– Wohnungsbaugenehmigungen 2023: Dezember −35,1 %, Jahresrückgang −26,6 %, stärkster Rückfall seit 2007.
– Hauptverband fordert kohärente Wohnungsbaupolitik ohne Förderstopps, Genehmigungschaos und Streit um Wachstumschancengesetz.
– Erwarteter Baukosten- und Hypothekenzinsrückgang 2024, Bedarf an Anreizen wie degressiver AfA und Bauordnungsvereinheitlichung.
Dramatischer Einbruch im deutschen Wohnungsbau 2023 – Zahlen, Forderungen und erste Lösungsansätze
2023 erlebte die deutsche Bauindustrie einen ihrer schwierigsten Momente seit vielen Jahren. Besonders auffällig ist die dramatische Reduktion bei den Wohnungsbaugenehmigungen um 35,1 Prozent allein im Dezember gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Über das gesamte Jahr hinweg zeigt sich sogar ein Rückgang um 26,6 Prozent – ein Niveau, wie es zuletzt 2007 verzeichnet wurde. Dies markiert den stärksten Rückfall seit 2007, wie aus den frisch veröffentlichten Zahlen des Statistischen Bundesamtes hervorgeht.
Die aktuellen Zahlen haben die Erwartungen des Hauptverbandes bestätigt. In seinen klaren Worten sagt Müller: „Die Dezemberwerte bei den Wohnungsbaugenehmigungen haben unsere Erwartungen leider bestätigt. […] Ich wiederhole meinen Appell: Bund und Länder müssen endlich eine konsistente Wohnungsbaupolitik auf den Weg bringen. Ohne Förderstopps, ohne Streit um das Wachstumschancengesetz und ohne Genehmigungswirrwarr.“ Müller sieht darin eine Vernachlässigung der Dringlichkeit, mit der die Wohnungsnot angegangen werden müsste.
Trotz dieser Herausforderungen gibt es auch positive Signale: Hoffnung besteht allerdings in den Voraussetzungen für eine Trendwende im Wohnungsmarkt. Erwartet wird ein leichter Rückgang der Baukosten im Jahr 2024 und bereits jetzt eine Absenkung der Hypothekenzinsen. Dieses Umfeld könnte die Voraussetzungen schaffen, den Wohnungsbau wieder anzukurbeln.
Doch Müller verweist darauf, dass allein diese Entwicklungen nicht ausreichen: „Trotz dieser positiven Ausblicke verbleibt die Notwendigkeit, weitere Anreize für den bezahlbaren Wohnungsbau zu schaffen, etwa durch eine degressive Abschreibung für Abnutzung (AfA), für welche die Zustimmung der Bundesländer erforderlich ist.“ Langfristig sei es unerlässlich, ein Marktumfeld zu gestalten, das über Jahre den Bau bezahlbaren Wohnraums ermöglicht.
Dabei betont Müller deutlich: „Dies erreicht werden kann, ohne dass Bund und Länder finanzielle Mittel bereitstellen müssen, sondern durch den politischen Willen, die 'Flutwelle an Vorschriften und Vorgaben im Wohnungsbau' zu brechen.“ Eine Vereinheitlichung der Landesbauordnungen könnte außerdem die Kosten senken und den Bau von Wohnraum stärker fördern.
Die Bauindustrie selbst zeigt sich dabei engagiert und bereit, mit modernem, industriellem Bauen dazu beizutragen, die Kosten zu senken und die Wohnungsnot zu lindern. Die Herausforderungen sind groß, doch mit einem entschlossenen politischen Engagement und einer konsequenten Wohnungsbaustrategie könnten die Weichen für eine positive Zukunft des Wohnens in Deutschland gestellt werden. „Es bedarf eines umfassenden politischen Engagements und einer konsequenten Wohnungsbaustrategie, um die Weichen für eine positive Zukunft des Wohnens in Deutschland zu stellen.“
Wohnungsbau als gesamtgesellschaftliche Herausforderung
Der spürbare Einbruch bei den Baugenehmigungen hat längst seine Bedeutung als einzelnes Branchenproblem hinter sich gelassen und ist zu einem zentralen gesellschaftlichen Thema geworden. Wohnungsnot betrifft nicht nur einzelne Haushalte, sondern stellt eine Herausforderung für die gesamte Gesellschaft dar. Für Mieter, Familien und potenzielle Bauherren wird der Zugang zu bezahlbarem Wohnraum immer schwieriger, wodurch soziale Spannungen zunehmen und wirtschaftliche Dynamiken beeinflusst werden.
Die Folgen dieser Entwicklung sind vielfältig und weitreichend. Steigende Baukosten und eine insgesamt angespannte Marktsituation erschweren den Bau neuer Wohnungen. Gleichzeitig bleibt das Angebot hinter der Nachfrage zurück, was zu höheren Mietpreisen und einem wachsenden Druck auf den Wohnungsmarkt führt. Betroffen sind dabei insbesondere:
- junge Familien, die sich ein Eigenheim oder größere Wohnungen leisten möchten
- Mieterinnen und Mieter, die mit steigenden Kosten konfrontiert sind
- Bauherren und Investoren, die durch unsichere Rahmenbedingungen zögern
- die Bauwirtschaft, die sich auf rückläufige Aufträge einstellen muss
Im internationalen Vergleich zeigt sich, dass ähnliche Probleme auch in anderen Ländern unter vergleichbaren Bedingungen auftreten. Oft sind es strukturelle Faktoren und politische Rahmenbedingungen, die den Wohnungsbau hemmen. Diese Verflechtungen verdeutlichen, wie eng der Wohnungsmarkt mit wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungen verflochten ist.
Gesellschaftliche und wirtschaftliche Folgen
Der Mangel an neuem Wohnraum wirkt sich direkt auf die soziale Stabilität aus. Bezahlbares Wohnen ist ein Grundbedürfnis, dessen Sicherstellung essenziell für den gesellschaftlichen Zusammenhalt ist. Zudem beeinflusst der Rückgang der Baugenehmigungen die konjunkturelle Lage und setzt die Bauwirtschaft unter Druck, was sich wiederum auf Beschäftigung und Wertschöpfung auswirkt.
Perspektiven für die nächsten Jahre
Angesichts dieser Herausforderungen sind sowohl der politische Wille als auch strukturelle Reformen entscheidend, um die Situation zu verbessern. Ohne zielgerichtete Maßnahmen drohen die Probleme sich weiter zu verschärfen, da der Bedarf an Wohnraum in den kommenden Jahren weiter steigen wird. Nur durch eine konsequente Anpassung der politischen Rahmenbedingungen können Impulse für mehr Neubau, Kostensenkungen und damit für eine Entspannung auf dem Wohnungsmarkt gesetzt werden. Dies ist nicht nur eine Aufgabe der Politik, sondern eine gesamtgesellschaftliche Verpflichtung.
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Baugenehmigungen im Jahr 2023 – Trendwende im Wohnungsbau nicht in Sicht
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