– 213.000 Radfahrende bewerten Fahrradklima-Test 2024 bundesweit, Gesamtnote 3,92 (plus 0,04)
– Großstädte und hügelige Orte (Frankfurt, Tübingen) verbessern Fahrradfreundlichkeit deutlich
– Miteinander im Verkehr mit Note 4,05 größte Herausforderung für Radfahrende
ADFC-Fahrradklima-Test 2024: Wo Radfahren besser wird – und wo es noch hakt
Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) hat die Ergebnisse seines Fahrradklima-Tests 2024 vorgestellt – eine der weltweit größten Umfragen zur Zufriedenheit mit dem Radverkehr in Deutschland. Rund 213.000 Bürgerinnen und Bürger haben ihre Erfahrungen und Eindrücke zu Radwegen, Verkehrssicherheit und dem Miteinander im Straßenverkehr bewertet. Die Ergebnisse zeigen eine leichte Verbesserung des Fahrradklimas und heben Gewinnerstädte hervor, doch gleichzeitig bleiben zentrale Herausforderungen bestehen.
Die Gesamtbewertung des Tests liegt bei 3,92, was einer leichten Steigerung von 0,04 Bewertungsstufen gegenüber dem letzten Durchgang entspricht. Besonders positiv fällt der Trend in Großstädten auf: Zehn Städte mit mehr als 500.000 Einwohnern befinden sich im Aufwärtstrend. Unter den neuen Spitzenreitern sind Frankfurt am Main, das sich deutlich verbessert und den ersten Platz vor Hannover und Bremen belegt, sowie Tübingen, das erneut stark zulegt und damit Nordhorn und Bocholt überholt.
Der ADFC-Bundesvorsitzende Frank Masurat erläutert: „In fast allen Großstädten zeigt sich, dass Investitionen in den Radverkehr – in breite, sichere Radwege, Fahrradbrücken und Fahrradparkplätze – sofort für mehr Zufriedenheit unter den Radfahrenden sorgen.“ Auch das Bundesverkehrsministerium bestätigt die positive Entwicklung: „Die Gewinnerstädte des ADFC-Fahrradklima-Tests zeigen uns: Gute Maßnahmen vor Ort steigern spürbar die Zufriedenheit im Radverkehr. Besonders freut es mich, dass auch die Förderung des Bundes Wirkung zeigt.“
Die Gewinnerstädte des ADFC-Fahrradklima-Tests 2024 nach Größenklassen:
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Großstädte (über 500.000 Einwohner):
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- Frankfurt am Main
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- Hannover
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- Bremen
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Mittelgroße Städte:
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- Münster (verteidigt Platz 1)
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- Freiburg im Breisgau
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- Karlsruhe
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Kleinere Städte und Gemeinden:
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- Erlangen (verteidigt Platz 1)
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- Darmstadt (steigt auf)
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- Oldenburg (verteidigt Platz 3)
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Hügelige Orte:
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- Tübingen (erhebliche Verbesserung)
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- Auerbach im Vogtland (positiver Trend, 3,41)
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Kleinere Gemeinden:
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- Baunatal (verteidigt Platz 1)
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- Meckenheim
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- Ettlingen (neu auf Platz 3)
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Kleinste Gemeinden:
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- Wettringen (dritter Sieg in Folge, beste Bewertung aller Größenklassen)
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- Reken
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- Olfen
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Neben den Siegerstädten wurden auch Orte mit den stärksten Verbesserungen ausgezeichnet, darunter Nürnberg, Bochum, Siegen, Witten, Rheinbach und Frankenberg/Eder. Ein besonderer Sonderpreis ging an Aachen für das „Miteinander im Verkehr“: Die Stadt erhielt mit 3,6 eine bessere Bewertung als für die allgemeine Fahrradfreundlichkeit (3,8) und steht damit für ein überdurchschnittlich gutes Verkehrsklima.
Die Umfrage verweist jedoch auf deutliche Schwachstellen: 70 Prozent der Radfahrenden fühlen sich im Straßenverkehr unsicher. Hauptursachen sind zu schmale oder zugeparkte Radwege sowie Autos, die zu eng überholen. Hier zeigt die schlechte Bewertung von 4,7 für die Radwege und die Note 4,6 für den Überholabstand, wie groß der Handlungsbedarf ist. Der ADFC kritisiert: „An Hauptverkehrsachsen und Landstraßen braucht der Radverkehr eigene, separate Führung, eingebunden in ein zusammenhängendes Radwegenetz. Dann klappt auch das Miteinander im Verkehr und die Verkehrssicherheit steigt.“
Das Miteinander im Verkehr erhält insgesamt eine Durchschnittsnote von 4,05 und fällt somit noch schlechter aus als die Gesamtzufriedenheit mit dem Fahrradklima. 77 Prozent der Befragten gaben an, dass sie von Autos meistens zu eng überholt werden. Der Ausbau sicherer, möglichst getrennter Infrastruktur bleibt daher ein zentrales Anliegen.
Der Test ist alle zwei Jahre eine wichtige Orientierungshilfe für Politik und Kommunen, da er durch die breite Beteiligung von 1.047 Orten mit repräsentativer Abdeckung (rund 65 Prozent der Bevölkerung) einen wertvollen Einblick in die Situation des Radverkehrs gibt. Nur 21 Prozent der Teilnehmenden sind Mitglied im ADFC, was die breite Akzeptanz der Umfrage unter der Bevölkerung unterstreicht.
Insgesamt zeigt der Fahrradklima-Test 2024, dass vielerorts Fortschritte erzielt werden, besonders in Großstädten und hügeligen Regionen – etwa dank Ausbau der Infrastruktur und wachsender Bedeutung von Pedelecs. Gleichzeitig machen die Ergebnisse deutlich, dass vor allem die Verkehrssicherheit und das respektvolle Miteinander im Straßenverkehr weiter verbessert werden müssen.
Fahrradklima in Deutschland: Warum die Ergebnisse gesellschaftlich relevant sind
Der ADFC-Fahrradklima-Test 2024 gilt als eines der bedeutendsten Spiegelbilder für aktuelle Mobilitätstrends in Deutschland. Mit über 213.000 Teilnehmenden zählt diese Umfrage zu den größten Befragungen zur Zufriedenheit mit der Radinfrastruktur und dem Sicherheitsgefühl auf dem Fahrrad weltweit. Die breite Beteiligung ermöglicht nicht nur einen differenzierten Blick auf die Situation in mehr als 1.000 Städten und Gemeinden, sie zeigt auch, wie tief das Fahrrad als Verkehrsmittel gesellschaftlich verankert ist – und welche Erwartungen an Politik und Kommunen damit verbunden sind.
Fahrradfahren ist längst mehr als ein Fortbewegungsmittel für wenige Sportbegeisterte, es ist Teil eines gesellschaftlichen Wandels hin zu nachhaltiger, umweltfreundlicher Mobilität. Die Ergebnisse des Fahrradklima-Tests liefern eine wichtige Grundlage für Entscheidungen in der Verkehrspolitik und Stadtentwicklung. Sie verdeutlichen, welche Faktoren den Alltag der Radfahrenden prägen und wo Hindernisse den Umstieg aufs Rad bremsen. Besonders die stärkere Zufriedenheit in Großstädten und in hügeligen Orten unterstreicht, welche Rolle aktive Infrastrukturmaßnahmen und technologische Entwicklungen wie Pedelecs für die Radfahrerzufriedenheit spielen.
Warum der Fahrradklima-Test Trendbarometer für Mobilität ist
Der Test wird alle zwei Jahre durchgeführt und spiegelt Trends im Radverkehr genau wider. Besonders auffällig ist die positive Entwicklung in zehn Großstädten mit mehr als 500.000 Einwohnern, darunter Frankfurt und Tübingen, die sich durch gezielte Ausbauprojekte der Radwege netze verbessert haben. Gleichzeitig zeigt sich, dass Sicherheit für viele Radfahrerinnen und Radfahrer ein zentrales Thema bleibt: 70 Prozent fühlen sich im Straßenverkehr unsicher, am häufigsten wegen zu schmaler oder zugeparkter Radwege und zu engem Überholabstand.
Das bedeutet, dass der Ausbau der Radinfrastruktur nicht nur Quantität, sondern vor allem Qualität braucht – mit eigenständigen, sicheren und gut ausgeschilderten Radwegen. Diese verbessern nicht nur den Komfort, sondern auch die Verkehrssicherheit und das Miteinander aller Verkehrsteilnehmer*innen. Hier ist die Politik gefordert, Förderprogramme konsequent weiterzuführen und auf langfristige Planung zu setzen, damit Radverkehrsförderung auch in kleineren Städten und ländlichen Regionen wirkt.
Neue Herausforderungen und Chancen für Städte und Gesellschaft
Die Fahrradfreundlichkeit einer Stadt hängt von mehreren miteinander verwobenen Dynamiken ab: politische Willenskraft, technische Innovationen und gesellschaftliche Veränderungen greifen ineinander. So unterstützen etwa die steigende Verbreitung von E-Bikes auch in hügeligen Regionen eine positive Entwicklung des Radverkehrs. Gleichzeitig bietet die Digitalisierung im Verkehrssektor gute Möglichkeiten, Radfahrende durch intelligente Ampelschaltungen oder bessere Informationssysteme zu entlasten.
Gleichzeitig bleiben Herausforderungen bestehen, besonders im „Miteinander im Verkehr“. Der Sonderpreis, den Aachen in dieser Kategorie erhielt, macht deutlich, dass gutes Zusammenwirken von Radfahrenden, Fußgängern und Autofahrern eine Voraussetzung für mehr Sicherheit und Akzeptanz ist. Dieses gesellschaftliche Umdenken erfordert Aufklärung und gezielte Maßnahmen zur Konfliktvermeidung im Straßenverkehr.
Für verschiedene Bevölkerungsgruppen ergeben sich durch diese Entwicklungen unterschiedliche Veränderungen:
- Städte profitieren von höheren Lebensqualität und sinkendem Autoverkehr, wenn sie sichere und durchgängige Radnetze bauen.
- Ländliche Regionen kämpfen noch mit Infrastrukturdefiziten, können aber durch die Verbreitung von E-Bikes und innovative Konzepte den Radverkehr attraktiver gestalten.
- Pendler erhalten durch neue Fahrradstraßen und Parkmöglichkeiten bessere Alternativen zum Auto.
- Familien profitieren von sicheren Radwegen, die auch den Schulweg entspannt und sicher machen.
Der aktuelle Befund zeigt erste Ansätze eines nachhaltigen Wandels: Mehr Menschen nutzen das Rad, und der Druck auf Politik und Stadtplanung wächst, diesen Trend durch Qualität und Sicherheit zu unterstützen. Trotz Fortschritten bleiben Hürden wie zu häufig zugeparkte Radwege und unzureichende Infrastruktur besonders auf dem Land.
Fahrradfahren wird so nicht nur umweltfreundlicher, sondern zunehmend auch sicherer und komfortabler – vorausgesetzt, die politische Förderung bleibt konsequent und umfassend.
Die Informationen und Zitate in diesem Beitrag basieren auf einer Pressemitteilung des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs e.V.
12 Antworten
Die Ergebnisse sind interessant! Ich frage mich aber: Wie sieht es mit der Fahrradfreundlichkeit in ländlichen Regionen aus? Gibt es da auch Fortschritte oder bleibt alles gleich?
Das ist ein guter Punkt! Ländliche Gebiete brauchen dringend mehr Infrastruktur für Fahrräder!
Ja genau! Ohne gute Wege wird niemand auf das Rad steigen wollen!
Die Umfrage zeigt viele Fortschritte, aber auch Probleme wie zu schmale Wege bleiben bestehen. Was haltet ihr von den vorgeschlagenen Lösungen des ADFC? Sind die realistisch?
Es klingt gut, aber ich mache mir Sorgen um die Umsetzung der Vorschläge in kleinen Städten.
Tübingen hat sich stark verbessert, das ist erfreulich! Welche Maßnahmen wurden dort konkret umgesetzt? Weiß jemand mehr darüber?
Ich habe gehört, dass sie viel in neue Radwege investiert haben und auch Fahrradbrücken gebaut wurden.
Die Note 4,05 für das Miteinander im Verkehr ist besorgniserregend! Was können wir tun, um das zu verbessern? Ich glaube, Aufklärung ist wichtig.
Ich stimme zu! Aufklärung könnte helfen, besonders bei Autofahrern und Radfahrern.
Ich finde die Verbesserung in Städten wie Frankfurt super, aber es gibt noch viele Probleme. Was denkt ihr über die unsicheren Radwege? Gibt es da Vorschläge zur Verbesserung?
Ich denke auch, dass mehr sichere Radwege nötig sind. Warum wird nicht mehr für den Schutz der Radfahrenden getan?
Ja, ich sehe das genauso. Vielleicht sollten wir mehr Informationen über sichere Routen bekommen.