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– Berlin fällt im ADFC-Fahrradklima-Test 2024 von Platz 9 auf Platz 12, Note 4,3.
– 88 % der Befragten fühlen sich unsicher und 69 % empfinden Radfahren in Berlin als stressig.
– 72 % fühlen sich im Verkehr nicht akzeptiert, 92 % beklagen häufige Konflikte mit Autos.
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Berlin fällt im ADFC-Fahrradklima-Test 2024 deutlich zurück
Der heute im Bundesverkehrsministerium vorgestellte ADFC-Fahrradklima-Test 2024 bescheinigt Berlin eines der schlechtesten Ergebnisse unter den 15 größten deutschen Städten. Im aktuellen Ranking ist die Hauptstadt von Platz 9 auf den 12. Rang abgefallen und erhält für ihr Fahrradklima die Schulnote 4,3 – durchgefallen. Die Umfrage, an der zwischen dem 1. September und 30. November 2024 rund 7.500 Berliner Radfahrende teilgenommen haben, macht deutlich: Einschnitte bei der Radverkehrsförderung wirken sich unmittelbar negativ auf die Zufriedenheit aus. Ein Miteinander im Verkehr, wie es politisch 2023 angekündigt wurde, ist nicht spürbar.
„Die Ergebnisse des ADFC-Fahrradklima-Tests sind ein Armutszeugnis für Berlins Verkehrspolitik. Mit seinem fortschrittlichen Mobilitätsgesetz galt Berlin vor einigen Jahren noch als Musterschüler. Heute steht die Hauptstadt als Klassen-Schlusslicht da – ohne Willen, ohne Plan. Kommt es zu keinem Kurswechsel, wird der Negativ-Trend weiter anhalten. Die Verkehrssenatorin baut Radwege zurück, kürzt Fahrrad-Budgets, nimmt Tempo 30 vor Schulen, Kitas und Altenheimen zurück. Das führt zu Unzufriedenheit bei den Berliner:innen und nimmt der Stadt ihre Lebensqualität“, sagt Eberhard Brodhage, Landesvorsitzender des ADFC Berlin.
Die Umfrageergebnisse verdeutlichen die schlechte Stimmung in der Stadt. 88 Prozent der Befragten fühlen sich auf den Straßen Berlins als Radfahrende nicht sicher – ein Anstieg gegenüber 83 Prozent im Jahr 2022. Für 69 Prozent ist Radfahren in Berlin mit Stress verbunden (2022: 65 Prozent). Zudem beklagen 71 Prozent eine negative Entwicklung bei der Fahrradförderung. Diese Bewertung ist um eine ganze Notenstufe auf die schlechte 4,5 abgestürzt – so ein Tiefstand wurde zuletzt im Jahr 2016 erreicht.
Die Hoffnung auf mehr Akzeptanz im Straßenverkehr erweist sich als trügerisch: 72 Prozent der Berliner Radfahrer:innen fühlen sich nicht als Verkehrsteilnehmende anerkannt (2022: 66 Prozent). Die Gesamtbewertung für das Miteinander im Verkehr verschlechterte sich von 4,1 auf 4,3. Konflikte mit dem Auto-Verkehr sind fast allgegenwärtig; 92 Prozent berichten über häufige Auseinandersetzungen (2022: 89 Prozent). 90 Prozent fordern strengere Kontrollen gegen Falschparker auf Radwegen (2022: 87 Prozent). Eine Zusatzbefragung zum Thema „Miteinander im Verkehr“ zeigt weiter, dass 92 Prozent das Verkehrsklima als aggressiv wahrnehmen. Enge Überholmanöver erleben 90 Prozent als Problem. Die politische Unterstützung für mehr Verkehrssicherheit und Rücksichtnahme wird von der Mehrheit als unzureichend bewertet: Nur 11 Prozent glauben, Politik setze sich ausreichend dafür ein, und lediglich 17 Prozent sehen genug Werbung für ein rücksichtsvolles Miteinander.
„Die Menschen in der Hauptstadt sind mit der Verkehrspolitik unzufrieden wie nie. Vom #Radwegestopp von Manja Schreiner bis zu den Kürzungen von Ute Bonde – diese Verkehrspolitik fällt im ADFC-Fahrradklima-Test 2024 durch. Gleichzeitig zeigen die Ergebnisse auch, wo Berlin besser werden kann. Breite, sichere Radwege, mehr Kontrollen und weniger Raserei – so kann Berlin sicherer und lebenswerter werden. Dafür muss der Senat den Radverkehrsplan wieder aufnehmen und umsetzen. Wir fordern: #MehrPlanFürsRad“, erläutert Marlene Alber, Politische Referentin des ADFC Berlin.
Der ADFC-Fahrradklima-Test 2024 erzielte bundesweit mit 213.000 Teilnahmen einen neuen Hochpunkt. Mit genau 7.415 Mitwirkenden aus Berlin wurde ebenfalls ein Rekord bei der Beteiligung in der Hauptstadt aufgestellt. Die Befragung gehört zu den weltweit größten ihrer Art und liefert mit 27 Fragen zur Sicherheit, Infrastruktur und Verkehrsklima eine fundierte Basis für Verbesserungen in den Kommunen.
Für weiterführende Informationen und Infografiken zu den Berliner Ergebnissen steht die Website des ADFC Berlin zur Verfügung: Berlin fällt durch – ADFC-Fahrradklima-Test 2024.
Ursachen und Herausforderungen des schlechten Fahrradklimas in Berlin
Die schlechte Bewertung Berlins im ADFC-Fahrradklima-Test 2024 ist kein isoliertes Phänomen, sondern ein Spiegelbild komplexer gesellschaftlicher und stadtpolitischer Entwicklungen – die über die Hauptstadt hinaus für viele Metropolen relevant sind. Der Abfall Berlins von Platz 9 auf Platz 12 im bundesweiten Großstadt-Ranking und eine Gesamtnote von 4,3 verdeutlichen ein zentrales Problem: Das Gleichgewicht zwischen wachsendem Mobilitätsbedarf und der Verkehrssicherheit sowie Lebensqualität auf den Straßen gerät aus dem Lot.
Berlin steht exemplarisch für eine Stadtentwicklung, die sich zwischen konkurrierenden Interessenspannt: auf der einen Seite der Wunsch nach mehr Sicherheit und Umweltverträglichkeit, auf der anderen Seite der weiterhin hohen Belastung durch Auto- und Lieferverkehr sowie finanzielle und planerische Engpässe bei der Radinfrastruktur. Die ADFC-Umfrage zeigt, dass 88 Prozent der Radfahrenden sich unsicher fühlen und 69 Prozent Stress beim Radfahren erleben. Diese Werte stehen für belastende Verkehrsverhältnisse, die das Vertrauen in die Verkehrspolitik schwächen.
Stadtentwicklung im Spannungsfeld von Sicherheit und Mobilität
Die wachsende Stadtbevölkerung, steigende Verkehrsdichte sowie der zunehmende Autoverkehr machen es immer schwieriger, attraktive und sichere Radwege anzulegen oder zu erhalten. In vielen Großstädten Deutschlands und international zeigt sich ein ähnliches Bild: Nachhaltige Verkehrskonzepte werden häufig durch kurzfristige politische Entscheidungen oder knappe Ressourcen ausgebremst. In Berlin etwa führt die Kürzung von Fahrradbudgets und ein Rückbau von Radwegen dazu, dass die bereits fragile Infrastruktur nicht verbessert, sondern schlechter wird.
Gleichzeitig erschweren zu enge Verkehrsflächen, fehlende Kontrollen gegen Falschparker und mangelndes Rücksichtnehmen das Miteinander. Der ADFC-Berlin berichtet, dass 92 Prozent der Befragten oft Konflikte mit dem Kfz-Verkehr erleben und nur wenige das Gefühl haben, als Verkehrsteilnehmende akzeptiert zu werden. Dieses aggressive Verkehrsklima entspricht nicht nur einem erhöhten Unfallrisiko, sondern senkt auch die Attraktivität des Radfahrens und der nachhaltigen Mobilität insgesamt.
Wichtige Herausforderungen für die Städte im Überblick
- Mangelnde Sicherheitsinfrastruktur: Zu schmale oder schlecht abgetrennte Radwege erhöhen Unfallrisiken.
- Unzureichende Finanzierung: Rückläufige Budgets bremsen den Ausbau und die Qualitätssicherung.
- Konkurrenz um öffentlichen Raum: Nutzungskonflikte zwischen Autos, Fahrrädern, Fußgängern und öffentlichen Verkehrsmitteln.
- Schwaches Miteinander im Verkehr: Aggressive Fahrweisen, unzureichende Kontrollen und fehlende Rücksichtnahme.
- Politische Uneinigkeit: Widersprüchliche Maßnahmen und fehlender langfristiger Plan lassen die Radverkehrsförderung stagnieren oder gar zurückgehen.
Diese Stichpunkte zeigen, dass nicht nur bauliche Maßnahmen entscheidend sind, sondern auch ein gesellschaftlicher Wandel im Umgang miteinander und klare politische Prioritäten gefragt sind.
Politische Weichenstellungen und Zukunftsaussichten
Der ADFC Berlin fordert daher eine Rückkehr zu einem nachhaltigen, durchdachten Radverkehrsplan. Statt Rückschritte bei der Verkehrssicherheit zu machen, sollten Senat und Verwaltung die Förderung des Radverkehrs als integralen Bestandteil einer zukunftsfähigen Stadtentwicklung begreifen. Dazu gehört auch, Maßnahmen wie Tempolimits an sensiblen Orten und verstärkte Kontrollen gegen Falschparker konsequent umzusetzen.
Andere europäische Großstädte wie Kopenhagen oder Amsterdam zeigen, wie konsequente Investitionen in Radinfrastruktur das Fahrradklima und den Verkehr insgesamt verbessern können. Dies erfordert jedoch klar formulierte Ziele, langfristige Strategien und den Mut zu Konflikten im öffentlichen Raum.
Für Berlin und viele andere Metropolen steht damit eine zentrale Frage im Raum: Wie kann der öffentliche Raum zwischen allen Verkehrsteilnehmenden gerecht gestaltet werden, ohne Sicherheit und Lebensqualität zu opfern? Die Antwort darauf wird entscheidend für die Mobilität der Zukunft und die Lebensqualität in den Städten sein.
Die Ergebnisse des ADFC-Fahrradklima-Tests basieren auf einer Pressemitteilung des ADFC Berlin.
10 Antworten
Es ist frustrierend zu sehen wie wenig sich tut bei der Verkehrspolitik in Berlin.
Ja genau! Wir brauchen eine richtige Strategie und weniger politisches Geschwafel.
‚Miteinander im Verkehr‘ klingt gut, aber was bringt das alles, wenn man sich nicht sicher fühlt? Es muss mehr getan werden! Wer hat Ideen für sichere Lösungen in Berlin?
‚Breite Radwege‘ sind ein Anfang! Ich habe mal gehört, dass Kopenhagen da ein gutes Vorbild sein könnte. Wer weiß mehr darüber?
‚Weniger Raserei‘ klingt auch wichtig! Ich denke wir sollten den Fokus auf Tempolimits legen – vor Schulen und Kitas besonders!
Die Umfrageergebnisse sind wirklich alarmierend. Ich kann kaum glauben, dass 88 % sich unsicher fühlen! Wie kann man so eine hohe Zahl ignorieren? Sollte der Senat nicht sofort handeln?
Das stimmt! Wir müssen auch unsere Stimme erheben und mehr Druck machen. Vielleicht könnten Demonstrationen oder Unterschriftensammlungen helfen?
Ich finde es echt traurig, dass Berlin beim Fahrradklima-Test so abgerutscht ist. Es ist wichtig, dass die Politik endlich reagiert und die Situation für Radfahrer verbessert. Was denkt ihr über die Vorschläge von Eberhard Brodhage?
Ja, ich stimme Willi zu! Die Stadt sollte mehr in sichere Radwege investieren. Wie können wir als Bürger Einfluss nehmen, um die Politiker zum Handeln zu bewegen?
Ich frage mich auch, ob es konkrete Beispiele aus anderen Städten gibt, wo das Fahrradklima besser ist? Vielleicht können wir daraus lernen.