaft (IW)
Menschen im Rentenalter bis 2036 ca. 16,5 Millionen Bis 2036 (Stand: 1. Oktober 2025) Institut der deutschen Wirtschaft (IW)
Erwartete jährliche Nutzung der Aktivrente ca. 25.000 Fachkräfte (Stand: September 2025) Regierungsentwurf
Jährliche Steuerausfälle rund 800 Mio. Euro (Stand: Oktober 2025) Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW)
Anzahl betroffener Ruheständler 230.000 Personen (Stand: Oktober 2025) Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW)

Aktivrente: Wer gewinnt, wer bleibt außen vor?

Die geplante Aktivrente stößt bei Wirtschaftsforschern und Gewerkschaften auf deutliche Kritik. Zentrale Frage: Erreichen die finanziellen Anreize wirklich diejenigen, die sie am dringendsten benötigen? Die Einwände zeigen ein differenziertes Bild.

Ruth Schüler, Expertin am Institut der deutschen Wirtschaft, weist auf ein grundlegendes Problem hin: „Viele würden nicht erreicht, da die meisten bereits mit 64 in Rente gehen und die Regel erst ab 66 greift“ (Stand: Oktober 2025, Main-Post). Diese zeitliche Lücke zwischen tatsächlichem Renteneintritt und Beginn der Förderung macht die Maßnahme für einen Großteil der Beschäftigten wirkungslos.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund geht noch einen Schritt weiter und bezeichnet die Aktivrente als „Mogelpackung“ (Stand: Oktober 2025, Focus). Aus Sicht des DGB ignoriert die Regelung strukturelle Probleme: Gesundheitliche Belastungen, schlechte Arbeitsbedingungen und mangelndes Arbeitgeberinteresse verhinderten längeres Arbeiten oft bereits vor Erreichen der Altersgrenze.

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung unterstützt diese Bedenken mit wissenschaftlichen Erkenntnissen. Menschen mit kleiner Rente seien häufig gesundheitlich nicht in der Lage, länger zu arbeiten (Stand: Oktober 2025, Focus). Zudem warnt das DIW vor finanziellen Folgen: Eine mögliche spätere Ausweitung auf Selbstständige würde die Steuerausfälle deutlich erhöhen (Stand: Oktober 2025, Focus).

Wer profitiert, wer nicht?

Die Kritikpunkte lassen sich in zwei Lager unterteilen:

  • Problematische Aspekte: Die Regelung verfehlt ihren Zweck bei vielen Geringverdienern, die aus gesundheitlichen Gründen nicht länger arbeiten können. Strukturelle Hindernisse in Betrieben werden nicht angegangen. Die zeitliche Lücke zwischen realem Renteneintritt und Förderbeginn schließt viele aus.

  • Potenzielle Vorteile: Für gesunde Arbeitnehmer mit guten Arbeitsbedingungen bietet die Aktivrente einen finanziellen Anreiz für längeres Arbeiten. Bei einer begrenzten Zielgruppe könnte sie tatsächlich zu höheren Alterseinkünften führen.

Die Diskussion zeigt: Die Wirksamkeit der Aktivrente hängt maßgeblich von der individuellen Situation der Beschäftigten ab – von ihrer Gesundheit, ihren Arbeitsbedingungen und ihrer finanziellen Lage.

Aktivrente ab 2026: Was jetzt auf dem Spiel steht

Ab dem 1. Januar 2026 tritt die Aktivrente in Kraft – ein Stichtag, der für Millionen Arbeitnehmer in Deutschland entscheidend wird. Die eigentliche Arbeit beginnt jedoch erst mit der Umsetzung. Wie werden Betriebe und Beschäftigte das neue Instrument tatsächlich nutzen? Wird es zur selbstverständlichen Benchmark für betriebliche Altersvorsorge ? Die Bundesregierung setzt hier klare Erwartungen: Sie will die Nutzungsquote als Maßstab für eine spätere Evaluation heranziehen, wie die Main-Post im September 2025 berichtete.

Neben der praktischen Umsetzung drängen sich weitere Fragen auf. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) wies bereits im Oktober 2025 auf eine mögliche Erweiterung hin: Sollte sich die Aktivrente bewähren, könnte sie perspektivisch auch für Selbstständige geöffnet werden. Diese Debatte bleibt vorerst offen, zeigt aber die potenzielle Reichweite der Reform. Die kommenden Jahre werden entscheidend sein, um zu bewerten, ob das Vorhaben seine versprochene Wirkung entfalten kann.

Die Informationen und Zitate in diesem Beitrag basieren auf einer Pressemitteilung der Pressestelle von MyConvento.

Weiterführende Quellen:

4 Antworten

  1. Ich bin froh, wenn ich jetzt mit 66 in Rente gehen kann. Mein Rücken ist kaputt. Ich werde nicht weiter arbeiten! Die Politiker können sich da gar nicht reindenken in so eine Situation. Nur die Sesselpfurzer könnten weiterarbeiten und dem Staat weiterhin schröpfen.

  2. Was ich nicht herauslesen konnte ist: Wenn ich als Rentner schon Steuern entrichten muss, steigt dann der Steuersatz für den steuerpflichtigen Teil durch den Hinzuverdienst?

  3. Ich find die Idee von der Aktivrente ganz gut, aber ich mach mir Sorgen, ob das wirklich alle alten Leute erreicht. Was ist mit denen, die nicht bis 66 arbeiten können? Gibt es da Lösungen?

    1. Das ist ein guter Punkt, Meinhard19. Viele Menschen gehen ja schon viel früher in Rente. Vielleicht sollte die Regierung das mal überdenken und etwas flexibler sein.

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