ADFC Fahrradklima-Test 2024: Niedersachsen verbessert Radverkehr – Hannover, Oldenburg und Nordhorn Spitzenreiter beim Fahrradklima

Der ADFC-Fahrradklima-Test 2024, an dem knapp 23 000 Radfahrende in Niedersachsen teilnahmen, bescheinigt dem Land eine leichte Verbesserung des Radfahrklimas (Durchschnittsnote 3,8 statt 3,91 in 2022). Spitzenreiter unter den Kommunen sind Hannover (bundesweit Platz 2), Oldenburg und Nordhorn, während Flächen wie Radwegbreite, -oberfläche und Baustellenführung weiterhin schlecht bewertet werden. 61 Prozent der Befragten fühlen sich im Straßenverkehr unsicher, zugleich loben ebenso viele das Miteinander unter Radfahrenden. ADFC-Landesvorsitzender Rüdiger Henze fordert deshalb mehr Investitionen, Respekt und politischen Willen, damit der Radverkehr in Niedersachsen zur echten Alternative wird.
VerbandsMonitor – Themen, Trends und Ticker vom 13.04.2025

– Durchschnittsnote in niedersächsischen Städten über 50.000 Einwohnern 2024 bei 3,8
– Top fahrradfreundliche Kommunen: Hannover, Oldenburg und Nordhorn belegen vordere Bundesplätze
– Zusatzbefragung „Miteinander im Verkehr“ fällt mit überwiegend negativen Bewertungen aus

Fahrradklima-Test 2024: Niedersachsen fährt sich leicht besser, doch Baustellen bleiben

Der am 17. Juni veröffentlichte ADFC-Fahrradklima-Test 2024 zeigt eine leichte Verbesserung des Fahrradklimas in Niedersachsen. Erstmals mit E-Mail-Verifizierung durchgeführt, wurde die Umfrage zum elften Mal bundesweit ausgetragen. Insgesamt beteiligten sich fast 213.000 Menschen, davon knapp 23.000 in Niedersachsen. Die Landeshauptstadt Hannover sichert sich bundesweit den zweiten Platz unter den Städten mit mehr als 500.000 Einwohner:innen, mit der Note 3,52. Ebenso stark präsentieren sich Braunschweig (Platz 6, Note 3,71), Oldenburg (Platz 3, Note 3,58) und Göttingen (Platz 4, Note 3,61) in ihren jeweiligen Größenklassen. Besonders gute Werte erzielen auch kleinere Städte wie Nordhorn mit 2,83 – einem der besten Ergebnisse bundesweit.

Im Durchschnitt liegt die Bewertung für niedersächsische Städte über 50.000 Einwohner:innen bei 3,8 – eine Verbesserung gegenüber 3,91 im Jahr 2022. Erfreulich ist auch, dass das Sicherheitsgefühl im Fahrradverkehr etwas besser bewertet wird: Während 2022 noch 70 Prozent der Befragten diesen Aspekt eher negativ sahen, sind es 2024 noch 61 Prozent. Dennoch bleibt die Sicherheit ein zentrales Problemfeld, denn bei der Zusatzbefragung zum „Miteinander im Verkehr“ zeigen sich negative Bewertungen. So geben 76 Prozent der Teilnehmenden an, nicht mit ausreichend Abstand überholt zu werden, und auch die gesellschaftliche Akzeptanz von Radfahrer:innen wird mehrheitlich kritisch gesehen. Ein positiver Lichtblick ist das Miteinander unter den Radfahrenden selbst, das immerhin 61 Prozent als gut bewerten.

Stärken des Fahrradklimas in Niedersachsen liegen vor allem in der Erreichbarkeit des Stadtzentrums (Note 2,4), die um 0,4 besser bewertet wird als im Bundesdurchschnitt. Auch die Öffnung von Einbahnstraßen in Gegenrichtung (2,5) und das Radfahren über alle Altersgruppen hinweg (2,8, 0,3 besser als Bundesschnitt) schneiden vergleichsweise gut ab. Dagegen fallen strukturelle Mängel stark ins Gewicht: Die Breite der Radwege (4,7), deren Oberfläche (4,6) sowie die mangelhafte Führung an Baustellen (4,6) und unzureichende Kontrollen von Falschparkenden (4,6) sorgen weiterhin für deutliche Kritik.

In Niedersachsen zeigten auch einige Kommunen deutliche Fortschritte: Celle verbesserte sich um -0,31 Notenpunkte, Neustadt am Rübenberge sogar um -0,38, Aurich um -0,33. Diese Städte wurden unter anderem für verstärkte Fahrradförderung, bessere Ampelschaltungen für Radfahrende und optimierte Abstellmöglichkeiten positiv hervorgehoben. In kleineren Gemeinden wie Bassum (-0,39), Pattensen (-0,38) und Reppenstedt (-0,35) setzt sich der Aufwärtstrend fort.

Rüdiger Henze, Landesvorsitzender des ADFC Niedersachsen, fasst die Lage auf den Punkt: „Wo konsequent in den Radverkehr investiert wird, verbessert sich das Fahrradklima – das zeigen Beispiele wie Celle oder Neustadt. Doch es braucht mehr als gute Wege: Rücksicht, Respekt und ein besseres Miteinander im Straßenraum sind ebenso entscheidend. Das Fahrrad muss als gleichberechtigtes Verkehrsmittel anerkannt und in Stadt und Land konsequent mitgedacht werden – in Politik, Verwaltung und Planung. Nur mit klarem politischen Willen, ausreichend Mitteln und dem gemeinsamen Engagement aller kann der Radverkehr zur echten Alternative werden – für Umwelt, Klima und unsere gemeinsame Zukunft.“

Das Fahrrad gewinnt in Niedersachsen als Verkehrsmittel zunehmend an Bedeutung – ein Trend, der sich bundesweit und international fortsetzt. Der ADFC-Fahrradklima-Test 2024 zeigt, dass sich das Fahrradklima im Bundesland leicht verbessert hat: Die Durchschnittsnote liegt bei 3,8, eine subtile Steigerung im Vergleich zu 2022. Gleichzeitig bleiben jedoch wesentliche Mängel, insbesondere beim Sicherheitsgefühl und der Qualität der Radwege, sichtbar. Der Blick auf Niedersachsen bietet damit einen exemplarischen Zugang zu der Frage, wie Mobilität sich durch das wachsende Fahrradaufkommen wandelt und welche Voraussetzungen es für ein sicheres und attraktives Radverkehrsklima braucht.

Der Aufschwung des Radverkehrs ist Ausdruck eines größeren Wandels in der Mobilität. Mehr Menschen steigen um, um Umweltbelastungen zu verringern, den Verkehrsstau zu umgehen und ihre Gesundheit zu fördern. In diesem Zusammenhang wird deutlich, dass der Ausbau von Radinfrastruktur nicht nur Verkehrsfragen betrifft, sondern gesellschaftliche und städtebauliche Entwicklungen prägt. In Niedersachsen punktet etwa die Erreichbarkeit von Stadtzentren mit dem Fahrrad stärker als im Bundesdurchschnitt. Ebenso schneiden das generationenübergreifende Radfahren sowie die Öffnung von Einbahnstraßen für den Radverkehr positiv ab. Diese Faktoren sprechen für eine Verkehrskultur, die Menschen aller Altersgruppen einbezieht.

Trotz der Fortschritte bleibt das subjektive Sicherheitsgefühl der Radfahrenden in Niedersachsen problematisch: Knapp 61 Prozent bewerten es weiterhin negativ. Die Ursachen dafür liegen unter anderem in zu schmalen und schlecht gepflegten Radwegen, mangelnder Kontrolle von Falschparkern und unzureichender Führung an Baustellen. Dies verdeutlicht die Diskrepanz zwischen quantitativen Verbesserungen und dem tatsächlichen Wohlbefinden der Nutzer:innen. Hier zeigt sich ein Spannungsfeld, das auch durch die 2024 erstmals durchgeführte Zusatzbefragung „Miteinander im Verkehr“ aufgezeigt wird. Die Ergebnisse offenbaren Defizite im respektvollen Umgang der Verkehrsteilnehmenden, insbesondere im Sicherheitsabstand beim Überholen. Nur unter Radfahrenden selbst wurde das Miteinander vergleichsweise positiv bewertet.

Wie verändert sich Mobilität durch das wachsende Fahrradaufkommen?

Der zunehmende Fahrradverkehr erfordert eine neue Perspektive auf Stadtplanung und Verkehrspolitik. Niedersachsen kann von internationalen Vorreitern lernen, die den Radverkehr konsequent und als gleichberechtigtes Verkehrsmittel in ihren Mobilitätsmix integrieren. Dazu zählen klar erkennbare, breite Radwege, eine sichere Führung vor allem an Kreuzungen und Baustellen, aber auch eine Kultur des respektvollen Miteinanders im Straßenraum. Investitionen in die Radinfrastruktur machen Städte lebenswerter, weil sie Lärm und Emissionen reduzieren, den Verkehrsraum effizient nutzen und zur gesundheitlichen Prävention beitragen.

Der Einfluss verschiedener Generationen auf die Bewertung des Fahrradklimas zeigt, wie wichtig inklusiv gestaltete Verkehrsangebote sind. Eine Verkehrswende bedeutet nicht nur den Ausbau von Infrastruktur, sondern auch soziale Akzeptanz und Teilhabe aller Altersgruppen. Die Stadtentwicklung muss diesen Ansprüchen gerecht werden, um Barrieren abzubauen und das Fahrrad als attraktive Alternative für den Alltag zu etablieren.

Perspektiven für politischen und gesellschaftlichen Wandel

Die Ergebnisse aus Niedersachsen verdeutlichen, dass die Verbesserung des Fahrradklimas eine Kombination aus baulichen Maßnahmen und einer veränderten Verkehrskultur erfordert. Rüdiger Henze, Landesvorsitzender des ADFC Niedersachsen, bringt es auf den Punkt: „Wo konsequent in den Radverkehr investiert wird, verbessert sich das Fahrradklima – das zeigen Beispiele wie Celle oder Neustadt. Doch es braucht mehr als gute Wege: Rücksicht, Respekt und ein besseres Miteinander im Straßenraum sind ebenso entscheidend.“

Erfolgsentscheidende Handlungsfelder sind:

  • Ausbau und Pflege von breiten, sicheren Radwegen und deren Oberfläche
  • Verbesserte Führung an Kreuzungen und Baustellen
  • Konsequente Kontrolle gegen Falschparker im Radverkehrsraum
  • Förderung von Verkehrskultur, die Rücksicht und Respekt setzt
  • Einbindung aller Altersgruppen und Inklusion in die Planung
  • Politische Verankerung des Fahrrads als gleichberechtigtes Verkehrsmittel

Eine gelingende Verkehrswende in Niedersachsen setzt auf diese integrierte Herangehensweise. Die positive Entwicklung im Fahrradklima-Test zeigt, dass gezielte Investitionen Wirkung entfalten können. Der noch vorhandene Nachholbedarf erinnert daran, dass Mobilitätspolitik weit mehr ist als reine Infrastruktur – sie bestimmt maßgeblich die Lebensqualität und den Klima- sowie Umweltschutz in Stadt und Land.

Die Informationen und Zitate in diesem Beitrag basieren auf einer Pressemitteilung des ADFC Niedersachsen.

10 Antworten

  1. Die Auswertung zeigt zwar Fortschritte aber ich bin skeptisch ob sich echte Veränderungen bemerkbar machen werden.. Welche Schritte sind denn notwendig um das zu ändern?

    1. Oschlegel ich verstehe deinen Zweifel; klare Maßnahmen zur Verbesserung sind notwendig z.Bsp.spürbare Kontrollen gegen Falschparker!

  2. ‚Rücksicht und Respekt‘ sind wirklich entscheidend im Straßenverkehr. Ich hoffe, dass mehr Menschen diese Werte annehmen! Wie kann man das fördern? Vielleicht durch Aufklärungskampagnen?

  3. Es freut mich zu sehen, dass kleinere Städte wie Nordhorn gut abschneiden! Aber wie steht es um die größeren Städte? Glaubt ihr, dass diese auch noch bessere Noten erreichen können? Vielleicht sollten sie von den kleineren lernen.

    1. Ja Stanislaw! Ein Austausch zwischen großen und kleinen Städten könnte hilfreich sein. Gibt es schon Best-Practice-Beispiele aus anderen Bundesländern?

    2. ‚Lernen‘ ist echt wichtig! Ich habe gehört, dass andere Länder viel mehr in Fahrradwege investieren. Was haltet ihr von solchen Vergleichen?

  4. Die Verbesserung der Note für Niedersachsen ist ein Schritt in die richtige Richtung! Aber ich frage mich, was konkret getan wird, um das Sicherheitsgefühl der Radfahrenden zu steigern? Gibt es Pläne dafür?

  5. Ich finde es gut, dass das Fahrradklima in Niedersachsen besser wird. Dennoch ist die Sicherheit ein großes Thema. Was denkt ihr über die mangelnde Kontrolle von Falschparkern? Ich glaube, das macht es Radfahrenden schwer.

    1. Das stimmt, Hanne! Ich sehe oft Autos auf Radwegen parken. Wie können wir als Gemeinschaft dafür sorgen, dass Radfahrer mehr Respekt bekommen? Vielleicht sollten wir mal eine Petition starten oder so.

    2. Ich denke, es ist wichtig, auch die Infrastruktur zu verbessern. Breitere Radwege könnten helfen! Habt ihr Vorschläge für Städte, die das gut machen?

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