– Breites Verbändebündnis fordert Reform der staatlichen Akkreditierung bei DAkkS nach Defizit-Analyse.
– Verbandskritik: lange Bearbeitungszeiten, hohe Bürokratiekosten und formalistisches Prüfverständnis bremsen Marktteilnehmer.
– Forderungen: serviceorientierte DAkkS, bürokratieabbau-Check und europäische Harmonisierung der Akkreditierungsverfahren.
Staatliche Akkreditierung in Deutschland: Reformbedarf von Branchenverbänden deutlich gemacht
Ein Bündnis von rund 30 Wirtschafts-, Handels-, Agrar- sowie Prüf- und Laborverbänden, darunter der Bundesverband Medizintechnologie (BVMed), schlägt Alarm: Die staatliche Akkreditierung in Deutschland ist aus ihrer Sicht nicht mehr zeitgemäß und muss dringend reformiert werden. In einem gemeinsamen Positionspapier kritisieren die Verbände Defizite bei der Deutschen Akkreditierungsstelle (DAkkS), die seit 15 Jahren zentrale Instanz für die Sicherung von Qualität und Zuverlässigkeit bei Konformitätsbewertungen ist. Die zentrale Botschaft ist unmissverständlich: „Die Konformitätsbewertungsbranche ist systemrelevant, wird aber derzeit ausgebremst.“
Akkreditierungen sind ein wesentlicher Pfeiler für die Rechtssicherheit von Produkten „Made in Germany“ und stärken das Vertrauen von Verbrauchern, Unternehmen und Behörden. Sie gewährleisten, dass Prüf-, Labor- und Zertifizierungsinstitutionen qualitativ hochwertig arbeiten und somit Innovationen und Marktteilhabe ermöglichen. Die DAkkS habe diese Rolle als „zentrales Instrument“ zwar inne, doch zeigten sich wachsende Probleme: Lange Bearbeitungszeiten, übermäßige Bürokratiekosten und ein formalistisches Prüfverständnis hemmen nicht nur die Stellen selbst, sondern wirken sich zunehmend auch auf deren Kunden aus Industrie, Handel, Forschung und öffentlicher Hand aus.
Nach Meinung des Verbändebündnisses wirkt die DAkkS in ihrer aktuellen Ausrichtung eher als „limitierender Faktor“ für das Konzept von „Quality proofed in Germany“ statt als Treiber einer modernen, wirtschaftsfreundlichen Qualitätsinfrastruktur. Die steigenden Anforderungen an die Akkreditierungsstelle können nur dann bewältigt werden, wenn gesetzliche Grundlagen, Ressourcen und politische Unterstützung Schritt halten. Deshalb fordern die Verbände die Politik auf, den Veränderungs- und Gestaltungswillen zu zeigen, um die DAkkS zu einem wirtschaftsorientierten öffentlichen Dienstleister weiterzuentwickeln.
Im Mittelpunkt der Forderungen stehen fünf zentrale Maßnahmen, die das Bündnis klar formuliert hat:
- Dienstleistungsorientierung stärken: Ein „Memorandum of Understanding“ soll die DAkkS in Richtung einer serviceorientierten Akkreditierungsagentur transformieren.
- Bürokratie abbauen & Verfahren beschleunigen: Ein „DAkkS-Bürokratieabbau-Check“ soll die Akkreditierungspraxis umfassend überprüfen, um Abläufe zu vereinfachen und zu beschleunigen.
- Europäische Harmonisierung statt nationaler Alleingänge: Eigenmächtige Auslegungen und nationale Sonderwege der DAkkS müssen beendet werden. Stattdessen sollen harmonisierte, arbeitsteilige Akkreditierungssysteme auf europäischer Ebene gefördert werden.
- Gesetzliche Grundlagen und Stakeholder-Beteiligung verbessern: Das Akkreditierungsstellengesetz muss überarbeitet werden, um klare Regeln und Zuständigkeiten zu schaffen und die Rolle von Stakeholdern, insbesondere des Akkreditierungsbeirats (AKB), bei der Regelfindung zu stärken.
- Angemessene Finanzierung ohne KMU-Belastung: Die personelle und finanzielle Ausstattung der DAkkS muss an die Anforderungen einer modernen Dienstleistungsagentur angepasst werden, wobei Gebührenerhöhungen, die kleine und mittlere Unternehmen unverhältnismäßig belasten, zu vermeiden sind.
Diese Punkte sind mehr als eine bloße Kritik an der DAkkS selbst. Das Bündnis verweist darauf, dass neben der Akkreditierungsstelle auch das politische und institutionelle Umfeld reformiert werden muss, damit die bundesdeutsche Qualitätsinfrastruktur ihren hohen Ansprüchen weiter gerecht werden kann. Die Verbände appellieren insbesondere an das Bundeswirtschaftsministerium und die Träger der DAkkS GmbH, hier eine klare Richtung vorzugeben.
Die Forderungen gewinnen vor dem Hintergrund an gesellschaftlicher Relevanz, dass eine funktionierende und effiziente Akkreditierung essentiell ist für Sicherheit, Innovation und Wettbewerbsfähigkeit in vielen Branchen. Ohne qualifizierte Prüfungen und Zertifizierungen gerät das Vertrauen in Produkte und Dienstleistungen massiv ins Wanken – mit spürbaren Auswirkungen auf Verbraucher, Wirtschaft und Forschung. Das Positionspapier der Verbände unterstreicht diese Dringlichkeit und gibt den politischen Gremien einen klaren Handlungsauftrag mit auf den Weg.
Warum die Reform der DAkkS für Bürger und Wirtschaft entscheidend ist
Die Akkreditierung durch die Deutsche Akkreditierungsstelle (DAkkS) ist ein zentraler Pfeiler der deutschen Qualitätssicherung. Sie bestätigt die Kompetenz von Prüf-, Labor- und Zertifizierungsstellen, die für die Sicherheit von Produkten, Dienstleistungen und Prozessen sorgen. Diese Qualitätssicherung ist eine Grundbedingung dafür, dass Verbraucher auf Produkte vertrauen können, Unternehmen ihre Waren international exportieren und Behörden wirksame Kontrollen durchführen. Ohne eine verlässliche Akkreditierung gäbe es kein glaubwürdiges „Made in Germany“ – ein Label, das für präzise geprüfte Qualität steht.
Die Bedeutung der Akkreditierung zeigt sich in ihren vielfältigen Konsequenzen für Wirtschaft und Gesellschaft:
- Industrieunternehmen, insbesondere kleine und mittelständische Betriebe (KMU), sind auf schnelle und unkomplizierte Akkreditierungsprozesse angewiesen, um Innovationen zügig auf den Markt zu bringen.
- Verbraucher profitieren von sicheren Produkten und Dienstleistungen, die europaweit anerkannt und einheitlich geprüft werden.
- Internationale Handelsbeziehungen setzen auf harmonisierte Standards, die grenzüberschreitendes Vertrauen schaffen und den Handel erleichtern.
- Forschung und Entwicklung brauchen verlässliche Test- und Prüfergebnisse, um neue Technologien weiterzuentwickeln.
Deutschland steht mit seiner Akkreditierungsstruktur vor einer Herausforderung: Die wachsende Bürokratie und lange Bearbeitungszeiten bei der DAkkS bremsen diese Abläufe. Im internationalen Vergleich wirken solche Verzögerungen wie ein Hemmschuh für den Innovationsfluss, insbesondere wenn Wettbewerber in anderen Ländern flexiblere und serviceorientiertere Lösungen bieten. Überbordende Vorschriften können sich schnell negativ auf die Wettbewerbsfähigkeit auswirken, denn Zeit ist gerade in schnelllebigen Märkten ein entscheidender Vorteil.
Die Bereiche, die von einer Reform besonders betroffen sind, umfassen:
- Medizintechnik und Gesundheitswirtschaft, mit einer Bruttowertschöpfung von fast 20 Milliarden Euro und mehr als 200.000 Beschäftigten, die auf präzise Prüfungen angewiesen sind.
- Lebensmittelindustrie und Agrarhandel, wo sichere Kontrollen die Qualität und Rückverfolgbarkeit garantieren.
- Maschinenbau und Automobilindustrie, die Produkte weltweit exportieren und hierdurch länderübergreifende Standards einhalten müssen.
- Umwelt- und Verbraucherschutz, der gesetzliche Vorgaben abprüft und überwacht.
Eine Reform der DAkkS bietet die Möglichkeit, die Dienstleistungsorientierung zu verbessern, bürokratische Hürden abzubauen und die Abläufe deutlich zu beschleunigen. Angesichts der Bedeutung der Akkreditierung für viele Branchen und die gesamte Gesellschaft ist dies kein rein technisches Thema, sondern eine strukturelle Aufgabe mit großer wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Tragweite.
Der Weg zu einem modernen Akkreditierungssystem liegt in mehr Service, weniger Formalismus und einer stärkeren europäischen Zusammenarbeit. Nur so kann die Qualitätssicherung in Deutschland zukunftsfest bleiben und gleichzeitig Innovationen nicht behindern. Das ist eine entscheidende Voraussetzung dafür, dass Deutschland als Wirtschaftsstandort wettbewerbsfähig bleibt und Verbraucherschutz auf hohem Niveau gewährleistet ist.
Die Informationen und Zitate in diesem Beitrag basieren auf einer Pressemitteilung des Bundesverbandes Medizintechnologie e.V. (BVMed).
6 Antworten
Ich bin auch der Meinung, dass eine Reform nötig ist! Gerade im Bereich Medizintechnik gibt es viel Druck und lange Wartezeiten können kritisch sein. Welche Maßnahmen haltet ihr für am wichtigsten?
Der Artikel spricht wichtige Punkte an! Die Bedeutung einer schnellen Akkreditierung kann nicht genug betont werden. Glaubt ihr, dass die Politik tatsächlich handeln wird? Was sind eure Erfahrungen mit der DAkkS?
Ich finde die Forderung nach mehr Dienstleistungsorientierung sehr wichtig! Es ist an der Zeit, dass die DAkkS ihre Rolle überdenkt. Wie seht ihr die Auswirkungen auf kleine Unternehmen?
Die Idee eines Bürokratieabbaus klingt gut, aber ich frage mich, wie realistisch das ist. Ich habe gehört, dass viele Prozesse schon seit Jahren bestehen. Was haltet ihr von den Vorschlägen zur europäischen Harmonisierung?
Ich stimme dir zu! Die Harmonisierung könnte tatsächlich viel bringen. Aber es gibt immer so viele Interessen zu berücksichtigen, was denkt ihr? Könnte das klappen?
Ich finde es wichtig, dass über die Probleme der DAkkS gesprochen wird. Die langen Wartezeiten sind wirklich ein großes Thema für viele Unternehmen. Was denkt ihr, wie könnte man das konkret verbessern?